Dachau:Zwei Brüder, zwei Schicksale

Frank Nonnemacher liest aus dem Buch über seinen Vater und Onkel

Frank Nonnenmacher liest am Donnerstag, 8. Juli, um 19.30 Uhr in der Gnadenkirche in der Anton-Günther-Straße 1 in Dachau-Ost aus seinem Buch mit dem Titel: "DU hattest es besser als ICH". Es handelt sich dabei um eine Doppelbiografie über Nonnemachers Vater Gustav und dessen Bruder Ernst.

Ernst und Gustav Nonnenmacher sind zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Stuttgart geboren und dort als Söhne verschiedener Väter einer ledigen Mutter in extremer Armut aufgewachsen. Gustav musste in ein Waisenhaus. Er wurde später Soldat, flog in Hitlers Luftwaffe und wurde nach dem Krieg freischaffender Bildhauer. Ernst musste schon früh durch kleine Diebstähle zum Lebensunterhalt beitragen, schwänzte die Schule und wurde später Wanderarbeiter, Hausierer und mehrfach wegen kleinerer Delikte vorbestraft. Nach seiner letzten Vorstrafe kam er aus der Polizeihaft direkt ins KZ Flossenbürg und später ins KZ Sachsenhausen. Von der SS wurde er erst mit dem schwarzen Winkel als "Asozialer", dann mit dem grünen Winkel als "Berufsverbrecher" markiert.

Frank Nonnenmacher, der Sohn von Gustav und der Neffe von Ernst, hat das Schicksal der beiden Brüder aufgeschrieben. Der Autor wird in Dachau einige Szenen aus dem Buch lesen. Und er wird davon berichten, wie er 2018 eine Initiative zur Anerkennung der bislang vergessenen Opfer gegründet hat. Diese hat dazu geführt, dass sich der Bundestag "nach über 70-jähriger Ignoranz mit den beiden Opfergruppen beschäftigte" und am 13. Februar 2020 einen Beschluss zu ihrer Anerkennung als NS-Opfer fasste, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Referent wird Verdienste und Defizite des Beschlusses ansprechen. In der anschließenden Diskussion geht es auch um die Frage nach den angemessenen Konsequenzen der späten Anerkennung. Karla Steeb, Philosophiestudentin und Freiwillige an der Versöhnungskirche, moderiert durch den Abend. Die Teilnahme ist ohne Anmeldung möglich; es besteht FFP2-Maskenpflicht. Geimpfte und vollständig Genesene sollen einen Nachweis mitbringen.

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