Dachau:Wieder Leben in der Villa

Welcome home! Zwei Musik-Duos aus Australien und Kanada sind die neuen Stipendiaten im Ruckteschell-Haus.

Helmut Zeller

- Wahrscheinlich wussten die Stadträte im Kulturausschuss nicht, dass sie das Stipendiat an zwei "Flittchen aus dem Hinterland" vergaben - denn so heißt Hussy Hicks, der Name des Musik-Duos aus Australien, in freier Übersetzung. Aber keine Angst, Julz Parker und Leesa Gentz sind zwei hervorragende Künstlerinnen, die eben auch Sinn für Humor haben. Im Juli werden sie für ein halbes Jahr in eine der beiden Stipendiaten-Wohnungen in der Ruckteschell-Villa an der Münchner Straße einziehen. Die australische Musikszene ist reich an Überraschungen. Das merkten die Dachauer schon an dem 32-jährigen Liedermacher Tim McMillan, den ersten Stipendiaten. Richtig ans Herz gewachsen war den Dachauern der quirlige und talentierte Musiker. Gerne hätte die Stadt ihn noch länger behalten, aber den Richtlinien des Stipendiums zufolge wird die Wohnung kostenlos für maximal ein Jahr vergeben.

Bündnis-Stadtrat Kai Kühnel hatte den Liedermacher gefunden und bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger, wen wundert es nach der guten Erfahrung mit Tim McMillan, wieder nach Australien geblickt. Und da darf man sich auf einiges gefasst machen, wenn die Musikerinnen wie etwa bei ihrem Konzert im Oktober in Osnabrück barfuß auf die Bühne kommen, über hässliche Menschen singen und den Song mit einem Jodler ausklingen lassen. Das Frauen-Duo aus Down Under begeistert mit einer Gitarrenstilmixtur aus Fingerstyle, Flamenco, Funk, Country und Blues, aber mehr noch durch den Gesang.

Lang genug, seit August 2012, ist die ehemalige Villa des Dachauer Malers Walter von Ruckteschell, die von der Stadt aufwendig restauriert wurde, leer gestanden. Deshalb haben Bündnis für Dachau und CSU gleich einen Zusatzantrag für die weitere Nutzung gestellt: Die zweite Wohnung wird vom September bis Februar 2014 dem Musik-Duo Christina Martin und Dale Murray aus Kanada zur Verfügung gestellt. Die beiden Liedermacher bewegen sich zwischen Country and Rock-Pop. Die Kanadierin aus Halifax und ihr Mann Dale Murray, der in seinem Heimatland bereits als Songwriter des Jahres geehrt wurde, waren für ihre neue CD "Sleeping With A Stranger" im vergangenen Jahr auf großer Europatournee. Bündnis-Stadträtin Sabine Geißler betrachtet beide Duos als eine " große Bereicherung" der Dachauer Musikszene, die sich lebhaft entwickelt. Jugendreferentin Luise Krispenz (Grüne) regte an, dass die Stadt künftig den Künstlern mehr beistehen solle, etwa in dem zuweilen nervenaufreibenden Schriftverkehr mit den Behörden. Das gehört ihrer Ansicht nach auch dazu, wenn Dachau in der Tradition als Künstlerstadt junge Menschen mit dem Wohnstipendium in ihrer Arbeit unterstützen will. Nun sind es wieder Musiker geworden, und Günter Heinritz (SPD) erinnerte daran, dass man doch ursprünglich vor allem an bildende Künstler gedacht habe. Doch woher nehmen? Ein Bildhauer oder Maler, erklärte Kulturamtsleiter Tobias Schneider, brauche ein Atelier, das es nicht gibt. Er brauche auch zusätzlich Geld, da er seinen Lebensunterhalt nicht mit Konzerten bestreiten könne.

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