Volksfest Dachau:Unbefriedigendes Imitat

Die Kosten-Nutzen-Rechnung eines "Volksfest to go" in Dachau geht nicht auf.

Kommentar von Julia Putzger

Der Vorschlag, mit einem "Volksfest to go" den diesjährigen Ausfall der Veranstaltung zu kompensieren, zeigt, was in Bayern vor allem anderen zählt: Volksfeste. Nirgendwo sonst ist das Schunkeln auf der Bierbank, mit Masskrug in der Hand und Partyschlagern im Ohr so wichtig wie im Freistaat. Obgleich diese Flucht - heraus aus der verzwickten Corona-Krise, hinein ins Altbekannte - als Rettung der Schausteller dargeboten wird, muss man bei nüchterner Betrachtung feststellen: Die Kosten-Nutzen-Rechnung eines "Volksfest to go" geht nicht auf.

So überwiegt auf Seiten der Besucher zwar zunächst die Freude, ein bisschen Volksfestfeeling aufkommen zu lassen. Doch schnell wird sich herausstellen: Das "Volksfest to go" ist - selbst mit Bedienung im Dirndl, elektronischer Fotogalerie und Volksmusikbeschallung - nur ein unbefriedigendes Imitat und scheitert ebenso wie der Versuch von Fastfood-Ketten, mit einem Rösti-Burger Hüttengaudi im Einkaufszentrum aufkommen zu lassen.

Auch für die Schausteller kann eine solche Alternative keine ernsthafte Kompensation für die Einnahmeverluste eines ganzen Jahres sein. Zudem würde nur manchen von ihnen von der abgespeckten Alternative profitieren, denn Riesenradfahrten und derlei Unterhaltungsangebote gäbe es trotzdem nicht. Bliebe es nun nur bei dieser mangelhaften Imitation, könnte man angesichts der Notlage ein "Volksfest to go" möglicherweise gutheißen. Nicht aber, wenn dadurch der ebenso gebeutelten Gastronomie unnötige Konkurrenz gemacht wird. Obwohl er Gefahr läuft, sich mit dieser Aussage unbeliebt zu machen, ist Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) derzeit der einzige, der das in klare Worte zu fassen wagt.

© SZ vom 13.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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