Süddeutsche Zeitung

Dachauer Testfahrt:Auch Elektrobusse schaffen Probleme

Bevor sie ihre Flotte umrüsten, testen die Stadtwerke ein Fahrzeug

Die 16 städtischen Linienbusse sind täglich von fünf Uhr morgens bis halb elf am Abend in der Stadt Dachau unterwegs. Da würde es sich mit Blick auf die Schadstoffbelastung der Luft durchaus lohnen, von den bisherigen Dieselfahrzeugen auf umweltfreundlichere Alternativen zu wechseln. Tatsächlich planen die Stadtwerke, die den öffentlichen Nahverkehr in Dachau organisieren, langfristig einen Umstieg. Wie die Stadtwerke mitteilen, werden zwölf Busse 2021 durch neue ersetzt. Aber es werden wohl keine Elektrobusse sein, die das Bündnis für Dachau in einem Antrag an Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) gefordert hat. Das sei nicht unbedingt die Lösung, erklärte Gerald Nübel, technischer Leiter der Stadtwerke, im Werkausschuss des Stadtrats. Überhaupt, so Nübel, sei schwer einzuschätzen, welche Technik sich als zukunftsträchtig für den Linienbusverkehr erweist. Deshalb beobachten die Stadtwerke weiter den Markt, prüfen Förderprogramme. Gerne wolle man auch mit einem Testfahrzeug demnächst erproben, wie sich ein Elektrobus im alltäglichen Dachauer Linienbetrieb schlägt. Das Thema umweltfreundliche Antriebstechnik beschäftige die Stadtwerke, so Nübel. Vorrangiges Ziel für den Busbetrieb sei es, dass er zuverlässig und kostengünstig funktioniere. Wenn dann viele Bürger den Nahverkehr nutzten, "ist das ein Beitrag für weniger Luftschadstoffe". Doch die ideale Option liege nicht auf der Hand. So schlage sich beispielsweise in der Ökobilanz, die den Energieverbrauch von Fahrzeugproduktion bis zum Linienbetrieb unter die Lupe nimmt, auch der Wasserstoffantrieb gut. Daneben bieten diesel-elektrische Hybridfahrzeuge Vorteile. Das Problem der Elektrobusse: "der derzeit noch schlechte Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung". "Über die gesamte Lebenszeit eines Fahrzeugs betrachtet, ist die Umweltbilanz des Elektroautos nicht das, was man landläufig meint", so Nübel. Dennoch eignen sich Elektrofahrzeug grundsätzlich für einen Flottenbetrieb, wie den Linienbusverkehr in einer Stadt. Alle umweltfreundlichen Antriebe hätten jedoch ein Manko: Die hohen Anschaffungskosten, die nicht mit staatlichen Zuschüssen völlig aufgefangen werden können. So kostet ein Elektrobus mit bis zu 600 000 Euro zweimal so viel wie ein konventioneller Dieselbus. Für ein wasserstoffgetriebenes Fahrzeug muss man noch bis zu 20 000 Euro drauflegen. Zudem müssten für eine Elektrobus-Flotte Ladestationen errichtet werden, und das nicht nur am Betriebshof der Stadtwerke. Denn die 280 Kilometer, die ein Linienbus täglich auf seinen Runden durch die Stadt kurvt, schaffen aktuelle Modelle nicht mit einer Batteriefüllung. Dazu kommt der zusätzliche Energiebedarf für Heizung im Winter und Klimaanlage im Sommer. Deshalb müsste auf der Strecke, etwa am Bahnhof, nachgeladen werden. Gerade weil es noch offene Fragen der Praxis gibt, sind die Stadtwerke an einem Testfahrzeug interessiert, wie Nübel sagte. "Wir wollen Erfahrungen sammeln, bevor wir zehn Busse bestellen."

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Quelle:
SZ vom 06.07.2018 / pes
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