Dachauer Musiksommer:Vom schwarzen Ritter und der Heiterkeit des Hochlands

Zum Abschluss des Dachauer Musiksommers geben mehr als 200 Musiker der Gemeinschaft der Dachauer Chöre und der Jungen Münchner Symphoniker ein opulentes Konzert.

Von Philip Kammerl

Dachauer Musiksommer: Schon bei der ersten gemeinsamen Probe harmonieren die Jungen Münchner Symphoniker und die Chorgemeinschaft der Dachauer Chöre. Kein Wunder: Schließlich üben Chor und Orchester schon seit vielen Monaten. Die Jungen Münchner Symphoniker werden zudem von professionellen Instrumentalisten unterstützt.

Schon bei der ersten gemeinsamen Probe harmonieren die Jungen Münchner Symphoniker und die Chorgemeinschaft der Dachauer Chöre. Kein Wunder: Schließlich üben Chor und Orchester schon seit vielen Monaten. Die Jungen Münchner Symphoniker werden zudem von professionellen Instrumentalisten unterstützt.

(Foto: Jørgensen)

"Als der schwarze Ritter erstmals spricht, erstarrt der Chor in eisigem Pianissimo. Die Burg, sie erzittert in abwärtsdonnernder Chromatik - stürzte sie vollends in sich zusammen, man würde es kaum kraftvoller komponieren." Der Musikwissenschaftler Andreas Pernpeintner zeigt sich in seiner Programmschrift zur "Dachauer Sommernacht der Chöre" beeindruckt von der klanglichen Opulenz des Stücks "The Black Knight" von Edward Elgar. Die vierteilige Chorkantate entstand 1889 bis 1893, basierend auf einer englischen Übersetzung des Gedichts "Der schwarze Ritter" von Ludwig Uhland. Sie bildet die erste Hälfte des Konzerts, zu dem sich am Mittwoch, 17. Juli, um 20 Uhr, im Dachauer Schlossgarten mehr als 200 Musiker zusammenfinden werden.

Dass eine derartige Veranstaltung wirklich nichts Alltägliches - nicht einmal Alljährliches - ist, dürfte auf der Hand liegen. Die letzte Aufführung, bei der 150 Sängerinnen und Sänger sowie das Orchester der Münchner Symphoniker Carl Orffs Carmina Burana spielten, liegt immerhin schon acht Jahre zurück. "Das war ein voller Erfolg", erinnert sich Kulturamtsleiter Tobias Schneider. "Das Interesse seitens der Chöre nach einem ähnlich großen Event wurde die letzten Jahre immer stärker." Im Juli 2011 gab es dann die erste Besprechung zwischen Kulturamt und Vertretern aus verschiedenen Dachauer Chören, allen voran der Liedertafel, der Chorgemeinschaft, dem Heilig Kreuz Chor und dem Volkschor, um Ideen für ein Programm zu sammeln. Dank Josef Reichl, dessen Frau Irmgard Leiterin des Heilig Kreuz Chors ist, standen sehr schnell die Favoriten für das Konzertprogramm fest.

"Josef hat sechs komplette Programme mit Hörbeispielen vorgestellt - das erleichterte uns die Wahl immens", sagt Peter Frank, Chorleiter der Liedertafel Dachau. Man entschied sich für "The Black Knight" und "Scenes from the Bavarian Highlands (Szenen aus dem bayerischen Hochland)", beide von Edward Elgar für Chor und Orchester komponiert sowie "Solang der alte Peter" - ein reines Orchesterstück von Ulrich Sommerlatte.

Der Spätromantiker Elgar ist hierzulande kaum bekannt. Zu Unrecht, darin sind sich die Dirigenten des Abends, Peter Frank und Bernhard Koch, einig. Als Leiter der Jungen Münchner Symphoniker, die in diesem Jahr anstelle der Münchner Symphoniker auftreten werden, weiß Koch, wie faszinierend und beeindruckend Elgars Musik ist. "Elgar ist einer der meistgespielten Komponisten in England", schwärmt er. "Wir sollten ihm auch in Deutschland eine Chance geben."

Laut Koch ist neben der musikalischen Qualität für uns in Deutschland auch die literarische interessant - schließlich basieren die Stücke Elgars indirekt auf deutschem Kulturgut: dem Rittergedicht Uhlands und den Gedichten von Elgars Frau Alice, in denen sie versuchte, die Eindrücke der bayerischen Landschaften und des lokalen Brauchtums einzufangen. Dass ihr dies gelungen ist, beweist die stimmungsvolle Mischung aus Naturschönheit, Bergwelt, Tänzen, Schützen auf der Jagd, Sehnsucht, Geborgenheit und Liebe, die durchweg den Eindruck bayerischer Heiterkeit hinterlässt. Zusammen mit den humorvollen Variationen über "Solang der alte Peter", die das berühmte Lied in verschiedenen musikalischen Stilen von Bach bis zeitgenössischer Tonkunst parodieren, bilden die "Scenes from the Bavarian Highlands" den zweiten Teil des Konzerts.

Mit diesem Konzertaufbau wollen die Veranstalter dafür sorgen, dass das Publikum heiter und beschwingt in den Sommerabend entlassen wird. Zur Pause hin wird vermutlich noch die Spannung der opulent erzählten Geschichte des schwarzen Ritters, der am Hofe des Königs Angst und Schrecken verbreitet, vorherrschen.

Wenn Musikwissenschaftler Pernpeintner davon spricht, dass "The Black Knight" große Musik ist, "die keinen Spaß versteht", bezieht er sich wohl nur auf die Dramatik des Stücks, nicht auf den Spaß, den die Musiker und das Publikum an der Aufführung haben. Denn dass der vorhanden ist, daran bestehe kein Zweifel, sagt Peter Frank. Gerade der hohe Anspruch des Werkes bereite Chor und Orchester große Freude und Erfolgserlebnisse, wenn das mühevoll Einstudierte im Kontext einer so großen Gemeinschaft seine klangliche Wirkung voll entfaltet. "Die letzten Probewochenenden verliefen großartig", freut sich Frank.

In Anbetracht des großen Engagements aller Beteiligten in den letzten zwei Jahren bleibt zu hoffen, dass sich das Dachauer Publikum nicht nur für Kassenschlager wie Carmina Burana, sondern auch für außergewöhnlichere Werke begeistern lässt. Einlass ist von 19 Uhr an. Bei Regen ist eine Verlegung auf Donnerstag, 18. Juli, oder Freitag, 19. Juli, möglich. Der Eintrittspreis beträgt 24 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühr bei www.muenchenticket.de.

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