Amtsgericht Dachau:Notorischer Schwarzfahrer pöbelt schwarzen Kontrolleur an

Wegen Bedrohung und übelster rassistischer Beleidigungen wird ein 25-Jähriger zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Amtsrichter Tobias Bauer schlägt erfahrungsgemäß moderate Töne an - am Donnerstagvormittag aber sprudelte die Wut geradezu aus ihm heraus. Im Beisein des Opfers, eines Fahrkartenkontrolleurs afrikanischer Abstammung - er wurde bedroht und wegen seiner Hautfarbe diskriminiert - wies er einen der Angeklagten deutlich zurecht. "Sie haben sich völlig daneben benommen", sagte Bauer. "Sie haben ganz grobe charakterliche Mängel gezeigt." Rassistisch motivierte Anfeindungen, so der Richter, "sind die primitivste Form der Beleidigung, die man machen kann. Man ist sprachlos, was ein Fahrkartenkontrolleur, der nur seinen Job macht, von einer Person wie Ihnen über sich ergehen lassen muss."

Kurz zuvor hatte der Richter den flegelhaft und pubertär auftretenden Mann aus dem Landkreis Dachau zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung verurteilt. Am Morgen des 14. September 2015 war der 25-Jährige mit seinem Zwillingsbruder kurz vor dem Münchner Hauptbahnhof in einer S-Bahn kontrolliert worden. Wieder mal konnten die notorischen Schwarzfahrer kein Ticket vorweisen. Anstatt ihre Personalien anzugeben, begannen die beiden Männer eine nicht enden wollende Schimpftirade gegen die Kontrolleure und Beamte der Bundespolizei. Sämtliche Zeugen in dem Prozess berichteten vor Gericht von Kraftausdrücken weit unter der Gürtellinie. Der afrikanische Fahrkartenkontrolleur wurde demnach mit rassistischen Anfeindungen bedacht und aufgefordert, Deutschland zu verlassen. Noch während der Fahrt hantierte der 25-Jährige mit einem Teppichmesser, das er für die Arbeit dabei hatte. Viele der Fahrgäste seien verängstigt gewesen, schilderte einer der Kontrolleure. Der Afrikaner sagte aus, der Angeklagte habe gedroht, ihn mit dem Messer töten zu wollen.

14 Mal beim Schwarzfahren erwischt

Der 25-Jährige warf das Messer erst auf den Boden, als ein Polizeibeamter bereits die Hand an seiner Waffe hatte. Auf der Wache am Hauptbahnhof gingen die Beleidigungen dann weiter. Der Zwillingsbruder des 25-Jährigen schimpfte noch eine Stunde lang über die Sprechanlage, nachdem er vorübergehend in eine Zelle gesperrt worden war. "Es war ein nicht enden wollender Wortschwall. Das ganze Repertoire an Nettigkeiten", sagte ein Beamter am ersten von zwei Verhandlungstagen. "Ein richtig schöner Montagmorgen."

Der Urteilsspruch wurde zunächst vertagt, weil zwei der drei Kontrolleure am ersten Prozesstag nicht aussagen konnten. Nun bestätigten sie die Bedrohungen und Beleidigungen, über die andere Zeugen bereits berichtet hatten. Amtsrichter Bauer kannte keine Nachsicht mit dem 25-Jährigen. "Sie sind unglaublich niederträchtig verbal ausfallend geworden", hielt er dem vierfach vorbestraften Mann vor. "Es waren ernsthafte, niederträchtige Bedrohungen." Als Bewährungsauflage bedachte er den Mann mit einer Geldstrafe von 1500 Euro. Sein Bruder, der sich vor Gericht weitaus besser zu benehmen wusste, kam mit 1100 Euro davon. Er wurde 14 Mal beim Schwarzfahren erwischt in den vergangenen zwei Jahren.

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