Süddeutsche Zeitung

Neue Stelle:Von null auf hundert

Asylkoordinatorin Isabell Sittner soll ein Bindeglied zwischen Helferkreisen und Landratsamt sein.

Von Robert Stocker

Gerade ist sie von Markt Indersdorf zurückgekehrt. Isabell Sittner hat mit den Helfern in der Tennishalle gesprochen. Am Mittwoch wurden in der Notunterkunft 123 Flüchtlinge aus elf Nationen untergebracht. Die meisten stammen aus Kosovo. Drei Busse brachten sie von der Münchner Bayernkaserne nach Indersdorf. Helfer nahmen ihre Personalien auf, fragten sie nach ihrem Gesundheitszustand und wiesen den Asylbewerbern die Betten zu. Isabell Sittner war bis 22 Uhr dabei. Am Freitag machte sie sich noch einmal ein Bild vom Geschehen in der Notunterkunft. "Die Lage in der Halle ist völlig entspannt", stellt die 32-jährige Juristin fest.

Isabell Sittner trat am Montag ihre Stelle als Asylkoordinatorin im Landratsamt an. Sie soll die Arbeit der Helferkreise in den Gemeinden koordinieren und mit ihnen gemeinsame Strategien entwickeln. Außerdem ist sie das Bindeglied zwischen den Fachbereichen im Landratsamt, die sich um die Belange von Asylsuchenden kümmern. "Am Mittwoch ist sie gleich von null auf hundert gestartet", sagt Alexander Krug. Der stellvertretende Leiter des Landratsamts meint die Ankunft der Flüchtlinge in Indersdorf.

Die Stelle der Asylkoordinatorin wurde vom Kreistag einstimmig abgesegnet. Die Kreistagsfraktionen von CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen stellten dazu einen gemeinsamen Antrag. Die Kommunalpolitiker waren sich einig, dass die Stelle angesichts der wachsenden Flüchtlingszahlen nötig ist. Mehr als 700 Asylbewerber leben jetzt im Landkreis. Im Landratsamt rechnet man bis Ende des Jahres mit etwa 1200 Flüchtlingen. Die Zahl der Hilfesuchenden steigt und steigt. Krug: "Freie Plätze werden sicher nachbelegt".

Seit Jahresbeginn kommen besonders Menschen aus Kosovo, einem der ärmsten Länder des Balkan nach Deutschland. Es ist eine Massenflucht vor der bitteren Armut. Im Land herrschen Korruption und eine Regierung des Stillstands. Viele Kosovaren haben die Hoffnung verloren. Sie versuchen über einen Asylantrag Fuß zu fassen in Deutschland, dem Land, das für Jobs, Wohlstand und eine persönliche Zukunft steht. Doch Armut und Hoffnungslosigkeit sind kein Asylgrund. Das Bundesinnenministerium will die Asylverfahren von Kosovaren binnen zwei Wochen abschließen. Die ersten Abschiebungen sind in Bayern schon angelaufen.

Die Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge müssen vor allem die Kommunen leisten. Auch der Landkreis Dachau ist stark gefordert. "Dies führt dazu, dass ein größeres Maß an inhaltlichen, verwaltungstechnischen und organisatorischen Aufgaben in diesem Bereich zu bewältigen ist", begründet das Landratsamt die Einrichtung der Koordinierungsstelle Asyl. Isabell Sittner hat ein eigenes Büro und ist unter der Telefonnummer 08131/741861 zu erreichen. Die 32-jährige gebürtige Allgäuerin studierte Rechtswissenschaften in Augsburg und Regensburg. Bei der Notaufnahme der Asylbewerber in Indersdorf half sie bei der Registrierung der Menschen mit. "Das war sehr spannend", sagt die 32-Jährige über ihren ersten größeren Einsatz. "Außerdem hatte ich Gelegenheit, meine Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch aufzufrischen."

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SZ vom 21.02.2015
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