Mitten in Dachau:Die Blumen des Bösen

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Ein Strauß roter Rosen zum Valentinstag? Das sollte man sich lieber noch mal gut überlegen.

Glosse von Gregor Schiegl

Mit den Blumen und der Liebe ist das so eine Sache. In Antoine de Saint-Exupérys zeitlosem Standardwerk für Heranwachsende rührt eine Rose das Herz des kleinen Prinzen, der mutterseelenallein auf einem Stern lebt. Langsam, sehr langsam schält sich das Gewächs aus dem staubigen Boden. "Ihre geheimnisvolle Toilette dauerte tagelang", heißt es im achten Kapitel. "Und eines Morgens, gerade bei Sonnenaufgang, enthüllte sie sich." Doch dann will die frisch Erblühte gegossen werden, bitteschön, "Frühstück" nennt sie das, und verlangt einen Wandschirm gegen die Zugluft. Im Weltall! Man sieht: So eine Rose kann eine ganz schöne Zicke sein, sie ist sehr anspruchsvoll.

Nun da der Valentinstag näher rückt, warnt der Dachauer Bund Naturschutz (BN) in einer Pressemitteilung vor diesen dornigen Diven, denn nicht alles, was blüht, ist auch gut für die Umwelt. Die meisten Rosen, die man bei uns zu kaufen bekommt, werden zwar nicht aus anderen Teilen des Weltalls rübergebeamt, aber per Flugzeug bis aus Kenia zu uns geschafft. "Sie werden dort mit enormem Wasserverbrauch gezüchtet", schreibt der BN, "die Folgen für die Bevölkerung sind gravierend." 2020 habe Deutschland rund 300 Millionen Rosen direkt aus dem afrikanischen Land importiert. Und wer nun sagt, was juckt mich die Umwelt, die Liebe steht über allem, der wird vom BN darüber aufgeklärt, dass diese Rosen oft stark mit giftigen, teils sogar krebserregenden Pestiziden belastet seien. Was früher als Ausdruck der Zuneigung galt, muss man heute also eher als heimtückischen Giftanschlag betrachten.

So geht nachhaltige Liebe

Frage an Roderich Zauscher, den BN-Kreisvorsitzenden: Was tun jene nun, die weder Partnerin noch Partner umbringen wollen und auch den Planeten nicht zerstören wollen? Selber pflücken geht ja schlecht im Februar. "Die beste Wahl", so der BN-Experte, "sind Bio-Blumen oder Bio-Pflanzen, die möglichst noch aus der Region stammen." Und im Zweifelsfall lieber Tulpen nehmen als Rosen.

So geht nachhaltige Liebe. Mörder und Mörderinnen mit Stil, das sei zum Schluss noch gesagt, lassen Rosen Rosen sein und greifen gleich zum Blauen Eisenhut, Aconitum napellus. Die Giftblume kommt angeblich direkt aus der Hölle und schickt die, die damit in Kontakt kommen, umgehend in dieselbige und das auf ganz natürlichem Wege. Frohen Valentinstag!

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