Dachauer Kitas:Lange Warteliste

Viele Kinder haben keinen Betreuungsplatz in Dachauer Einrichtungen bekommen

Von Petra Schafflik, Dachau

Das Schul- und Kita-Jahr hat im September begonnen, doch noch immer fehlen Betreuungsplätze in Krippe, Kindergarten und Hort. Bereits im Juli hatte die städtische Verwaltung eine lange Warteliste mit 160 Kindern präsentiert. Daran hat sich trotz Bemühungen von Stadt und Kita-Trägern nicht viel geändert. So sind 59 Mädchen und Buben nicht in einer Krippe untergekommen, obwohl sie darauf einen Rechtsanspruch haben, informierte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) die Stadträte im Familien- und Sozialausschuss.

Entspannen wird sich die Lage erst Anfang 2020, wenn in den vorhandenen Schulcontainern auf der Ludwig-Thoma-Wiese eine provisorische Einrichtung mit drei Gruppen und damit 39 Plätzen in Betrieb gehen soll. "Dann fehlen uns aber immer noch ein bis zwei Gruppen", räumte der Oberbürgermeister ein. Auch bei den älteren Kindern gibt es Lücken, 60 Mädchen und Buben haben schon ihren dritten Geburtstag gefeiert, aber immer noch keine Zusage für einen Kindergartenplatz.

Die Situation ist in diesem Jahr besonders kritisch, weil ein von der Staatsregierung im Frühjahr fast überstürzt eingeführter Einschulungs-Korridor den Familien mehr Freiheit gibt. In der Folge wurden viele Kinder, die zwischen Anfang Juli und Ende September sechs Jahre alt werden, von ihren Eltern nicht eingeschult, sondern zurückgestellt. Diese Mädchen und Buben belegen nun Kindergartenplätze, die für jüngere Nachrücker fehlen.

Wie sich die Situation und die Auswirkung dieses Einschulungskorridors im kommenden Jahr entwickelt, sei völlig offen, erklärte der Oberbürgermeister. Immerhin habe die bayerische Staatsregierung die Entscheidungsfrist der Eltern nun zurückverlegt, so dass den Kommunen mehr Planungszeit bleibt. Auch im laufenden Betreuungsjahr wird sich die Lage noch ein wenig verbessern, wenn 25 Plätze in Dachau-Süd ab Anfang 2020 entstehen.

Ein Lichtblick in der Betreuungslandschaft sind die Hort-Plätze. "Die Situation war noch nie so gut wie in diesem Jahr", betonte Hartmann. Plätze fehlen trotzdem. In der Altstadt immerhin nur fünf, doch in Augustenfeld 21. In Dachau-Ost warten 18 Kinder, für die Räume bereitstehen, aber das notwendige Personal fehlt. In Dachau-Süd, wo der Sportverein ASV eine verlängerte und zudem flexible Mittagsbetreuung anbietet, bleiben im Hort nun 15 Plätze frei. Ein Modell, das die Stadt finanziell fördert.

Christa Keimerl (SPD) schlug daher vor, ein ähnliches Kooperationsmodell auch in Augustenfeld mit dem TSV 1865 anzudenken. Anke Drexler (SPD) brachte einen Shuttle-Bus ins Gespräch, um Kinder aus Augustenfeld zu den freien Plätzen in Süd zu bringen. "Als letzte Option." Allerdings hätten nicht alle Schulkinder zur gleichen Zeit Unterrichtsschluss, gab Familienreferentin Elisabeth Zimmermann (CSU) auf diesen Vorschlag hin zu bedenken.

Das Beispiel Dachau-Süd, wo eine besondere Mittagsbetreuung nun von vielen Eltern gegenüber dem Hort bevorzugt wird, zeigt anschaulich, dass Familien unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen an eine Kinderbetreuung haben. Die konkreten Wünsche der Dachauer Eltern will die Stadt um die Weihnachtszeit in einer Umfrage erheben, um dann auf Basis fundierter Daten zu diskutieren, informierte Amtsleiter Markus Haberl die Stadträte.

Allerdings wird trotz Elternbefragung ein Konfliktpunkt nicht aus der Welt zu schaffen sein: Eltern wünschten sich maximale Flexibilität, doch ein ständiges Kommen und Gehen in den Kitas erschwere die pädagogische Arbeit, so der OB. "Weil es dann schwierig wird, überhaupt einmal Ruhe in den Ablauf zu bringen." Keine Lösung weiß die Stadtverwaltung auch für den sich weiter noch verschärfenden, deutschlandweiten Fachkräftemangel im pädagogischen Bereich, erklärte der Oberbürgermeister.

Hartmann blickt deshalb etwas skeptisch in die Zukunft: "Da wird es spannend, wie wir die Kinderbetreuung künftig noch sicherstellen können."

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