Dachau:Volle Betten

Hoteliers und Pensionsinhaber im Landkreis machen während des Oktoberfestes in München das Geschäft des Jahres. Auch private Anbieter von Wohnungen kommen auf einen lukrativen Zusatzverdienst

Von Anna Schultes, Dachau

München ist im Wiesnfieber - und davon profitieren auch die Hotels und Pensionen im Landkreis Dachau. Nur selten sind die Unterkünfte so gefragt wie in den 16 Tagen, an denen Menschen aus aller Welt zum Oktoberfest in die Landeshauptstadt reisen. Das städtische Amt für Tourismus, das Übernachtungsmöglichkeiten in Dachau und der Region vermittelt, erreichen bereits Monate vorher deutlich mehr Anfragen. Christine Unzeitig, Leiterin des Projekts Naherholung und Tourismus des Regionalentwicklungsvereins Dachau Agil, kann das nur bestätigen: "Auf die Zahl der Übernachtungen wirkt sich das Oktoberfest immer positiv aus."

Dementsprechend gut ist die Stimmung in den Betrieben. "Die Wiesn ist für uns eines der Hauptgeschäfte", sagt Lothar Schwankl, Direktor des Hotels Central in der Münchner Straße in Dachau. "Beinahe komplett ausgebucht sind wir nur zu dieser Zeit." Eine vergleichbare Auslastung gebe es höchstens noch während der internationalen Baufachmesse Bauma, die allerdings nur alle drei Jahre in München stattfindet. Doch Schwankl profitiert nicht nur, weil alle 46 Zimmer des Hotels belegt sind. Entscheidend sind auch die höheren Preise. Zum Vergleich: Im Hotel Central kostet ein Doppelzimmer am Wochenende sonst 101 Euro, momentan müssen die Gäste 191 Euro bezahlen. "Das ist ein gewaltiger Aufschlag, den man aber ohne Weiteres durchsetzen kann", weiß Schwankl, der das Hotel bereits seit 13 Jahren führt. Im Vergleich zu den Preisen in München sei das immer noch im Rahmen. Im Hotel Fischer kostet das Doppelzimmer derzeit 162 Euro, sonst sind es 105 Euro. Der Betrieb profitiert von der zentralen Lage direkt am Dachauer S-Bahnhof. Auch hier sind die 30 Zimmer in den kommenden zwei Wochen überwiegend ausgebucht.

Dachau: Silvia Avila bereitet im Hotel Central ein Zimmer für neue Gäste vor - wie viele andere Betriebe ist das Dachauer Hotel in der Wiesnzeit ausgebucht.

Silvia Avila bereitet im Hotel Central ein Zimmer für neue Gäste vor - wie viele andere Betriebe ist das Dachauer Hotel in der Wiesnzeit ausgebucht.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Insgesamt zählte das bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung 2013 in der Stadt Dachau 13 Betriebe mit 557 Betten. In den Landkreisgemeinden können 1593 Gäste in 44 Unterkünften übernachten. Dort merkt man die Auswirkungen des Oktoberfests ebenfalls, wenn auch weniger stark als in Dachau oder Karlsfeld. "Es ist schon mehr los", sagt Michael Groß, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands, der einen eigenen Betrieb in Bergkirchen führt. "Aber es gibt auch Lücken." Er erinnert sich, dass die Auslastung in der Vergangenheit schon besser war. Groß führt die Veränderung darauf zurück, dass in den vergangenen zehn Jahren viele neue Hotels in München entstanden sind. Für die meisten Gäste zählt in erster Linie, dass das Bett nicht weit entfernt ist. Immerhin kann so ein Oktoberfestbesuch auch anstrengend sein. Schlecht läuft es für den Hotelbetreiber Groß aber nicht, auch in Bergkirchen zahlen die Übernachtungsgäste derzeit 165 statt 100 Euro für ein Doppelzimmer. Im gleichen Bereich bewegt sich die Preissteigerung im Hotel Hubertus in Karlsfeld. Die Gäste kommen trotzdem: Nach einem nicht ganz perfekten Start am Wochenende sind unter der Woche alle 49 Zimmer belegt. Das Hotel in Karlsfeld hat sich gut auf die Gäste vorbereitet. Die Räume sind mit frischem Hopfen und Maßkrügen geschmückt, überall dominiert Weiß-Blau. Wie in vielen anderen Unterkünften tragen die Mitarbeiter Tracht. Die Gäste sollen sich wohlfühlen - und im kommenden Jahr am besten wiederkommen.

Schlechte Erfahrungen mit betrunkenen Gästen hat Hoteldirektor Lothar Schwankl noch nie gemacht. Ganz im Gegenteil: "Morgens ist die Lobby voll mit hübschen jungen Frauen", sagt er. In den vergangenen 13 Jahren sei nichts beschädigt worden. Die Hotels und Pensionen profitieren vom größten Volksfest der Welt. Das möchten auch einige Dachauer, die ihre Wohnungen und Häuser Besuchern überlassen. Mit wenig Aufwand kommen sie so an einen lukrativen Zusatzverdienst. Ihre Räume bieten sie zum Beispiel auf der Internetplattform "Airbnb" an. Für Dachau gibt es 18 Einträge, für Karlsfeld fünf. Eine Nutzerin verspricht ein "Oktoberfest-Paradies", bis zu vier Gäste können für 90 Euro in ihrem Haus übernachten. Fast ein Schnäppchen im Vergleich zur 80-Quadratmeter-Wohnung einer anderen Anbieterin, die ihr Domizil für satte 260 Euro pro Nacht zur Verfügung stellt. Aber wie für die Hotels gilt auch hier: Zahlen werden es viele Wiesnbesucher trotzdem.

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