Dachau:Wissen, wo die Spenden landen

Organisationen kritisch prüfen

Für Menschen, die bereits regelmäßig spenden oder dies in Zukunft tun wollen, hat der Deutsche Spendenrat einige Ratschläge. Die Vertrauenswürdigkeit einer Organisation erkenne man daran, dass sie auf Wunsch aussagekräftiges Material über Aktivitäten und die Organisation selbst zur Verfügung stelle, sagt Geschäftsführerin Daniela Felser. Hierzu gehöre nicht nur die Auskunft über den Status der Gemeinnützigkeit, sondern auch eine regelmäßige Information über Projekte und ein einsehbarer Jahresbericht. Wer spenden will, solle sich deshalb vorher im Internet informieren oder Material anfordern. Sehr gefühlsbetonte, reißerische Werbung, die ein schlechtes Gewissen hervorrufen soll, spricht laut der Rechtsanwältin gegen die Seriosität einer Organisation. Auch beim aufdringlichen Rasseln mit der Sammelbüchse und bei Spendensammlern, die vor der Haustür oder auf der Straße zu schnellem Handeln nötigen, empfiehlt Felser Zurückhaltung. Sachspenden erachtet der Deutsche Spendenrat nur dann als sinnvoll, wenn sie einem gezielten Aufruf folgen, etwa nach schweren Unglücksfällen oder Katastrophen. Ansonsten seien Geldspenden hilfreicher, weil sie den Organisationen größere Flexibilität gewähren und geringere Folgekosten verursachen. asl

Die Bürger im Landkreis geben im gesamten Jahr 2015 Geld für gemeinnützige Zwecke. Vor allem das Schicksal der Flüchtlinge bewegt die Menschen. Wert legen sie darauf, dass die Zuwendungen in lokale Projekte fließen

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Mehr als drei Milliarden Euro haben die Deutschen von Januar bis September des vergangenen Jahres gespendet. Noch sind die Zahlen nicht da, aber für die verbleibenden Monate erwartet der Deutsche Spendenrat erneut eine Steigerung gegenüber den Vormonaten. Am Ende wird es wohl heißen: "2015 war ein Spenden-Rekordjahr." Grund für die massive Bereitschaft der Deutschen, Geld für gemeinnützige Zwecke auszugeben, sind laut dem Spendenrat das Erdbeben in Nepal im Frühjahr 2015 und die Flüchtlinge, die während des Jahres nach Deutschland und Europa kamen. Auch bei den großen Wohlfahrtsverbänden im Landkreis hat die Flüchtlingshilfe 2015 eine große Rolle gespielt. Sie sammeln jedoch vorrangig für lokale Projekte. Die Vorweihnachtszeit spielt für ihr Spendenaufkommen allerdings keine große Rolle: Beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) steigt es in der Regel nur gering an, bei der Caritas etwas deutlicher.

Gezielte Werbung hat die Caritas im Landkreis in der Vorweihnachtszeit aber nicht gemacht. "Wir brauchen das ganze Jahr über Unterstützer", sagt Geschäftsführer Axel Hannemann. Lediglich die Zentrale in München hat Spender angeschrieben. "Ansonsten ergibt sich das aus unseren bestehenden Kontakten", erzählt er. Im Lauf des vergangenen Jahres, berichtet Hannemann, seien die Spenden jedoch spürbar gestiegen. Eine Entwicklung, die vor allem mit der Ankunft von Flüchtlingen im Landkreis zusammenhängt. In deren Betreuung ist die Caritas mit der Asylsozialberatungsstelle in besonderem Maße eingebunden. "Dieser Bereich spielt im Moment eine sehr große Rolle", sagt Hannemann. Spenden zugunsten der Flüchtlingshilfe der Caritas werden für die alltägliche Betreuung verwendet, zum Beispiel für Sprachkurse oder Fahrkarten. Bei Sachspenden bittet die Caritas, vorher nach dem aktuellen Bedarf zu fragen, damit die Hilfe auch wirklich ankommt. Doch auch die anderen Einrichtungen sind auf Spenden angewiesen. Die Caritas ist breit aufgestellt. Wer etwa die Familienpflege, die Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder sogenannte "freizeitpädagogische Maßnahmen" der Erziehungsberatung unterstützen will, kann den Verwendungszweck beim Spenden angeben.

Auch beim BRK bleiben die Spendengelder im Landkreis und landen nicht im überregionalen Topf. Das passiere nur im Katastrophenfall wie dem Tsunami in Südostasien im Jahr 2004, erklärt Geschäftsführer Paul Polyfka. Ansonsten sei jeder Kreisverband autark. Wie bei der Caritas kann man sich beim BRK aussuchen, wofür die eigene Spende verwendet werden soll: für Seniorennachmittage, Nikolaus-Aktionen und Volksfestbesuche für bedürftige Kinder oder Einzelfallhilfe, wenn es etwa im Haus einer Familie gebrannt hat und Teile des Hausrats neu beschafft werden müssen. Außerdem ist der Kreisverband in der Ukraine und Ungarn aktiv. Auch die Ehrenamtlichen beim BRK selbst können Unterstützung gebrauchen, zum Beispiel für ihre Ausrüstung und Schulungen. Offensive Sammelaktionen vor Weihnachten betreibt aber auch das BRK im Landkreis nicht. Man setze auf langfristige Bindungen und nicht auf kurzfristige Effekte, sagt Polyfka. In der Vorweihnachtszeit verzeichne man lediglich einen Anstieg der Spenden im einstelligen Bereich.

Bei der Awo im Landkreis hält man es genau wie bei den anderen Wohlfahrtsverbänden. "Wir werben nicht aktiv und nicht aggressiv", sagt Geschäftsführer Oskar Krahmer. Spenden werden auch hier projektspezifisch gesammelt und verwendet, etwa für die psychische Betreuung von Kindern im Frauenhaus, das Mehrgenerationenhaus, für Klassenfahrten oder Lebensmittelgutscheine für Senioren im betreuten Wohnen. Die Spendenakquise läuft über die Ortsverbände oder altgediente Sponsoren wie die Sparkasse oder die Volksbank. Einmal im Jahr informiert die Awo auf einer Pressekonferenz über die Verwendung der eingegangenen Gelder.

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