Dachau:Verunsicherte Touristen

Urlauber meiden Länder wie die Türkei, Tunesien oder Ägypten und weichen nach Mallorca aus

Von Moritz Köhler, Dachau

Die Pfingstferien stehen vor der Tür: Traditionell fahren Urlauber während dieser Zeit in den Süden, um die ersten Sommertage des Jahres genießen zu können. Früher haben Badeorte in der Türkei, Tunesien oder Ägypten geboomt. Doch wie reagieren die Reisenden auf die angespannte Situation in diesen Ländern, die wiederholt von Terroranschlägen erschüttert werden? "Die Kunden sind verunsichert", erläutert Sonja Schellhammer von der Flugbörse in Dachau.

Vor allem Anfang dieses Jahres seien die Buchungen für die ehemaligen Urlaubsparadiese deutlich zurückgegangen. "Inzwischen gibt es wieder mehr Anfragen, besonders die Türkei leidet aber weiterhin unter den vielen negativen Meldungen in den Medien." Obwohl die Preise für eine Reise in die Türkei daher fallen, betrachten Urlauber aus Dachau und dem Landkreis das Land skeptisch. Stattdessen zieht es sie nach Spanien. Neben den kanarischen Inseln und dem Festland ist Mallorca in diesem Jahr ein besonders beliebtes Reiseziel. Das bedeutet zwar, dass die Preise in die Höhe schießen, den Touristen scheint das aber egal zu sein, solange sie das Gefühl haben, einen sicheren Urlaub verbringen zu könne. Wer sich dem Ansturm auf die Insel nicht anschließen will, hat einige Alternativen. "Ich selbst war kürzlich erst in Marokko und kann das nur weiterempfehlen. Auch Ägypten ist weiterhin ein schönes Urlaubsziel", sagt Sonja Schellhammer.

Für weniger abenteuerlustige Urlauber weiß Jörg Stahl vom Reisebüro Flamingo in Dachau eine Alternative: "Ich kann in diesem Jahr Griechenland empfehlen. Es ist nicht voll und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut." Auch im Reisebüro Flamingo ist der Einbruch der Türkei-Buchungen deutlich zu spüren. Die Reisewarnungen hatten einen großen Einfluss auf das Buchungsverhalten: "Es gibt 40 Prozent weniger Anfragen. Und das in allen Reisebüros", sagt Stahl. Mallorca könne er inzwischen nicht mehr als Ausweichziel empfehlen: "Dort wird es dieses Jahr überfüllt sein. Man muss auch mit einigen Überbuchungen rechnen."

Letztlich wollen sich aber nicht alle Urlauber am Meer auf die faule Haut legen. Städtereisen stehen wieder hoch im Kurs, besonders nach Hamburg und London. Und es geht noch sportlicher: Wanderreisen sind auf dem Vormarsch. Zu den beliebten Zielen für Wanderfreunde zählt Mallorca - was sonst? Marianne Renkl vom Reisebüro Rita Fischer in Markt Indersdorf bietet noch eine Alternative an: "Kreuzfahrten werden immer gerne gebucht. Dabei ist es egal, ob das Schiff über das Meer oder über einen Fluss fährt."

Wie Stahl empfiehlt auch Renkl Griechenland als Alternative zum überlaufenen Mallorca: "Griechenland ist ein ebenso schönes Land für Badeurlaube wie Mallorca. In diesem Jahr ist das Land aber nicht so überfüllt, außerdem ist ein Urlaub dort billiger." Einige Kunden haben aber Vorbehalte gegen Griechenland: "Sie haben Angst, dass die Inseln voller Flüchtlinge sein könnten." Diese könne man dann anstatt nach Kos beispielsweise nach Korfu schicken.

Viele Reisende verzichten aber auch ganz auf einen Flug in die Urlaubsparadiese Südeuropas. Sie werfen ihre sieben Sachen in den Kofferraum und fahren mit dem Auto nach Italien oder Österreich. In Südtirol und Kärnten geht es dann meist entweder an Badeseen oder in die Berge zum Wandern. Inzwischen haben viele schon den Sommerurlaub geplant. Die Dachauer haben Fernweh: "Im Sommer fliegen viele in die USA. Florida und Kalifornien sind sehr beliebt", erläutert Schellhammer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: