Süddeutsche Zeitung

Dachau:Zeuge des Völkermords

Lesezeit: 1 min

Dachau gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar fällt in diesem Jahr auf einen Freitag und wird wie üblich in Dachau mit einer Veranstaltung im Ludwig-Thoma-Haus begangen. Zu einem Zeitzeugengespräch reist in diesem Jahr Leon Schwarzbaum aus Berlin an. Die Nationalsozialisten ermordeten 35 seiner Verwandten, auch seine Eltern. Schwarzbaum, 1921 in Hamburg geboren, wuchs in der oberschlesischen Heimat seiner Mutter auf. Die Eltern stellten Daunendecken her, der Jugendliche ging aufs Gymnasium, spielte Basketball und Tennis und spielte mit Freunden in einer Swing-Band, den Jolly Boys. Wenige Wochen nachdem Schwarzbaum sein Abitur bestanden hatte, begann der Krieg und die Verfolgung der Juden wurde für den Teenager nun spürbar. Schon Anfang September 1939 wurden Juden in der Synagoge erschossen, das Gotteshaus und die Menschen, die sich darin befanden, wurde in Brand gesetzt.

Bald muss die Familie ins Ghetto ziehen, 1943 kommt Schwarzbaum ins Konzentrationslager Auschwitz. 1945 wird er von dort erst nach Buchenwald, dann in ein Außenlager von Sachsenhausen und schließlich auf einen Todesmarsch geschickt. Bei Schwerin wird er von amerikanischen Soldaten befreit. Nach dem Krieg ließ sich Schwarzbaum in Berlin nieder, heiratete und führte gemeinsam mit seiner Frau ein Antiquitätengeschäft. Seit ihrem Tod besucht er häufig Schulen, "denn es ist mir wichtig, den jungen Menschen meine Erfahrungen mit den Nazis mitzuteilen", zitiert ihn die Jüdische Allgemeine. Leon Schwarzbaum ist im vergangenen Jahr als Zeuge im Detmolder Prozess gegen den Auschwitz-Wachmann Reinhold Hanning aufgetreten, der schließlich wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 170 000 Fällen zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Das Gespräch mit Schwarzbaum moderiert Gabriele Hammermann, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau. Beginn: 19 Uhr.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3340722
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 20.01.2017 / vgr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.