„Von der Hoffnung erzählen, die uns erfüllt“ hat das Dachauer Forum einen Gesprächsabend mit Weihbischof Wolfgang Bischof genannt. Ein Gegenentwurf also zur allseits wabernden Ängstlichkeit und damit passend zum Jahresmotto des Forums „Die gute Nachricht zuerst“.
Doch auch dem Weihbischof fiel es nicht leicht, den etwa 60 Zuhörerinnen und Zuhörern im Erchana-Saal des Ludwig-Thoma-Hauses eine solche zu vermitteln. „Wir leben in der Zwiespältigkeit“, sagte er. Seit dem Anschlag in München vor gut einer Woche erlebe er bei vielen Menschen ein Gefühl der Beklommenheit, gegen die auch keine rationalen Argumente wie „man hätte das vorhersehen können“ helfen würden. „Wenn so etwas eintritt, nimmt einem das fast die Luft weg“, sagte er. Und fand klare Worte gegen die mittlerweile unerträglichen Auswüchse von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus.
„Klare Absage an Unglückspropheten“
„Bedrückend“ nannte Wolfgang Bischof diese ungute Entwicklung. Mit Blick auf die bürgerlichen Parteien sagte er: „Die müssen doch nach dem 23. Februar (dem Wahltag), wieder zusammenarbeiten, damit verhindert werden kann, dass die an die Macht kommen, die nichts aus der Geschichte gelernt haben.“ Das war zwar etwas diplomatisch verklausuliert, aber dennoch deutlich. Ebenso deutlich wie die Absage an „Unglückspropheten“, denen man „Zeichen der Hoffnung“ entgegensetzen müsse, „die sich aus etwas anderem nähren als Zweckoptimismus und Vogel-Strauß-Taktik, denn das wird nicht funktionieren“.
Für Christen sei es „naheliegend, aufs Evangelium zu schauen“. Denn „Hoffnung hat einen festen Grund“, sei mehr als Utopie und Wunschdenken. Sie basiere auf der Zusage „Gott ist da“. Diese Hoffnung sei „stärker als der Tod, als Krankheit und Verzweiflung“. Was sich – neben vielen Bibel-Zitaten - auch in den bekannten Zeilen des von den Nazis ermordeten Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer zeige: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag …“ Dem Bischof gelingt mühelos der Schwenk von der christlichen Spiritualität in die eher unchristliche Realität, wenn er sagt, Donald Trump, der übrigens auch von etlichen evangelikalen Kirchen in den USA hofiert wird, sitze „wie ein Erlöser auf seinem Thron“. Doch: „Trump und Putin erinnern mich stark an andere Zeiten, in denen vom ‚Tausendjährigen Reich‘ gesprochen wurde, das nicht einmal zwanzig Jahre gehalten hat.“
Religion spielt nur noch eine Nebenrolle
Ebenso wenig verschließt Wolfgang Bischof die Augen vor einer weiteren Tatsache: „Religion ist in unserer Gesellschaft mittlerweile an den Rand gedrängt.“ Sie spiele nicht mehr die Rolle, die sie in früheren Zeiten vorgeblich gespielt habe. Das wird ein wichtiges Thema der anschließenden Gesprächsrunde. „Wir ducken uns weg, wir werden zu wenig wahrgenommen“, sagt eine Teilnehmerin. „Wir werden mit denen in einen Topf geworfen, die Trump gewählt haben“, berichtet ein Teilnehmer. Ein weiterer meint, früher sei man schief angeschaut worden, wenn man sonntags nicht zum Gottesdienst ging, heute werde man schief angeschaut, wenn man gehe.
Was also tun, was gibt Hoffnung? „Sich konsequent für Menschen, fürs christliche Weltbild einsetzen, sich im demokratischen Bereich kritisch äußern“, ist der bischöfliche Rat. Und: „Wir brauchen das Wissen darum, nicht alleine zu sein“. Was sich in Glaubensfragen ebenso wie im Kampf gegen Ungerechtigkeit, gegen Fremdenhass und gegen Rechtsextremismus immer wieder als gute Option erweist.