Dachauer Theatertage:So simpel, so gut

Dachauer Theatertage: Mehr als ein Hörspiel: Sebastian Hofmüller (l.) und Greulix Schrank erzählen Erich Kästners "Emil und die Detektive" auf eine einzigartige Weise.

Mehr als ein Hörspiel: Sebastian Hofmüller (l.) und Greulix Schrank erzählen Erich Kästners "Emil und die Detektive" auf eine einzigartige Weise.

(Foto: Toni Heigl)

Sebastian Hofmüller und Greulix Schrank erwecken die Geschichte von "Emil und die Detektive" mit einfachen Mitteln zum Leben

Von Felix von den Hoff, Dachau

Hell und piepsig ist die Stimme von Emil, ängstlich und gebrechlich jene seiner Großmutter, dunkel und bedrohlich die des Zugführers. Es ist ein wahres Stimmenfeuerwerk, untermalt von allerlei Musikinstrumenten, das der Schauspieler Sebastian Hofmüller und der Musiker Greulix Schrank auf die Bühne des Stockmann-Saal des Ludwig-Thoma-Hauses bringen. Dem Publikum haben sie ihre Version von "Emil und die Detektive" mitgebracht. Es ist bereits eine der letzten Vorführungen der diesjährigen Theatertage.

"Live-Hörspiel-Abenteuer" nennen die beiden Künstler ihre Art der Präsentation. Eine durchaus passende Bezeichnung, denn es ist sicherlich kein einfaches Theaterstück und auch keine Lesung, kein Hörbuch und kein Film. Von alledem etwas - ja. Aber hergestellt wird die Geschichte eben direkt vor den Augen der Zuschauer. Und das jedes mal aufs Neue. Seit 2011 zeigen sie das Stück, das die Handlung von Kästners Buchvorlage in gekürzter Fassung für Jung und Alt sehenswert macht. "Es funktioniert nur live", erklärt Hofmüller. Der Charme liege darin, dass in der Interaktion mit dem Publikum in jeder Vorstellung etwas Neues entstehe und das Aufführen so auch für ihn immer etwas Überraschendes und Spaßiges habe. "Und diesen Spaß gilt es an das Publikum weiterzugeben."

Und es funktioniert, gleich mit den ersten Sätzen ist man mitten in der Geschichte: "Berlin, ich komme!" Der Ausruf, den der zwölfjährige Emil ausstößt, als er das erste Mal alleine mit dem Zug von seiner Heimat Neustadt nach Berlin fahren soll, klingt nach großer Vorfreude. Doch das ist nicht das einzige Gefühl, das sich in ihm breitmacht. Denn so eine lange Reise ganz ohne die Eltern und mit der kostbaren Fracht von 140 Mark, die er dort seiner Großmutter überbringen soll, ist auch ganz schön aufregend. Immer wieder greift er nervös an die Innenseite seiner rechten Jackentasche, wo der Umschlag mit den Geldscheinen mit einer Stecknadel befestigt ist. Doch je länger die Fahrt dauert, desto müder und müder wird er. War etwa in der Schokolade, die ihm sein eigenartiger Abteilnachbar Herr Grundeis zu Beginn der Reise gegeben hatte, doch etwas? Mit aller Mühe versucht Emil sich wachzuhalten - doch ohne Erfolg. Als er kurz vor Berlin wieder aufwacht, findet er sich auf dem Boden liegend in seinem Zugabteil wieder. Herr Grundeis ist verschwunden - und mit ihm der Geldumschlag aus Emils Jackentasche.

Schauspieler Hofmüller und der Musiker Greulix wechseln auf der Bühne rasant von Charakter zu Charakter, von Instrument zu Instrument. Unter anderem sind eine Reibe, eine Mundharmonika, Percussions und eine Bassgitarre zu hören - sowie vom Band gespielte Geräusche und Toneffekten. Das Tosen der Stadt, das Rattern des Zuges, Hupen oder das Quietschen einer Tür unterstützen so die erzählerischen Elemente, lassen einen in die kurzweilige und spannende Geschichte eintauchen und führen die Zuschauerinnen und Zuschauer von der beschaulichen Bühne im Stockmann-Saal mitten in den Trubel der Großstadt. Dass nur Hofmüller und Greulix die Dialoge sprechen, spielen und musizieren, vergisst man schnell, wenn die beiden das Publikum durch Atmosphären, Gefahren und Abenteuer nehmen und Emils wilde Reise durch Berlin zum Leben erwecken. Denn dieser lässt den Diebstahl seines Geldes natürlich nicht so einfach auf sich sitzen. Mit der Hilfe von Gustav und seinen Freunden, die Emil bei seinem Abenteuer helfen, beginnt eine wilde Verfolgungsjagd. Dass diese am Ende erfolgreich ist, steht außer Frage. Und die Belohnung fällt um einiges größer aus, als sich die kleinen Detektive hätten vorstellen können.

Die Theatertage enden am Freitag, 19. November.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: