Mitten in Dachau:Neugier belebt das Geschäft

Mitten in Dachau: So viel wird verraten: Ein Jahresprojekt soll es werden.

So viel wird verraten: Ein Jahresprojekt soll es werden.

(Foto: Wette 22)

In der Stadt tauchen Plakate auf, die vollmundig "die Wette des Jahres" ankündigen. Wer auch immer dahintersteckt, Werbung kann er oder sie.

Glosse von Joshua Beer

Ein Countdown hat schon was Beunruhigendes. Vor allem, wenn man nicht weiß, was bei Null passiert. Vor allem in dieser Zeit. Zählt er runter bis zur nächsten Corona-Mutation? Was rückt da unaufhaltsam näher? Wo kann man ihn abschalten? Oder aber - Krisenmodus aus - er weist in etwas Gutes, einen Neuanfang. Man darf ja hoffen. Dritte Option: Er ist einfach eine raffinierte Werbeaktion. Bei dem Countdown, der momentan einige Dachauer beschäftigt, handelt es sich wohl um letzteres.

In der Stadt, unter anderem am ehemaligen Hotel Central, sind Plakate aufgetaucht mit der vollmundigen Ankündigung: "Die Dachauer Wette des Jahres!" Sie verweisen auf eine Website - wette22.de -, auf der ganz groß besagter Countdown prangt. Stichtag ist der 8. Februar, 12 Uhr, "Ortszeit Dachau". Viel mehr gibt die Seite nicht preis. Wer ganz investigativ nachforschend aufs Impressum klickt, liest: "Netter Versuch. Wird aber natürlich auch erst am 8. Februar verraten." Das reizt natürlich die Fantasie. Auch in der Facebook-Gruppe "Dachauer Ratsch", wo Nutzerinnen und Nutzer fleißig mutmaßen, was dahinter steckt. Hat ein Dachauer eine Wette bei "Wetten, dass...?" eingereicht? Geht es um Fasching? Oder darum, was ins alte Traditionshotel Central kommt, das im September 2021 geschlossen hat? Ein Nutzer hat die Feuerwehr in Verdacht. Immerhin ist kürzlich die Karlsfelder Feuerwehr durch eine freche Plakatkampagne aufgefallen, die ihnen frische Mitglieder beschert hat. Ziehen die Dachauer Kollegen nach? Das würde zumindest die brennende 22 im Logo erklären.

Die Freiwillige Feuerwehr Dachau bestätigt auf Nachfrage gerade so, dass man "am Plakataufhängen beteiligt" war. Und verweist auf die Werbeagentur Weimer & Paulus. Ralf Weimer hält sich am Telefon bedeckt. Ja, die Agentur sei involviert. Und ja, er würde gern plaudern, aber könne nicht: "Wir sind unseren Kunden zur Verschwiegenheit verpflichtet." Nur so viel: "Das wird ein Jahresprojekt werden." Weimer & Paulus haben schon ein "Save the Date" an Medien herumgeschickt, eine ebenfalls nicht an großen Worten sparende Einladung zur Auflösung - in Form eines Online-Pressegesprächs am Stichtag. Bis dahin: alles "Top Secret".

Was auch immer kommen mag und wer mit wem um was wettet, es ist eine "geschickte Werbestrategie", wie eine Dachauer Ratschlerin bemerkt. Jetzt schon in aller Munde. Da scheint jemand zu wissen: Secret sells! Was geheim ist, verkauft sich.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusKZ-Gedenkstätte Dachau
:Das verseuchte Original

Gestohlen, wiederaufgetaucht und ausgestellt. Die Geschichte des berüchtigten KZ-Tores in Dachau fasziniert die britische Künstlerin Rachel Mars. Jetzt schmiedet sie eine Replik der Replik. Warum?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: