Dachauer Historiker:Ein unermüdlicher Aufklärer

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Nach kurzer, schwerer Krankheit starb Jürgen Zarusky im vergangenen Jahr plötzlich. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zum Gedenken an den Historiker Jürgen Zarusky findet ein Festakt statt

Von Walter Gierlich, Dachau

Es war ein Schock für alle, die ihn gekannt haben, als Jürgen Zarusky am 4. März 2019 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von nur 60 Jahren starb. Zum Gedenken an den Historiker, der seit seiner Studienzeit in Dachau lebte, wird es aus Anlass des ersten Todestages am Freitag, 6. März für Freunde, Bekannte, Kollegen und Weggefährten eine Veranstaltung geben. Sie findet um 17 Uhr im Max-Mannheimer-Studienzentrum statt.

Organisiert wird der Gedenkakt von seiner Witwe Annette Eberle und zwei langjährigen Mitstreiterinnen: Barbara Distel, der früheren Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, und Sybille Steinbacher, Professorin für "Geschichte und Wirkung des Holocaust" an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. "Neben dem Verlust eines engen persönlichen Freundes haben wir auch das Verschwinden einer der wichtigsten Stimmen in der Auseinandersetzung um die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen zu beklagen", schreiben die Organisatorinnen in der Einladung.

Diese Auseinandersetzung habe Jürgen Zarusky, Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte in München und Chefredakteur der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, des wohl bedeutendsten zeitgeschichtlichen Periodikums in Deutschland, nicht zuletzt in Dachau geführt, wo er seit seiner Studienzeit lebte und wo er bis zu seinem plötzlichen Tod unermüdlich für die Erforschung der Geschichte, für Aufklärung und Bewahrung der Erinnerung eintrat. Jürgen Zarusky selbst ging es darum, "Wissen und ein Bewusstsein für die Erfahrung der Anderen" zu schaffen, "als unabdingbare Voraussetzung für ein gedeihliches Zusammenleben auf unserem Kontinent", wie er selbst im Oktober 2018 sagte.

Nach der Begrüßung durch Barbara Distel und einem Grußwort des Dachauer Oberbürgermeisters Florian Hartmann wird Wolfgang Benz, früherer Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin, unter dem Titel "Gelehrsamkeit und Humanität" an den Verstorbenen und sein Engagement als Bürger erinnern.

"Mein Freund und Kollege Jürgen Zarusky" hat Sergej Slutch aus Moskau seinen Redebeitrag überschrieben. Der Stalinismus und die deutsch-sowjetischen Beziehungen waren ein Arbeitsschwerpunkt Zaruskys, der auch der deutsch-russischen Historikerkommission angehörte. Schließlich wird noch Winfried Nerdinger, Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München, sprechen. Sein Thema: "Jürgen Zarusky und die Ausstellung Ort der Erinnerung". Die Gruppe Vacilon and Friends, bei der Zarusky früher selbst mitspielte, bildet den musikalischen Rahmen der Veranstaltung.

© SZ vom 05.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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