Dachauer Volksfest:Fast eine Rekord-Wiesn

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Nach bisherigen Schätzungen haben mehr als 300 000 Gäste das Dachauer Volksfest besucht - trotz der Hitze an den vergangenen Tagen. Stadt und Schausteller sind hoch zufrieden.

Petra Neumaier

Günther Domcke, Pressesprecher der Stadt Dachau, überschlägt sich geradezu vor positiven Bilanzen: Schon am Montag zeichnete sich ab, dass das Volksfest 2012 ein Riesenerfolg war. "Ja, wenn wir zum Schluss nicht so eine Hitze gehabt hätten, wäre es sogar eine Rekord-Wies'n geworden", ist er sicher. Zwar liegen noch keine Zahlen über Bier- und Getränkeumsätze vor, doch die Organisatoren gehen davon aus, dass die Besucherzahl die 300 000-Grenze überschritten hat.

Randvoll - besonders am Abend: Das große Zelt auf dem Dachauer Volksfest war wieder ein Publikumsmagnet. (Foto: Toni Heigl)

Die Hitze! Bei mehr als 35 Grad im Schatten besonders für die eine Tortur, die am Grill stehen mussten, um für die Besucher knusprige Hendl zu braten. Denn die kamen trotzdem - sogar in der Mittagsonne - aufs Dachauer Volksfest. Nicht in so großer Zahl wie am Abend, aber doch so, dass die schattigen Biergärten oft bis zum letzten Platz besetzt waren. Nur vereinzelt fanden sich dagegen in den Zelten die Gäste ein. Je später und kühler dann der Abend, desto voller wurde es aber auch hier. Besonders am ersten Wochenende, am Dienstag und am Donnerstag, ging es auf dem Dachauer Volksfest zu wie auf dem Oktoberfest in München: kein Durchkommen auf der Schaustellerstraße und kein Platz an einem der vielen Biertische.

All überall und an jedem Tag herrschte jedenfalls "Superstimmung", stellte Günther Domcke fest. Und das nicht nur wegen des guten Wetters. Grund mag wohl ebenfalls die Vielzahl an attraktiven Fahrgeschäften gewesen sein, die heuer besonders auf die Jugend ausgerichtet waren. Entsprechend zufrieden sind die Schausteller. Wobei, schränkt der Pressesprecher ein, bei den Besuchern schon der Preis eine Rolle gespielt habe. "Fünf Euro sind zwar für diese tollen Attraktionen durchaus angemessen, aber der Andrang war deutlich weniger als bei den Drei-Euro-Fahrten".

Ein erfreulich gutes Ergebnis zeichnet sich laut Domcke schon jetzt beim traditionellen Glückshafen ab. Und die Wirte sind auch zufrieden mit den vergangenen Festtagen. Dank der durstmachenden Temperaturen wurde wieder kräftig zugelangt, was allerdings dazu führte, dass der eine oder andere etwas über den Durst trank. Dennoch kann sich die Polizeiinspektion Dachau nicht beklagen. "Wenn auch das letzte Wochenende mehr los war, als die ganze Woche zusammen, insgesamt hatten wir nicht viele Straftaten", resümiert Polizeihauptkommissar Ernst Ziegenheim. Dies führt er allerdings nicht nur auf die vernünftiger werdenden Festbesucher zurück, sondern auf die verstärkte Präsenz seiner Kollegen. Neben vier Einsätzen des Einsatzzuges, ebenso vielen von Hundeführern und einem der Bereitschaftspolizei, waren täglich fünf bis 14 Beamte im Einsatz, die allesamt ihren dritten freien Tag für einen zusätzlichen Dienst und für eine sichere Wiesn opferten. 728 Stunden zählte Ziegenheim zusammen. "So was schüttelt man nicht einfach so aus dem Ärmel", lobt der Hauptkommissar. Dank seiner Leute konnten jedenfalls schon einige Streitigkeiten im Keim erstickt werden. Und so kam es - Stand Montagmittag - nur zu acht Sachbeschädigungen (davon zwei an Dienstfahrzeugen), 13 Körperverletzungen, zehn Ausnüchterungen und vier Hausfriedensbrüche. Insgesamt vier Betretungsverbote mussten allerdings ausgesprochen werden. Nur sechs Trunkenheitsfahrten wurden gezählt, wobei da die schlechte Parkplatzsituation um das Volksfest herum eine Rolle spielen mag.

Auch Günther Domcke, der täglich auf dem Volksfest seine Runden drehte, stellte fest: Immer mehr Besucher kommen mit der Bahn oder dem Radl. "Eigentlich könnten wir jedes Jahr ein Drittel mehr Fahrradständer aufstellen, aber es fehlt halt der Platz", sagt er. Und selbst die Baustellensituation der S-Bahn wirkte sich erfreulicherweise nicht auf den Besucherstrom aus. Besonders erfreut beobachtete Günther Domcke, dass dank Mundpropaganda und der überregionalen Werbung viele Gäste aus der weiteren Umgebung nach Dachau anreisen: Autokennzeichen von Friedberg über Rosenheim bis Traunstein hat er schon gesichtet. "Angesichts der negativen Entwicklung der meisten bayerischen Volksfeste können wir heuer wieder mehr als zufrieden sein", findet der Pressesprecher der Stadt.

Zufrieden ist ebenfalls das Bayerische Rote Kreuz: Bereitschaftsleiter Dieter Ebermann hat, da der Dienst ja noch nicht geendet hat, am Montag noch keine konkreten Zahlen, "aber wenn nicht heute noch eine Menge Leute umfallen, dann hatten wir diesmal unter 300 Patienten", freut er sich. Neben Alkoholproblemen gab es heuer eine ganze Reihe von Kreislaufzusammenbrüchen - nicht nur aufgrund der Hitze, sondern auch ausgelöst von den wilden Fahrgeschäften. "Da brauchte gar keiner betrunken sein, dass ihm beim Fahren schlecht wurde", schmunzelt Dieter Ebermann.

© SZ vom 21.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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