Dachauer OB heiratet in Fondi:"Si, lo voglio! - Ja, ich will!"

Es ist die Krönung der Freundschaft zwischen Fondi und Dachau: Sindaco Salvatore De Meo traut Oberbürgermeister Florian Hartmann und Julia Märkl. Aus Freude darüber veranstalten die Italiener ein großes Fest

Von Niels P. Jørgensen, Fondi / Dachau

Ab jetzt ist ihre Beziehung ganz offiziell: Der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (33) und seine Verlobte Julia Märkl (25) haben am Wochenende in Dachaus italienischer Partnerstadt Fondi geheiratet. Die standesamtliche Trauung übernahm Hartmanns Amtskollege, Sindaco Salvatore De Meo.

Er war es auch, der schon bald nach der ersten Begegnung mit dem jungen Paar den Anstoß zu dieser Auslandshochzeit gegeben hatte. Kennengelernt hatte De Meo die Braut an Florian Hartmanns erstem Arbeitstag, dem 1. Mai 2014, bei einem Festessen aus Anlass der Befreiungsfeier im Dachauer Schloss. Die junge Frau hatte schnell in ihre neue Rolle an der Seite des neugewählten OB, der ihm schon als junger Stadtrat begegnet war, gefunden, und die Chemie zwischen den beiden Amtsinhabern stimmte. Bald stand für De Meo fest: "Wenn ihr beide mal heiratet, möchte ich euch gerne trauen".

Was Anfangs als charmanter Scherz hätte aufgefasst werden können, wurde am Samstag Wirklichkeit. Denn die Freundschaft zwischen Sindaco und Oberbürgermeister, sowie ihren Familien wuchs in den vergangenen Amtsjahren ebenso wie die Intensität des Austausches zwischen den Partnerstädten. Als De Meo dann die Nachricht von der Verlobung bekam, schickte er Hartmann sofort eine SMS: "Remember: You must also marry in Fondi!"

Dann musste mit der Hochzeit alles ganz schnell gehen - allerdings nicht aus dem Grund, der viele Paare plötzlich ins Standesamt treibt - sondern weil die Amtszeit des italienischen Kollegen bald definitiv zu Ende geht: Er darf nach zwei Legislaturperioden nicht mehr zur Wahl antreten und ist inzwischen als Nachrücker für das EU-Parlament bestätigt, er wird also, sobald der Brexit vollzogen ist, nach Brüssel gehen.

Eigentlich sollte die Hochzeit in kleinem Kreis stattfinden

Nachdem das junge Paar Eltern und engste Verwandte von der Idee einer italienischen Trauung überzeugt hatte, wurde also eine Feier im kleinen Kreis geplant, neben den wichtigsten Familienangehörigen hatte das Brautpaar die engsten Freunde aus Fondi zu einem privaten Essen nach der Trauung eingeladen. Womit die beiden nicht gerechnet hatten, war, welche Begeisterung ihre Idee in der Partnerstadt auslösen würde. Und so entwickelte der kleine Familienausflug sich ganz von allein zu einem recht turbulenten Festwochenende. Denn nicht nur Sindaco Salvatore De Meo freute sich mächtig über die Zusage, sondern auch seine Stadträte und Referenten. Und die wollten unbedingt mitfeiern.

Und das taten sie, indem sie für die Brautleute einen Polterabend ausrichteten, der sich am Vorabend der Trauung zu einem sehr fröhlichen Fest im Restaurant La Concordia am Salto di Fondi entwickelte. Stadtpolizist Stefano Pannone sorgte am Keyboard für italienische Tanzmusik und der Sindaco selbst sang mit seinen Stadtratskollegen Luigi Parisella und Giuglio Cesare di Manno um die Wette, bis die ganze Gesellschaft ausgelassen tanzte und schließlich in einer langen Polonaise durch das Gartenlokal zog.

Bei jeder Hochzeit fließen Tränen, aber selten so viele, wie am nächsten Morgen - vor der Trauung. Der Apotheker Gino Fiore hatte sein Haus zur Verfügung gestellt, um die Braut Julia ganz in italienischer Tradition für die Hochzeit herzurichten. Bevor es von dort aus zum eigentlichen Festakt ins Castello, dem einstigen Schloss der Fürstin Giulia Gonzaga ging, wollten die Trauzeugen, Silviano Adessi und seine Frau Annamaria und Gino Fiore, dessen Frau auch Annamaria heißt, dem jungen Paar ihre Glückwünsche mit auf den Weg geben. Silviano Adessi ist übrigens derjenige, der die Städtepartnerschaft auf italienischer Seite managt. Gino Fiore, der sich auch als Theaterregisseur und Autor einen Namen gemacht hat, fand dafür sehr bewegende Worte. "Es war mir eine Ehre und eine Freude, euch heute bei mir zu haben und wenn ihr heute mein Haus verlasst, werdet Ihr wie meine eigenen Kinder sein!"

In Fondi war es die erste Auslandstrauung überhaupt

Für die Fahrt zur Trauung hatten die Gastgeber extra einen kleinen Oldtimer, einen Topolino, geschmückt und der sorgte schnell wieder für glänzende Augen. Genauso wie auch die herzliche Traurede von Sindaco Salvatore De Meo, der seine Freude über die Entscheidung seiner Freunde Julia und Florian ausdrückte, "es war wirklich ein großer Wunsch von mir, diese Trauung durchzuführen. Eine Trauung ist immer schön, aber besonders schön, wenn man so gute Freunde trauen darf. Ich hoffe das vielleicht eines eurer hoffentlich vielen Kinder in Fondi geboren wird!" Obwohl beide Bürgermeister in ihren jeweiligen Städten auch als Standesbeamte Erfahrung haben, waren vor der eigentlichen Eheschließung auch bürokratische Hürden zu nehmen. Für die Verwaltung der Comune di Fondi war es sogar die erste Auslandstrauung überhaupt.

Umgekehrt lernte das deutsche Paar drei wichtige Artikel des italienischen Codice Civile kennen, in denen weitergehend als in Deutschland nicht nur die gegenseitigen Rechte und Pflichten der Partner, sondern ganz explizit auch die der künftigen Kinder des Paares innerhalb der Familie definiert werden. Erst dann durften die beiden die entscheidende Frage beantworten und sie taten es unter großem Beifall zweisprachig: "Si, lo voglio! - Ja ich will!"

Die kirchliche Trauung soll es im nächsten Jahr geben

Zum Abschied betonte De Meo noch mal die Bedeutung des Ereignisses aus seiner Sicht: "Als vor 21 Jahren diese Städtepartnerschaft begründet wurde, wart ihr noch Kinder. Aber eure Entscheidung hier bei uns zu heiraten, ist die Krönung der Freundschaft zwischen Dachau und Fondi!"

Natürlich wollen Julia und Florian Hartmann ihre Hochzeit auch daheim in Dachau feiern, bis dahin wird aber noch ein wenig Zeit vergehen. Denn die kirchliche Trauung ist für den Sommer 2020 geplant.

Einen Vorgeschmack darauf bekam das frischgetraute Paar aber schon mal als Überraschung bei der Heimkehr am Münchner Flughafen. Da erwarteten sie nämlich die ersten Gratulanten mit einer Abordnung der Dachauer Stadtkapelle.

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