Dachau:Werben um Auszubildende

Mehr als 5000 Schüler lassen sich an den 55 Ständen in der ASV-Halle von Experten und Unternehmern beraten. Und die strengen sich mächtig an, um den ein oder anderen als Lehrling zu gewinnen.

Von Andreas Förster

Am Anfang steht der Abbruch. Der 15 Meter große Schwenkarm des Abbruchbaggers der Firma Kreppold grüßt die Besucher des Berufsinformationstags Job Dachau vor den Hallen des ASV Dachau. Kreppold aus Odelzhausen und seinem Dachauer Mitbewerber Ettenbruch gehört der erste Stand der Job-Messe. Sicher nicht unbeabsichtigt. Mit großen Augen stehen die Jugendlichen davor und bestaunen die großen Maschinen. Ob einer von ihnen wohl der nächste Baugeräteführer sein wird? "Wäre schön", sagt Junior-Chef Johann Ettengruber. Wie viele andere aus seinem Gewerbe sucht auch der Rückbau Unternehmer Ettengruber nach Fachkräften. Und das fängt bei den Lehrlingen an.

Daniel Mayr ist einer von ihnen. Er hat sich für eine Ausbildung zum Bauwerksmechaniker entschieden, einem relativ neuen Lehrberuf. Dass er durchschnittlich einmal im Monat bis nach Dortmund zur Berufsschule fahren muss, stört ihn nicht. "Ich werde dadurch selbständiger, und die gute Ausbildung ist es mir wert", sagt der 17-Jährige. Aber nicht jeder denkt so abgeklärt wie er. Von den 30 Lehrlingen, die mit ihm vor einem Jahr anfingen, sind zehn wieder abgesprungen. Es zeigt das Dilemma, in dem kleine und mittelständische Unternehmen stecken: "Wir würden gerne noch mehr ausbilden, finden aber keine geeigneten Bewerber", sagt Ettengruber Junior. Deshalb gehe man ja auf solche Messen und sogar in die Schulen, um zu zeigen: Wir brauchen euch, ihr seid wichtig.

Das ist den Dachauer Schülerinnen und Schülern durchaus bewusst. Mehr als 5000 Besucher kommen zum Berufsinfo-Tag des Arbeitskreises Schule und Wirtschaft, um sich bei den 55 Ausstellern und diversen Workshops über Ausbildungsmöglichkeiten, weiterführende Schulen und Bewerbungstechniken zu informieren. Wer die Jugend anlocken will, muss sich schon etwas einfallen lassen. Der gemeinsame Stand von Bäckermeister Ludwig Kloiber aus Petershausen und Nicole Schön, der Besitzerin der Bäckerei Denk in Dachau, ist beliebt. Es duftet ständig nach frisch gebackenen Brezen, jeder kann sich bedienen. Auf einer Arbeitsfläche liegen bunte Marzipankugeln. Kloibers älteste Tochter Sandra formt daraus süße, optisch ansprechende Leckereien - Rosen und Blätter. Der Bäckermeister aus Petershausen hat Glück, dass seine Kinder sich im elterlichen Betrieb engagieren. Ludwig, 16, lernt Bäcker, Julia, 17, Bäckereifachverkäuferin. "Früher hatten wir mal acht Lehrlinge", erzählt Kloiber. "Heute sind es noch fünf. Wer will schon täglich um 1 Uhr mit der Arbeit beginnen?", fragt er. Viele Praktikanten schleust er jährlich durch seinen Betrieb. "Immerhin entschließen sich von denen immer welche, tatsächlich, eine Lehre zu beginnen", sagt der Petershausener. Malermeister Andreas Schober aus Dachau geht es nicht anders. "In Südeuropa sucht die Jugend Ausbildungsplätze und wir finden kaum Nachwuchs. Das ist doch paradox", sagt er kopfschüttelnd. Umso erfreulicher findet sein Kollege Ulrich Dachs, Kreishandwerksmeister und Schreiner, dass auf einer Veranstaltung wie dieser Angebot und Nachfrage direkt miteinander vernetzt werden. "Es kommen viele mit ganz konkreten Fragen zu mir an den Stand", berichtet der Oberschreinermeister aus Dachau. Auch wenn sein Handwerk, die Schreinerei, als Kreativ-Beruf kein Imageproblem habe, so müsse auch er stets die Werbetrommel rühren, um junge Menschen dafür zu begeistern.

Etwas leichter haben es die traditionellen Top-Ten-Berufe wie Friseur, Kfz-Mechatroniker oder Bank- und Versicherunfskaufleute, weiß Joachim Anders, Berufsberater der Agentur für Arbeit in Dachau. Er rät den Schulabgängern, sich auf der Webseite der Agentur darüber zu informieren, welche Ausbildungsmöglichkeiten es gibt. "Da ist für jeden Geschmack und jede Neigung etwas dabei", versichert er. Dass auch Dachaus Arbeitgeber für jeden Geschmack etwas zu bieten haben, zeigt die Ausbildungsplatzbörse im Foyer des ASV-Theatersaals. Etwa 200 regionale Angebote sind dort ausgehängt - vom Speditionskaufmann/-frau über Bürokaufleute bis zum Berufskraftfahrer.

Wer nun trotz der vielen Angebote auf der Job Dachau noch nicht weiß, was er will, der kann sich Entscheidungshilfen im Bildungsportal des Landkreises Dachau, dem Bildungs-Navi (http://www.bildungsnavi.de/), holen. Darin hat die treibende Kraft hinter dem Berufsinfotag, der Arbeitskreis Schule Wirtschaft Dachau, das Angebot an regionalen, (aus-)bildungspolitischen Aktivitäten zusammengefasst und für Schüler, Lehrer und Eltern aufbereitet.

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