Dachauer Musiker auf dem Tollwood-Festival:Gitarren-Kobolde

Tim McMillan hat mit Manuel von Krosigk in Dachau einen kongenialen Partner gefunden - an diesem Freitagnachmittag treten sie gemeinsam in München auf.

Anna Schultes

Hochkonzentriert sitzt Manuel von Krosigk auf einem Stuhl im Kleinen Konzertsaal im Münchner Gasteig. Die Augenbrauen zucken nach oben, während er die Akkorde auf seiner E-Gitarre spielt. Nur ab und an weicht der Blick von seinem Instrument. Dann wandert er nach links zu seinem Musikerkollegen, dem australischen Singer-Songwriter Tim McMillan. "Tim improvisiert gerne", sagt der 20-Jährige nach seinem Auftritt auf dem Münchner Klangfest. "Darauf muss man sich einstellen."

Manuel von Krosigk

Manuel von Krosigk, Dachauer Gitarrist und Student der Betriebswirtschaft.

(Foto: privat)

Für von Krosigk ist die Zusammenarbeit eine große Chance. Er ist froh, dass der Australier in Dachau bleiben möchte, obwohl seine Zeit als Stipendiat der Stadt in wenigen Tagen endet. Nicht nur McMillan hat von seinem Aufenthalt profitiert - in den vergangenen zwölf Monaten ist ein intensiver Austausch mit lokalen Musikern entstanden. Neben von Krosigk begleitet der Schlagzeuger Alex Bökel und den Gitarristen regelmäßig zu Konzerten, teilweise drei oder vier Mal in der Woche. "Es ist schon stressig momentan", sagt er. Denn eigentlich studiert der 20-Jährige, der in Haimhausen aufgewachsen ist und zuletzt mit seiner Familie in Vierkirchen gewohnt hat, im zweiten Semester Betriebswirtschaftslehre in Passau. Die Musik ist ein bedeutender Teil seines Lebens. Bis er zwölf Jahre alt war, hat von Krosigk Klavier gespielt. Vor sechs Jahren hat er mit der Gitarre angefangen.

Obwohl er eine Vorliebe für Pop, progressiven Rock und Fusion hat, war ihm eine gewisse Offenheit immer wichtig. Sein Gitarrenlehrer legte den Schwerpunkt auf Jazz, im Musik-Leistungskurs, den der ehemalige Schüler des Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasiums am Josef-Effner-Gymnasium besuchte, stand die Klassik im Mittelpunkt. Vielseitigkeit ist beim Spiel mit McMillan nicht unbedeutend, denn der beherrscht eine beeindruckende Mischung aus unterschiedlichen Stilen von Folk und Latin über Jazz und Blues bis hin zu akustischem Metal. Selbst nennt der Australier seine Musik Goblincore. Goblin bedeutet Kobold.

Als McMillan im Juli vergangenen Jahres nach Dachau zog, suchte von Krosigk schnell Kontakt zu ihm. Seitdem hat sich für den jungen Gitarristen einiges verändert: Er hat Konzerte in Clubs und auf Festivals in Dresden, Berlin und Bremen gespielt. Erst kürzlich trat er bei der Bühnenshow "Ray's Guesthouse" auf, zu der der frühere MTV-Moderator Ray Cokes ausgewählte Musiker einlädt. Und der 20-Jährige hat am Song "Denson's Bend" auf McMillans neuem Album "Angel" mitgewirkt. Das nächste Konzert ist an diesem Freitag auf dem Tollwood-Sommerfestival in München.

Das erste Mal hat von Krosigk den Australier bei dessen Konzert mit dem Jazz-Gitarristen Al Di Meola im Rahmen des Dachauer Musiksommers vor zwei Jahren erlebt. Als McMillan ein Jahr später sein Einstandskonzert vor der Kulturschranne gab, sprach der 20-Jährige ihn an und erzählte ihm von der Jam Session der Bluenote Musicschool tags darauf. Der Gitarrist kam. "Das war viel mehr, als ich erwartet hatte", sagt von Krosigk. Und es blieb nicht bei der gemeinsamen Session. McMillan gab ihm einige seiner Songs, die er üben und nach zwei Tagen präsentieren sollte. Kurz darauf spielten sie gemeinsam die ersten Konzerte. "Ich war völlig überrascht", erinnert sich von Krosigk. "Das hätte ich nie gedacht."

Die Sympathie der beiden Musiker beruht auf Gegenseitigkeit. "Sein Spiel und seine positive Art haben mich wirklich beeindruckt", erzählt Tim McMillan über die ersten Begegnungen mit Manuel von Krosigk. Ursprünglich wollte der Australier nur einige Konzerte in Dachau und München mit ihm geben. "Aber ich habe es sehr genossen, mit ihm zu spielen, und ihn deshalb gefragt, ob er mit uns auf Tour gehen möchte." Ein Zeichen dafür, wie sehr der Australier seinen E-Gitarristen schätzt, ist allein der Spitzname, den er ihm gegeben hat: Oberbürgermeister of Goblincore.

Das Konzert an diesem Freitag, 29. Juni, beginnt um 16 Uhr im Andechser-Zelt auf dem Münchner Tollwood-Festival. Der Eintritt ist frei.

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