Dachau:Veto gegen Park-and-Ride-Platz

Um die chaotische Situation am Bahnhof zu entschärfen, will der Stadtrat Pendler schon vor den Toren Dachaus abfangen. Doch die Eisenbahngesellschaft lehnt dort einen neuen S-Bahn-Haltepunkt ab.

Walter Gierlich

- Einstimmig hatte der Bauausschuss des Stadtrats im vergangenen Oktober beschlossen, prüfen zu lassen, ob an der Linie A bei Breitenau kurz vor der Dachauer Stadtgrenze ein Park-and-Ride-Platz angelegt werden kann. Sowohl das Bündnis für Dachau als auch die Überparteiliche Bürgergemeinschaft (ÜB) hatten entsprechende Anträge gestellt, in der Hoffnung, dadurch Pendler schon vor den Toren der Stadt abzufangen und so die chaotische Parksituation am S-Bahnhof zu entschärfen. Das Antwortschreiben der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) ist ziemlich lang und enthält zahlreiche Bedingungen, die erfüllt sein müssten. Doch das Fazit der Gesellschaft, die im Auftrag des Freistaats die Leistungen des Regionalverkehrs plant, ist eindeutig: Die BEG kommt zu dem Schluss, dass "die vorgeschlagene Errichtung eines neuen S-Bahnhaltepunkts im Bereich zwischen Dachau Stadt und Breitenau daher nicht in Aussicht gestellt werden kann".

So eine klare Absage hatte die Stadtverwaltung nicht erwartet. Die BEG verlangte unter anderem, dass der "verkehrliche und volkswirtschaftliche Nutzen" nachgewiesen und "die fahrplantechnische Machbarkeit" testiert werden müsse. Auch müsse die Finanzierung geklärt sein und die Kommune bestätigen, dass der neue Halt ans Straßennetz angebunden werde. Außerdem sei das Fahrgastpotenzial im Umkreis von 500 Metern um die vorgesehene Station zu gering, und schließlich sei das betreffende Gebiet durch mehrere Bushaltestellen bereits "sehr gut erschlossen".

"Die Antwort für die schöne Idee ist erst einmal enttäuschend", sagte Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD). Er bedauerte, dass die BEG auf das eigentliche Anliegen, nämlich viele Pendler aus der Stadt herauszuhalten, gar nicht eingegangen sei. Die Lösung für das Parkplatzproblem am Bahnhof sah er in zwei Maßnahmen: Die Kleingärten auf der Ostseite "endlich zu Parkplätzen machen" und im Umfeld Anwohnerparken einzurichten. Für ihn war jedenfalls klar: "Wir müssen die Hausaufgaben in der Stadt machen." Das sah auch Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) so, der ohnehin den Entlastungseffekt durch eine Park-and-Ride-Anlage am Stadtrand bezweifelte: "Wer schon in Breitenau ist, der will nach Dachau, weil er dort den Zehn-Minuten-Takt hat."

Nun hatte, sicher nicht ganz zufällig, die Junge Union am selben Tag eine Presseerklärung herausgegeben, in der sie eine Studie forderte. In dieser sollte unter anderem von den Menschen, die am Bahnhof parken, zum einen erfragt werden, woher sie kommen. Zum anderen, warum sie mit dem Auto fahren und nicht Bus oder Fahrrad benutzen. Genau diesen Vorschlag machte in der Sitzung der CSU-Fraktionsvorsitzende Christian Stangl. Eine solche Untersuchung sei "der Einstieg in die Thematik, mit der man der Lösung näher tritt". Auch er meinte, dass man auf lange Sicht um eine "Parkraumbewirtschaftung" nicht herumkommen werde.

Der erste Teil der Forderung von JU und CSU ist bereits erfüllt. Anhand der Kennzeichen hatte die Stadt 2011 die Herkunft der Parkenden bereits einmal erkundet. "Das ist aber nur eine Momentaufnahme von einem einzigen Tag", betonte Ordnungsamtsleiter Stefan Januschkowetz. Bei der Erhebung im März 2011 hatte man auf dem Park-and-Ride-Platz am Bahnhof und im östlichen Umfeld des Bahnhofs 781 abgestellte Wagen gezählt, von denen 338 aus Dachau kamen. Aus den Gemeinden entlang der Linie A von Bachern bis Altomünster kamen an jenem Tag rund 250 Fahrzeuge. Für den Verkehrsreferenten Koch wäre das genau das Potenzial für einen Haltepunkt bei Breitenau. ÜB-Stadtrat Peter Denk mochte angesichts einer so großen Zahl trotz des barschen Neins der BEG nicht von seinem ursprünglichen Antrag abrücken: "Wir sollten die Forderung nach einem Halt in Breitenau aufrechterhalten. Wir laufen in keine Kostenfalle", betonte er. Gegen vier Stimmen wurde Denks Antrag abgelehnt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: