Dachau:Wenn Angst krank macht

Fatma A. wird von ihrem ehemaligen Lebensgefährten terrorisiert und kann nicht mehr arbeiten. Den Töchtern fehlt vieles

Von Petra Schafflik, Dachau

Nur ein ungewohntes Geräusch im Haus, schon geht Fatma A. (Name geändert) leise zur Wohnungstür und wirft einen Kontrollblick durch den Spion. Wenn er davor steht, läuft alles routiniert ab. Die 39-Jährige stellt ihre Klingel stumm, zieht einen Schrank vor die Tür, setzt sich davor auf den Boden und ruft die Polizei. "Er", das ist ihr ehemaliger Lebensgefährte, der Fatma A. seit der Trennung vor gut einem Jahr verfolgt, bedroht, belagert und terrorisiert. "Diese Situation belastet mich enorm", sagt die schmale, blasse Frau. Obwohl sie sich fachliche Unterstützung gesucht, ein Näherungs- und Kontaktverbot gegen ihren Peiniger erwirkt hat, lässt sich der Mann nicht abschrecken. "Immer wieder steht er vor meiner Tür."

Viele Jahre hat die Mutter von zwei Töchtern mit dem Mann verbracht, den sie als "ruhigen, netten Typen" kennengelernt hatte. Das änderte sich aber bald. Immer, wenn er getrunken hatte, wurde er aggressiv, erzählt sie ganz sachlich. "Er hat dann randaliert, mich fix und fertig gemacht." Nie habe er finanziell etwas beigetragen oder sie bei der Kinderbetreuung unterstützt, mehrmals sei er inhaftiert gewesen. Stets hat sie den Mann wieder aufgenommen. Einmal war sie konsequent: Als er das ältere Mädchen, das nicht seine leibliche Tochter ist, sexuell belästigte, hat sie Anzeige erstattet und ihn rausgeworfen. "Doch nach einem Jahr habe ich einen Fehler gemacht und ihm noch eine Chance gegeben." Trotz aller Versprechungen änderte sich nichts, ihr Martyrium begann von vorne. Sogar mit einer Waffe hat der Mann Fatma A. und die Kinder einmal bedroht. Lange ertrug sie dieses Leben.

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Erst als sie beruflich eine pädagogische Weiterbildung absolvierte und Psychologie-Bücher las, "habe ich plötzlich mich selbst erkannt." Auf einen Schlag wurde ihr bewusst, dass der aggressive, gewalttätige Mann für sie und die Töchter eine erdrückende Last ist. Diesmal ist Fatma A. konsequent geblieben. Doch der Mann akzeptiert die Trennung nicht. Ihre Wohnungstür habe er eingeschlagen, das Auto mehrmals demoliert, ihre Familie bedroht, beängstigende Kurznachrichten aufs Handy geschickt, sie in der Stadt verfolgt. "So kann man sich doch nicht wohlfühlen", sagt die alleinerziehende Mutter.

Freunde und Nachbarn haben den Terror bereits mitbekommen, weil immer wieder Polizeieinsätze nötig sind. Die permanente Angst zeitigt psychische und bereits auch schwere körperliche Folgen. Weil sie seit einigen Monaten zu krank ist, um zu arbeiten, kommt die kleine Familie finanziell nur knapp über die Runden. Gerne würde sie für die jüngere Tochter Winterkleidung anschaffen, "sie ist aus allem rausgewachsen." Auch Couch und Wohnzimmerschrank müssten dringend erneuert werden.

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