Dachau:Verblüffend leicht

Dachau: Delta Q fasziniert durch die Fähigkeit, unterschiedliche Stile zu mischen und daraus etwas ganz Eigenes zu gestalten.

Delta Q fasziniert durch die Fähigkeit, unterschiedliche Stile zu mischen und daraus etwas ganz Eigenes zu gestalten.

(Foto: Toni Heigl)

Delta Q gelingt eine energetische Melange aus Klassik, Folk und Pop beim Leierkasten in Dachau

Von Bärbel Schäfer, Dachau

Friedrich Schillers vertonte "Ode an die Freude " vorgetragen im seriösen Männerchor-Format, als knackiger russischer Kasatschok oder im sonnigen Karibik-Feeling - die vier A-Capella-Könner von Delta Q schmetterten stilsicher und in einer packenden Musikalität den Refrain "Freude schöner Götterfunken" ins Publikum. Das Berliner Quartett packt die ganze ethnische Vielfalt unserer Zeit in seine Musik und zieht den aktuellen Gedanken der Völkerverständigung wie einen roten Faden durch sein Programm.

Zu Gast beim Leierkasten gab die dynamische Vokalband im Ludwig-Thoma-Haus ein begeisterndes Konzert mit gelungenen Arrangements und Eigenkompositionen, deren musikalische Charakteristika ausschließlich mit den Stimmen herausgearbeitet werden. Sebastian Hengst, Thorsten Engels, Martin Lorenz und Thomas Weigel präsentieren in ihrem neuen Programm "Wann, wenn nicht wir" Vokalmusik auf hohem Niveau.

Die vier Sänger klingen und agieren bestens abgestimmt, die Stimmen sitzen perfekt. Die Show ist witzig und die Choreografien sitzen. Tenor, Bariton, Bass und Countertenor sind ausgebildet und wohltemperiert und werden mit einer mundgemachten Percussion von Thomas Weigel in einen pulsierenden Groove gehüllt. In einer verblüffenden Leichtläufigkeit und Rasanz mischen sich Klassik, Folk, Popsongs verschiedener Stile und alte Schlager zu einer mitreißend energetischen Melange.

Dabei gibt es Delta Q erst seit vier Jahren, Tenor Thorsten Engels ist erst seit kurzem dabei. Wie ambitioniert das Vokalensemble ist, zeigt die Tatsache, dass es beim A-Capella-Bundescontest 2012 alle Preise abräumte. Mit kreativ inszenierten Musikvideos begeistert es seine Fangemeinde im Internet. "Wir haben das Ziel reich und berühmt zu werden", kalauerte Sebastian Hengst, der mit seinem Countertenor in höchsten Lagen singt.

Der Bandname stammt aus der Physik, genauer aus der Thermodynamik, und übersetzt das Gefühl von Wärme, das beim Publikum sofort aufkommt. Mit Humor und Ironie werden menschliche Eigenheiten und Probleme besungen, wie beispielsweise der Meditationskurs einer Selbsthilfegruppe, mit dem Ziel die Realität endlich zu sehen, wie sie ist. Lustig sind das gesungene Gebet und die lauten Atemgeräusche, die sich mehr nach Schnarchen anhören, als nach Yoga. Brillant die Interpretation von "Rollin' in the Deep" mit einem wunderbar changierenden Martin Lorenz und das Medley aus Songs, in denen es um Farben geht. "Paint it Black" von den Rolling Stones, "Für mich soll's rote Rosen regnen", "Purple Rain" und "Ja ja, so blau blau blüht der Enzian" im schnellen Wechsel und immer wieder abrupt unterbrochen vom stampfenden "We all live in a Yellow Submarine" von den Beatles. Dass der schwarze Martin Lorenz mehrmals den alten Schlagertext "Ich lass mir meinen Körper schwarz bepinseln und fahre nach den Fiji-Inseln" von 1931 einstreute, war ein wunderbar ironischer Kommentar zur Akzeptanz der ethnischen Vielfalt unserer Welt.

Auch das Medley von Songs, in denen Zahlen vorkommen, war mitreißend. Von "99 Luftballons" bis "Route 66" und das jazzige "Take Five". Da war der Funke längst übergesprungen und das Publikum klatschte begeistert mit. Herrlich ansteckend war das hingebungsvoll zelebrierte Bart-Lied, dessen Charme und jugendlichem Esprit sich nicht nur Bart-Enthusiasten gerne ergaben.

Der Leierkasten-Auftritt von Holger Paetz am Freitag, 18. März, ist bereits ausverkauft.

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