Süddeutsche Zeitung

Alternative für Dachauer Volksfest:Sommer auf der Thoma-Wiese

Auch in diesem Jahr wird das Dachauer Volksfest wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden können. Doch es laufen schon Vorbereitung für ein alternatives Format mit Buden und Essständen, aber ohne Bierzelt.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Dass im städtischen Kulturamt kreative Menschen arbeiten, haben die Dachauer im vergangenen Sommer, dem ersten in der Pandemie, erlebt: Corona-konforme Auto-, Picknick- und Sitzkonzerte gingen über die Bühne. Auf der Thoma-Wiese trat zum Beispiel die Spider Murphy Gang auf. In einem der vielen Hits der Münchner Rock 'n' Roll-Band singt Sänger Günther Sigl darüber, dass er nackert durch den Englischen Garten renne und einen Eiskaffee im Rialto schlürfe... "Es ist wieder Sommer, Sommer in der Stadt."

Ja, es ist bald wieder Sommer in der Stadt. Und kaum jemand geht davon aus, dass heuer Großveranstaltungen wie in prä-pandemischen Zeiten stattfinden können. Zwar ist es schwierig, die Entwicklung der Infektionszahlen vorherzusagen. Doch aktuell ist etwa ein Volksfest vom 7. bis 16. August auf der Thoma-Wiese mit Bierzelt und Tausenden Besuchern unvorstellbar. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sagte in der Sitzung des Ferienausschusses: "Ich sehe nicht, dass ein Volksfest, wie wir es kennen, stattfinden kann." Dieser Meinung sind auch die Dachauer Stadträte. Einstimmig haben sie per Beschluss das Kulturamt beauftragt, parallel zur Normalplanung eine Corona-konforme Alternative zum Volksfest 2021 zu erarbeiten. Die Verwaltung, der Volksfestreferent, die Wirte und Schausteller-Verbände sollen sich nun gemeinsam Gedanken machen, wie die Alternative konkret aussehen könnte. Vorschläge für den Titel gibt es bereits: "Sommer auf der Thoma-Wiese" oder "Sommer in Dachau".

Ein Dachauer Volksfest in gewohnter Form wird es nicht geben

Die Idee dahinter ist nicht neu. Bereits im vergangenen Jahr gab es in einigen Städten und Gemeinden Alternativkonzepte zu den ausgefallen Volksfesten. Die Landeshauptstadt organisierte statt des Oktoberfestes einen "Sommer in München". An vielen Orten sorgten Essensstände, Buden, Fahrgeschäfte und Kulturbühnen für einen sommerlichen Flair trotz Pandemie. Ähnlich gut lief das "Schanzer Herbstvergnügen" in Ingolstadt oder der "Sommer in Vaterstetten". Es gab Biergartenbereiche statt eines geschlossenen Festzelts, weniger Fahrgeschäfte und Buden, während die Veranstalter gleichzeitig Wege verbreiterten und auf die Umsetzung der Abstandsregeln achteten. Eine solche Volksfest-Alternative wäre aus Sicht der Stadtverwaltung auch in Dachau grundsätzlich möglich.

Auch Volksfest-Referent Robert Gasteiger (Freie Wähler Dachau) rechnet nicht mehr damit, dass es heuer ein Volksfest in "gewohnter Form" geben werde, wie er sagte. Insofern begrüßte auch er die Planung einer Alternative. Damit es "zumindest eine Annäherung" an das Volksfest geben könne. "Ein kleines Fest", das nicht unbedingt "Volksfest" heißen müsse. Gasteiger glaubt auch, dass das Balsam auf für die Seele der Menschen sein wird. 2020 sei volksfestmäßig "nicht so der große Erfolg" gewesen, sage er. Die Bevölkerung sei mittlerweile so weit, dass sie sagen würde: "Jetzt müssen wir mal wieder furtgehen."

Im April fällt eine endgültige Entscheidung

Doch auch aufgrund der schlechten Haushaltslage der Stadt ist es nötig, sich über eine Volksfest-Alternative konkret Gedanken zu machen. Aktuell laufen die Planungen für ein Dachauer Volksfest im August wie in den Zeiten vor Corona ganz regulär. Schließlich hat der Kulturausschuss im vergangenen Sommer beschlossen, das Volksfest 2020 auf 2021 zu verschieben, auch um den Schaustellern eine Perspektive zu geben. Ab März und insbesondere in den Osterferien startet dann die intensive Organisationsphase. "Der point of no return" wäre laut Verwaltung Ende April. Ab diesem Zeitpunkt müsste die Stadt und der Festwirt erheblich finanziell in Vorleistung gehen. Daher haben sich die Stadträte nun verpflichtet, spätestens bis Ende April eine endgültige Entscheidung zu treffen, ob es ein Volksfest oder eine Alternative geben soll.

Eine Mischform, also eine Art "Dachauer Volksfest light" ist für die Stadtverwaltung ausgeschlossen. Schließlich beruhe ein Volksfest auf Nähe und Gemütlichkeit. Halbvolle Zelte mit Einbahnstraßen- und Abstandsregelungen und Maskenpflicht "hätten nichts mit der gewohnten Atmosphäre des Dachauer Volksfestes zu tun", so die Verwaltung. Zudem stünden einem finanziellen und organisatorischen Mehraufwand deutlich geringere Einnahmen gegenüber.

Es dürfte also auf einen "Sommer in Dachau" oder "Sommer auf der Thoma-Wiese" hinauslaufen. Vielleicht resultiert daraus ja ein Erfolgskonzept auch für künftige Sommer in der Stadt.

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SZ vom 27.02.2021/van
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