Dachau:Grandioser Auftakt des Jugendsinfonieorchesters

Der erste Auftritt wird vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen. Die 33 Musiker geben ein Konzert, das Hoffnung auf weitere großartige Auftritte macht.

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Die Streicher halten ihre Bögen noch über den Saiten, die Bläser haben kaum ihre Instrumente abgesetzt, der Taktstock der Dirigentin schwebt noch in der Luft. Da bricht tosend der Applaus los, Bravo-Rufe schallen durchs Thoma-Haus. Die letzten Töne von Arturo Marquez' Danzon Nr. 2 verklingen, die Samba-Rhythmen, der Sound der Schlaginstrumente, das treibende Hauptmotiv der Geigen. Es ist ein schweres Stück des zeitgenössischen Komponisten. Eines, das denMusikern viel abverlangt. Vor allem, wenn es von einem Orchester gespielt wird, das zu großen Teilen aus Schülern besteht. Der mexikanische Tanz ist der Höhepunkt des Konzerts an diesem Abend, an dem sich das erste Dachauer Jugendsinfonieorchester zum ersten Mal vor Publikum präsentiert.

Und was für ein Konzert ist es: Sätze aus drei Mozart-Sinfonien stehen auf dem Programm, dazu Marquez und Filmmusik. Alles Originalliteratur, keine vereinfachten Arrangements. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die von den jungen Musikern mit großem Elan gelöst wird. Wenige Aushilfen sind darunter, und die beiden Musikstudenten Susanna Morper und Marvin Balzer. Ansonsten sind alle noch in der Schule oder gerade fertig geworden. Die Jüngsten sind gerade einmal 13. Das Orchester wächst zusammen, ist hoch konzentriert, immer wieder gehen die Blicke zu Gudrun Huber. Ihr Dirigat ist ruhig und zurückhaltend, sie gibt Struktur und lässt gleichzeitig Raum.

Großartige Präsenz

Die wunderbare Susanna Morper brilliert beim 1. Satz von Mozarts Violinkonzert in A-Dur. Ihre Präsenz ist umwerfend, der Ausdruck ihres Spiels großartig, sie behandelt ihr Instrument voller Zärtlichkeit. Sie interpretiert den Satz mit der Sensibilität, den feinen Nuancen und trotzdem der Kraft, die er verdient. Später trägt sie als Konzertmeisterin die Streicher, bietet den anderen Orientierung, so, wie es sein soll. Marvin Balzer steht ihr beim berühmten 2. Satz des Klarinettenkonzerts in A-Dur in nichts nach. Er spielt ein wunderschön weiches Adagio, hetzt nicht, sondern behält die Ruhe, und wird vom Orchester genauso gefühlvoll begleitet. Er ist rhythmisch präzise, ohne die Sinnlichkeit des Stückes zu vernachlässigen.

Großartig sind auch die Holzbläser insgesamt. Die Flöten beweisen Talent, ihr Piccolo-Spiel ist frisch und belebend. Das Blech hat bei der Filmmusik von "Herr der Ringe" seinen großen Auftritt, der mit starkem Ausdruck gemeistert wird. Die jungen Schlagzeuger schließlich springen zwischen Becken, Pauken und Guiros, sie geben vor allem dem mexikanischen Tanz und den Filmmedleys mit ihrem präzisen, selbstbewussten Spiel Textur und Volumen.

Jedes Stück wird stürmisch beklatscht

Was Huber, die erfahrene Geigenlehrerin und Musikwissenschaftlerin, und die jungen Musiker mit so wenigen Proben geschaffen haben, ist bemerkenswert. Schon nach diesem einen Konzert ist klar: Da wächst etwas Großartiges heran. Die Leistung wird honoriert. Der Saal ist voll besetzt, trotz des strahlenden Sonnenscheins, auch der Oberbürgermeister ist gekommen und die dritte Landrätin. Jedes Stück wird stürmisch beklatscht.

"Wir haben uns noch mal übertrumpft", sagt Gudrun Huber am nächsten Morgen, "es haben Sachen geklappt, die in der Probe noch nicht funktioniert haben." Sie war aufgeregt vor dem Konzert, trotz ihrer Erfahrung, es war doch ein besonderer Abend. Jetzt ist es geschafft, und die Aussichten sind gut. Die Stadt hat Zuschüsse zu den Orchesterprojekten zugesagt, vom Landkreis gibt es eine zunächst einmalige Spende. Im Mittelpunkt aber steht die wunderbare Musik, die das Orchester gemacht hat. Die Jugendlichen, die bereit sind, diese Musik zu machen, dafür zu arbeiten, ungeachtet aller unkomplizierteren Verlockungen, die die Welt bietet. Junge Menschen, die durch die Musik lernen, aufeinander zu hören, miteinander zu spielen, empathisch zu sein. Der Landkreis kann sich freuen auf das, was da noch kommen wird.

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