Gesundheit:Wenn der Zucker den Alltag diktiert

Eine 46-jährige Frau lernt, mit Diabetes zu leben

Als sie vier Jahre alt war, diagnostizierten die Ärzte bei Tina Schober (Name geändert) Diabetes Typ 1. Ein Schock für die Familie. Auf dem Küchenherd habe die Mutter damals die Injektionsnadeln ausgekocht, erinnert sich die heute 46-jährige Frau. Einmalspritzen gab es noch nicht. Die medizinische Versorgung hat Fortschritte gemacht, aber die chronische Erkrankung erlebt Tina Schober nach wie vor als tägliche Herausforderung, die auch psychisch enorm belastet. Nach stundenlanger Bewusstlosigkeit langsam in der eigenen Wohnung zu sich zu kommen, mitten in München apathisch am Rinnstein zu sitzen, weil einen die Hypoglykämie, der gefürchtete Unterzucker, überrascht hat - "das ist kein Spaß". Zuckerwert messen, Speisen abwiegen, Insulingabe berechnen - so einfach ist das nicht immer. "Manchmal spielen die Werte verrückt, man weiß aber nicht, warum." Wer lange mit Diabetes lebt, verliere die rechtzeitige Wahrnehmung für den gefährlichen hypoglykämischen Schock. Genau deshalb überwacht Tina Schober ihre Werte sorgfältig.

Wegen der belastenden Krankheit kann Tina Schober inzwischen nicht mehr arbeiten. Seit sie nach der Insolvenz ihres letzten Arbeitgebers den Job verlor, bezieht sie Erwerbsunfähigkeitsrente. Ihr finanzieller Spielraum ist eng, doch sie trägt es mit Fassung. "Was ich mir nicht leisten kann, brauche ich auch nicht", sagt sie tapfer. Und schwärmt von der kleinen Dachterrasse, die zu ihrer winzigen Wohnung gehört, "das ist mein Luxus." Weil sie aus bescheidenen Verhältnissen stammt, versteht Tina Schober es, mit wenig auszukommen. "Jammern ist nicht mein Ding." Doch einen Teil ihres kleinen Einkommens muss sie für ihre medizinische Versorgung ausgeben. Nicht alles, was ihr hilft, die Erkrankung unter Kontrolle zu halten, wird von der Krankenkasse übernommen. Dieses Geld fehlt dann für andere Anschaffungen. Längst müssten Bett und Matratze ausgetauscht werden, der Kühlschrank ist defekt. Eine finanzielle Unterstützung des SZ-Adventskalenders könnte helfen.

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