Dachau:Zu hohe Hürden

Der Dachauer Waldkindergarten muss schon kurz nach der Eröffnung wieder schließen - für immer. Das Landratsamt erteilt der Initiative keine Betriebserlaubnis.

Von Petra Schafflik

Kaum eröffnet, hat der Dachauer Waldkindergarten seine Tore bereits wieder schließen müssen. "Schon im Mai haben wir von heute auf morgen aufgehört", erklärt Melanie Lassak vom Vorstand des Trägervereins. Das schnelle Aus ist nicht auf mangelndes Interesse von Familien zurückzuführen. Vielmehr macht Lassak bürokratische Hürden für das Scheitern des Projekts verantwortlich. Bauliche Auflagen habe der Verein nicht rechtzeitig erfüllen können. Dadurch verzögerte sich die Betriebserlaubnis, öffentliche Zuschüsse konnten nicht fließen. Doch diese Gelder waren für den Verein existenziell. Die Folge: "Im Mai waren wir zahlungsunfähig", erklärt Lassak. Die neun Kinder, die seit April im Waldkindergarten betreut wurden, sind in anderen Tagesstätten untergekommen.

"Vielleicht ist das Projekt einfach nicht unter einem guten Stern gestanden", meint Lassak im Rückblick. Tatsächlich haben die Initiatoren des Waldkindergartens viele Hürden überwinden müssen. Bereits 2011 starteten die Planungen, im vorigen Sommer war endlich an der Schinderkreppe ein Standplatz gefunden für den Bauwagen, in den sich die Kinder bei schlechtem Wetter zurückziehen können. Allerdings erteilte die Stadt die Auflage, diesen Unterschlupf aus Brandschutzgründen nicht mit Gas, sondern nur mit Strom zu heizen. Das erschien der Elterninitiative nicht finanzierbar. Erst als die Stadt die Übernahme eines Großteils der Stromkosten zusagte, konnte der Waldkindergarten im April vorläufig starten. Gemeinsam mit einer angestellten Kinderpflegerin hat Vereinsvorsitzende Anne Belz, eine ausgebildete Sozialarbeiterin, die Kinder ehrenamtlich betreut. Im September wollte die Elterninitiative richtig loslegen und eine Erzieherin anstellen. Doch so weit ist es nun nicht gekommen.

Gescheitert ist das Projekt laut Melanie Lassak an Bauauflagen und Amtswegen: Eine spezielle Normtreppe und ein zweiter Ausgang aus dem Bauwagen hätten gefehlt. Beiden Vorgaben "wurden uns so knapp auferlegt, dass wir es zeitlich nicht geschafft haben", sagt die Vereinssprecherin. Allerdings: Diese Auflagen seien üblich für Bauwagen in sämtlichen Waldkindergärten des Landkreises, erklärt Gerhard Weber, Sprecher des als Genehmigungsbehörde zuständigen Landratsamts. Und diese Vorgaben seien im Sinne der Sicherheit der Kinder auch unverzichtbar.

Das bezweifelt auch Melanie Lassak nicht. Weil aber der Verein den Umbau des Bauwagens nicht rechtzeitig erledigt hat, wurde im Mai die Betriebserlaubnis noch nicht erteilt. Ohne diesen formalen Akt wiederum hatte der Waldkindergarten keinen Anspruch auf öffentliche Zuschüsse. Doch weitere Monate konnten die Initiatoren ihr Projekt nicht mehr aus eigener Tasche finanzieren. "Das konnten wir nicht mehr überbrücken." Ironie des Schicksals: Nachdem es noch im Frühjahr fraglich erschien, ob für den Waldkindergarten von Herbst an genügend Kinder angemeldet würden, seien nun diverse Anfragen eingegangen. "Im Nachhinein haben sich mehrere Familien für September anmelden wollen, auch zwei Erzieherinnen haben sich gemeldet", sagt Lassak.

Bei der Stadt bedauert man das Scheitern des Waldkindergarten, wie Hauptamtsleiter Günter Domcke betont, der den Initiatoren großes Engagement bescheinigt. Tatsächlich machten gesetzliche Auflagen, Vorgaben und Normen es für Elterninitiativen schwer, eine Kita zu gründen, so Domcke. Die Schließung des Dachauer Waldkindergartens bedeutet für diesen das endgültige Aus. "Die Enttäuschung ist groß", sagt Lassak. Einen zweiten Anlauf werde es durch diese Elterninitiative nicht geben. Denn dafür müssten die Initiatoren von vorne beginnen, neue Interessenten und auch Mitarbeiter finden. "Dafür fehlt uns die Kraft."

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