In Lederhosen und Dirndl:Darum lieben junge Menschen das Dachauer Volksfest

Volksfest Aufbau

Nach dem Beginn des Dachauer Volksfestes tummeln sich alt und jung in den Bierzelten.

(Foto: JOERGENSEN.COM)

Etwa 300 000 Besucher kommen jährlich auf die Thoma-Wiese in Dachau. Der Reiz der Traditionsveranstaltung hat nicht nur mit dem billigen Bier zu tun.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Seit Philipp Winkler, 25, denken kann, geht er aufs Dachauer Volksfest. Als Kind schleppte ihn sein Opa mit, heute werfen sich er und seine Freunde während der Volksfestzeit fast täglich in Lederhosen und Dirndl und radeln von Hebertshausen zur Ludwig-Thoma-Wiese. Winkler ist Vorsitzender des Burschen- und Madlvereins Hebertshausen. Er weiß, was ein Volksfest braucht, um bei jungen Menschen zu punkten. Er sagt, in Dachau sei sehr viel geboten, was Fahrgeschäfte und sonstige Stände angehe, mehr als in Markt Indersdorf jedenfalls. Gleichwohl gehe es auf dem Volksfest im Vergleich zum Oktoberfest viel griabiger zu. "Die Wiesn ist international, das Dachauer Volksfest regional." Doch das Entscheidende ist für Winkler: "Man trifft auf dem Dachauer Volksfest Leute, die trifft man das ganze Jahr nicht."

Wenn von Samstag, 11., bis Montag, 20. August, das Dachauer Volksfest über die Bühne geht, pilgern Menschen aus allen Ecken und Enden des Landkreises, sowie aus München und Umgebung zur Ludwig-Thoma-Wiese, wo man für eine Mass Bier heuer 6,10 Euro hinlegen muss und damit nur fast halb soviel wie auf der Wiesn. Das Dachauer Volksfest ist ein Publikumsmagnet. 300 000 Menschen kommen nach Angaben der Stadt jedes Jahr in der Woche von Maria Himmelfahrt auf das Gelände zwischen Amper und Mühlkanal. Das Dachauer Volksfest zieht besonders die Jugend an. Das liegt nicht nur an dem billigen Bierpreis. Die Burschen und Madln schätzen auch die überschaubare Größe des Volksfestes, das Angebot an Fahrgeschäften, die Stimmung in den Zelten sowie, dass kaum geschlägert wird.

Fabian Handfest, 17, und Berkay Kengeroglu, 18, kennen die Wünsche und Sorgen der Dachauer Jugendlichen. Sie sitzen beide im Jugendrat. Gerade planen sie eine Umfrage unter den jungen Dachauern. Sie wollen von ihnen wissen, wie sie das Freizeitangebot in der Stadt bewerten. Manchmal ist abends tote Hose. Bis auf ein paar Fast-Food-Restaurants habe dann alles zu, sagt Berkay Kengeroglu. Das Volksfest sei super, "für alle, die mal länger draußen bleiben wollen". So sieht das auch Fabian Handfest. "Das Volksfest wird durchweg positiv gesehen. Es ist ein super Treffpunkt", sagt er. Ein Grund sei, dass man im Vergleich mit anderen Volksfesten noch relativ günstig wegkomme. Ein anderer ist die Sicherheitslage. "Es gibt nur wenige große Delikte", fügt Berkay Kengeroglu an. Markus Högg von der Stadtjugendpflege bestätigt diese Eindrücke: "Es gibt eigentlich nur positive Rückmeldungen und kaum Beschwerden."

Dass Sicherheit auch für die Jugendlichen ein Thema ist, weiß Andrea Schneider, Wirtin des Ziegler Fest- und Partyzeltes. Hier tummelt sich traditionell das jüngere Publikum. Es spielt keine Band, sondern ein DJ legt Partymusik auf. Der Zieglerbräu ist seit 2010 auf dem Volksfest vertreten. Die Verantwortlichen haben sich damals für ein Zelt in Hüttenoptik entschieden. "Das hat bei der Jugend voll eingeschlagen", sagt Andrea Schneider. Sie weist Gerüchte unter Jugendlichen zurück, wonach man heuer erst ab 18 Jahren das Bierzelt betreten dürfen. Es bleibt dabei: Auch 16-Jährige können kommen. Man habe zwar nie geplant, jüngeres Publikum anzusprechen, sagt Schneider, aber so sei es eben gekommen. "Wir fühlen uns sehr wohl damit." Sie glaubt, dass die jungen Menschen generell am Volksfest mögen, dass es friedlich ist. Auch die Security-Leute seien freundlich, sagt sie. Zudem sei das Volksfest eben kein Jugendfest. "Hier kommen alle Generationen zusammen. Das schätzt die Jugend."

Eine, die weiß, wie die Jugend tickt, ist Evi Witmann. Sie ist Jugendleiterin beim Trachtenverein "D'Ampertaler" und kennt noch einen Grund, warum Volksfeste bei jungen Menschen so gut ankommen. Es ist natürlich die Tracht. "Die jungen Leute zeigen sich gerne im feschen Gwand", sagt sie. Und wann hat man schon mal die Gelegenheit, sich in die Lederhosen und Dirndl zu schmeißen? Manchmal sehe sie auf dem Volksfest sogar jemanden, der die Dachauer Tracht trägt, sagt Wittmann. Bei den Männern gehört dazu ein schwarzer Hut, ein kurzer Janker, ein weißes Bauernhemd, eine lederne Stiefelhose und eine Samtweste. Die Frauen tragen eine Bluse und ein Dirndl mit aufwendigen Stickereien. So laufen die Mitglieder der Ampertaler auch beim Festumzug am Samstag ein. Mit dabei sind etwa 30 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen fünf und 27 Jahren.

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