Dachau:Wohnanlage in Flammen

Der Brand in der MIttermayerstraße in Dachau

An dem Einsatz in der Dachauer Mittermayerstraße waren 65 Feuerwehrkräfte beteiligt.

(Foto: Toni Heigl)

In der Dachauer Altstadt ist am Freitag ein Gebäudekomplex bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Das Feuer zerstörte elf Wohneinheiten innerhalb von kurzer Zeit. Ein Bewohner kam mit einem Schock ins Krankenhaus.

Von Benjamin Emonts

Eine Frau vermutet noch ihren Sohn in dem brennenden Haus. Völlig in Panik versucht sie hineinzukommen, um ihn zu retten. Aber es geht nicht: Die Hitze ist einfach zu groß. Diese Szene schildert Lydia Dizdar, die gegenüber wohnt. Sie berichtet auch von unvorstellbarer Hitze, von meterhohen, sich rasend schnell ausbreitenden Flammen, von ankommenden Anwohnern, die nicht wissen, ob ihre Angehörigen noch in dem Haus sind. Dramatische Szenen spielen sich ab.

Der Brand war am Freitagnachmittag um kurz nach 14 Uhr aus bisher ungeklärter Ursache in der Wohnanlage in der Mittermayerstraße 11 in Dachau ausgebrochen. Tiefschwarze Rauchwolken steigen aus dem L-förmig gebauten Komplex, innerhalb kürzester Zeit steht der gesamte Dachstuhl in Flammen. "Wie es aussieht, ist von den Bewohnern der elf betroffenen Wohneinheiten ein Mann verletzt", sagt der Einsatzleiter der Rettungskräfte, Christoph Adler, gegen 16 Uhr. Die meisten Anwohner seien nicht daheim gewesen, als das Feuer ausbrach.

Nach und nach treffen Bewohner auf dem Platz vor der Ratsapotheke ein. Auch hier spielen sich dramatische Szenen ab. Eine Mutter sitzt mit ihrem Sohn auf dem Boden, beide weinen. "Brennt unser Haus auch?", fragt das Kind. Die Mutter weiß es nicht, sie darf nicht näher ran an ihre Wohnung.

"Dein Grill, ich glaube der hat das Feuer ausgelöst"

Wenige Meter weiter läuft eine junge Frau apathisch im Kreis und versucht, ihre Angehörigen telefonisch zu erreichen. Diese vermutet sie noch im Haus. Ein älterer Mann zieht hastig an einer Zigarette. "Es ist alles weg. Fünf Minuten vorher lag ich noch in der Badewanne. Ich hätte sterben können", sagt er fassungslos. Eine Frau sagt zu ihm: "Dein Grill, ich glaube, der hat das Feuer ausgelöst." Er streitet das ab. "Ein Kurzschluss", vermutet er.

Zwei andere Frauen weinen und nehmen sich in den Arm. "Das Baby ist bei der Oma. Aber die Katze ist noch in der Wohnung", sagt eine. Aus den Gesichtern der beiden spricht die Verzweiflung über das Verlorene und gleichzeitig die Erleichterung, dass niemand schwerer verletzt wurde.

Um 16.30 Uhr ist der Platz vor der Apotheke geräumt. Lydia Dizdar sitzt im angrenzenden Biergarten, wo ein Kriseninterventionsteam die betroffenen Anwohner psychologisch betreut. Sie hält die Hand einer 55-jährigen Bekannten. Deren Wohnung ist komplett ausgebrannt, ihr Mann wird einige Meter entfernt in einem Krankenwagen behandelt. Er hat einen Schock erlitten und ist - wie es aussieht - der einzige Verletzte. Glücklicherweise.

Um 17. 30 Uhr teilt die Polizei mit, dass der Großteil der Betroffenen inzwischen bei Angehörigen und Bekannten untergekommen ist.

Zwei Stunden lang versuchen die 65 Feuerwehrkräfte aus Karlsfeld, Dachau und Hebertshausen die meterhohen Flammen zu löschen. Vorerst vergeblich. Die Wohnanlage brennt bis auf die Grundmauern nieder. Um 16.10 Uhr, etwa zwei Stunden nach Ausbruch des Feuers, ist der Brand gelöscht.

Die für den Verkehr gesperrte Mittermayerstraße ist Richtung stadtauswärts in Rauch gehüllt, der Wind weht die beißenden Schwaden bis hoch in die Altstadt. Überall riecht es nach verbranntem Kunststoff und Holz. Über Facebook schreibt ein Mann, dass der Brandgeruch selbst in Günding noch zu bemerken ist.

Wie das Feuer ausbrach, weiß Augenzeugin Lydia Dizdar nicht - sie meint aber erkannt zu haben, aus welcher Wohnung die ersten Flammen kamen. Auch der Feuerwehr ist bislang noch unklar, warum das Haus in Flammen aufging und wo der Brandherd war. Die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck ermittelt.

Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt mitteilt, ist an der Wohnanlage ein Schaden in Millionenhöhe entstanden. Ein Übergreifen der Flammen auf die angrenzen Gebäude hat die Feuerwehr verhindert.

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