Studie:Wachstumsstadt Dachau

Die Große Kreisstadt gehört zu den am schnellsten wachsenden Orten der Republik. Beim Zuzug hängt sie Freising und Fürstenfeldbruck ab.

Von Robert Stocker, Dachau

Dachau gehört zu den deutschen Städten mittlerer Größe, die in den vergangenen Jahren am stärksten gewachsen sind. Auch die Einwohnerzahlen fast aller Landkreisgemeinden sind im Zeitraum 2008 bis 2013 deutlich gestiegen. Dies geht aus einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung hervor, die sich mit der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung in ländlichen und großstädtischen Regionen befasst.

Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Unterschiede zwischen Stadt und Land immer größer werden: Während Metropolen und Ballungszentren stark gewachsen sind, ging die Bevölkerungszahl in Kleinstädten und Städten mittlerer Größe (20 000 bis 100 000 Einwohner) zurück. Ausnahmen sind Kommunen im Umland von Metropolen wie München. Mit einer Bevölkerungszunahme von acht Prozent gehört Dachau zu den am schnellsten wachsenden Mittelstädten.

Der Studie zufolge verzeichneten die Großstädte Münster (plus 8,9 Prozent), Frankfurt am Main (plus 7,6 ), Darmstadt (plus 7,3) und München (plus 7) den größten Zuzug. Auch ostdeutsche Großstädte wie Leipzig, Potsdam oder Dresden liegen in diesem Ranking weit vorn. Die wenigen Großstädte mit Bevölkerungseinbußen liegen vor allem im Ruhrgebiet. Ein hohes Minus weisen Städte mittlerer Größe in den ehemaligen Industriezentren Ostdeutschlands auf.

Studie: Die Entwicklung Dachaus sei stark von der Nähe zu München geprägt, sagt Wirtschaftsförderer Stefan Wolf.

Die Entwicklung Dachaus sei stark von der Nähe zu München geprägt, sagt Wirtschaftsförderer Stefan Wolf.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Junge Leute gehen in die Großstädte

Besonders stark schrumpften Gemeinden im dünn besiedelten ländlichen Raum. Junge Leute wandern zunehmend in die Großstädte ab, was den Fachkräftemangel auf dem Land verschärft. "Die Metropolen haben eine enorme Sogwirkung. Dort sind wissens- und wertschöpfungsintensive Branchen konzentriert, die Vorteile im Wettbewerb um Fachkräfte haben", erklärte Harald Hermann, der Direktor des Instituts. Strukturschwache Regionen liefen Gefahr, wirtschaftlich weiter zurückzufallen. Deshalb sei es Aufgabe der Politik, Klein- und Mittelstädte in diesen Gebieten zu stärken und dort wichtige Infrastruktur zu bündeln.

Von der Sogwirkung der Metropole München profitiert auch die Große Kreisstadt Dachau. "Beim Zuzug und der Zunahme der erwerbsfähigen Bewohner haben wir die Universitätsstadt Freising überholt", sagt der städtische Wirtschaftsförderer Stefan Wolf. Auch für Fürstenfeldbruck oder Starnberg weist die Studie schlechtere Werte aus. Wolf führt dies auf die größere Nähe Dachaus zur Landeshauptstadt zurück.

Zwar hat der Landkreis noch immer eine hohe Auspendlerquote, weil im Norden Münchens große Unternehmen wie MAN, MTU oder BMW angesiedelt sind. "Doch auch Dachau ist für Zuzügler wirtschaftlich attraktiv", sagt der Wirtschaftsförderer. Die Region habe einen guten Arbeitsmarkt und seit Jahren Vollbeschäftigung. Die Wohnqualität in der Stadt sei hoch, im Wohnungsbau habe sich in den vergangenen Jahren viel getan. "Wir haben viel Baurecht geschaffen", betont Wolf und verweist auf einige neue Baugebiete.

Siedlungsdruck aus München

Seiner Ansicht nach kommt auch aus der Landeshauptstadt ein Siedlungsdruck, weil besonders Münchner Familien wegen exorbitant hoher Mieten nach Dachau ziehen oder wegen der Kinder ein Reihenhaus auf dem Land suchen. Wolf verweist auch auf die Entwicklung der Landkreisgemeinden, die in den vergangenen Jahren gewachsen sind und die Nachfrage nach Wohnungen kaum befriedigen können. "Der Druck geht an die Stadt Dachau weiter."

Wie der Studie zu entnehmen ist, haben Haimhausen (plus 6,96 Prozent), die Verwaltungsgemeinschaft Odelzhausen mit Sulzemoos und Pfaffenhofen an der Glonn (plus 6,93), Weichs (plus 6,57), Karlsfeld (plus 5,65) und Altomünster (plus 4,98) den größten Bevölkerungszuwachs unter den Landkreisgemeinden. Es folgen Vierkirchen (plus 4,8), Hebertshausen (plus 4,75) und Petershausen (plus 3,83). Aus Sicht von Wolfs Kollege Johann Liebl, Wirtschaftsförderer am Landratsamt, ist die Entwicklung dieser Gemeinden kein Zufall. "Sie sind alle gut erschlossen durch die S-Bahn, Regionalbahn oder Autobahn", sagt Liebl. "Wer aufs Land ziehen will, achtet darauf." Die Gemeinden entlang der Autobahn hätten mit Gewerbegebieten neue Arbeitsplätze geschaffen.

Atempause in Petershausen

Den starken Zuzug in Haimhausen erklärt Liebl mit der Nachfrage, die durch die Business International School, die großen High-Tech-Unternehmen im benachbarten Unterschleißheim und die Nähe des Flughafens sowie der Autobahn entsteht. Haimhausen habe deshalb neue Baugebiete ausgewiesen. Die S-Bahn-Gemeinde Petershausen dagegen erlebte schon vor vielen Jahren einen starken Zuzug. "Jetzt hat die Kommune, ähnlich wie Schwabhausen, eine Atempause bei der Ausweisung von Bauland eingelegt", sagt der Wirtschaftsförderer am Landratsamt. "Man muss ja auch an die Infrastruktur denken."

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