Am Lehrstuhl Diversitätssoziologie der Technischen Universität München (TUM) war vor drei Jahren das Forschungsprojekt "WohL - Wohnungsleerstand wandeln!" gestartet. Finanziert wird das Projekt vom Freistaat Bayern mit 135 000 Euro, der Landkreis Dachau bringt 115 000 Euro ein. Die Ergebnisse sollen noch vor Jahresende fertiggestellt werden. Ziel der Studie ist es laut Universitätswebsite, "Motive für den Leerstand" und "Lösungswege zur Aktivierung von Wohnraum" zu finden.
Die Grünen-Fraktion im Dachauer Stadtrat hatte beantragt, die Studienergebnisse auszuwerten und zu prüfen, ob die Stadt leerstehende Immobilien an- oder vermieten könne. Ein Resümee der städtischen Fachabteilung für Wohnungswesen kommt jedoch zu dem Schluss, dass die Studienergebnisse dabei nicht hilfreich sein werden.
"Aufwand und Wirkung" stehen laut Drexler nicht im Verhältnis
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes stehen im Landkreis etwa 1800 Häuser und Wohnungen leer, diese Zahl bildete die Basis der TUM-Studie. Das Problem: die Zahl beruhe auf einer (Teil-)Erhebung der Leerstände "inklusive Vermutungen zu geschätzten Dunkelziffern", heißt es im Schreiben der Fachabteilung Wohnwesen. Viele Gemeinden hätten an der Erhebung jedoch gar nicht erst teilgenommen, da sie über keine gesicherten Daten zum Leerstand verfügen.
Konnten Gemeinden doch Zahlen vorlegen, seien diese nicht vergleichbar, weil sie aus "sehr unterschiedlichen Quellen bezogen" worden seien, schreibt die Fachabteilung. Stadträtin Anke Drexler (SPD) bedauert, dass "Aufwand und Wirkung" in diesem Fall "nicht im Verhältnis stehen". Wie es in einer Beschlussvorlage des Dachauer Stadtrates heißt, verspricht man sich in der Fachabteilung Wohnungswesen, "keine Hilfe bei der Identifizierung von ungenutztem Wohnraum oder gar konkrete Ansätze, das drängende Problem der Wohnungsknappheit mittels Reaktivierung von ungenutztem Wohnraum zu lindern".
Die SPD-Fraktion im Dachauer Stadtrat hatte in der Vergangenheit bereits eine Zweckentfremdungssatzung beantragt, jedoch keine Mehrheit gefunden. Eine solche Satzung würde es erlauben, rechtliche Schritte gegen Wohnungseigentümer einzuleiten, die ihre Immobilien leer stehen lassen. Damit ein solches Instrument greift, muss man jedoch wissen, wo genau sich leerstehenden Wohnungen befinden.
Grüne und Sozialdemokraten hatten darauf gehofft, dass die Studie der TUM Hinweise auf Leerstand liefern werde. Die Studienergebnisse werden, wie es nun scheint, jedoch keine weiteren handfesten Argumente für eine Zweckentfremdungssatzung schaffen. Trotzdem wolle seine Fraktion bald einen erneuten Antrag für die Einführung einer solchen Satzung stellen, sagte Grünen-Stadtrat Martin Modlinger in der Sitzung des Sozial- und Familienauschusses .