Süddeutsche Zeitung

Stadt Dachau:Geheimsache Wirtschaftsförderung

Ein paar mehr Informationen, vor allem an die örtliche Wirtschaft, wären Balsam für die bröckelnden Beziehungen zwischen Stadt und den Betrieben.

Kommentar von Alexandra Vettori, Dachau

Das Thema Wirtschaftsförderung brennt den Dachauer Betrieben schon lange auf den Nägeln. Nicht umsonst beklagen sie immer wieder die Vakanz der Stelle. Jetzt, da Inflation und steigende Energiepreise auch die Wirtschaft beuteln, wäre ein verlässlicher Partner im Rathaus wichtiger denn je. Einer, der die Betriebe zum Beispiel über die zu erwartenden Staatshilfen informiert und ihnen bei der Antragstellung zur Seite springt.

Doch stattdessen herrscht wieder Funkstille in der Causa Wirtschaftsförderung. Das Letzte, was man vor der Sommerpause aus dem Rathaus gehört hat, war, dass die Stelle ausgeschrieben wurde und die ÜB- und CSU-Fraktionen mit ihrem Antrag, eine Stabsstelle Wirtschaftsförderung einzurichten, gescheitert sind. Kein Wunder, dass man jetzt im Oktober gerne wüsste, was denn nun Sache ist.

Sachliche Information ist möglich, auch ohne schmutzige Wäsche zu waschen

Selbstverständlich darf sich ein Arbeitgeber nicht über laufende Gerichtsverhandlungen mit gekündigten Mitarbeitern auslassen und auch der Inhalt von Mitarbeitergesprächen hat in der Öffentlichkeit nichts verloren. Doch das Interesse an der Dachauer Wirtschaftsförderung ist groß, umso mehr, als es seit Jahren nicht möglich ist, die Stelle so zu besetzen, dass die Arbeit dort gemacht wird. Ein Interesse, dem aber stets eine Mauer des Schweigens gegenübersteht.

Je länger das Gedruckse aber dauert, desto größer wird der Schaden für die Stadt, weil das Misstrauen wächst und die Gerüchteküche brodelt. Wenn schon sämtliche Sitzungen in der Sache nichtöffentlich sein müssen und Nachfragen wochenlang abgewimmelt werden, sollte es doch möglich sein, denen, die es betrifft, den lokalen Gewerbetreibenden, ab und an eine Sachstandsmeldung zukommen zu lassen. Was wäre so schlimm daran mitzuteilen, dass man drei oder fünf Bewerber und Bewerberinnen in der engeren Auswahl hat?

Es wäre ein Signal, dass die lokale Wirtschaft sehr wohl im Fokus der Stadtspitze steht, dass man ihre Bedürfnisse ernst nimmt. Dann wüssten alle, dass etwas passiert, und wären, wenn schon nicht zufrieden, so doch beruhigter. Und der neue Wirtschaftsförderer müsste nicht erst mühsam wieder eine Vertrauensbasis schaffen.

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SZ/thra/sanna
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