Unterstützung von Geflüchteten:"Das Ziel ist, den Kindern eine gewisse Normalität zu geben"

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Eine Frau und ein Mädchen aus der Ukraine bei ihrer Ankunft in Schönbrunn. (Foto: Toni Heigl)

Die Betreuung von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine stellt den Landkreis Dachau vor eine besondere Herausforderung.

Der Landkreis Dachau hat am Wochenende erneut Menschen aufgenommen, welche die Ukraine aufgrund des russischen Angriffskriegs verlassen mussten. Wie Landrat Stefan Löwl (CSU) auf Facebook berichtete, kamen am späten Samstagabend mehr als 70 Flüchtende aus der Ukraine an der Johannes-Neuhäusler-Schule in Schönbrunn an, wo sie erstversorgt wurden. Ehrenamtliche des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) sowie Caritas-Mitarbeiter und freiwillige Dolmetscher betreuten die Menschen. "Einige ruhen sich nur aus und wollen weiter, andere werden in Gastfamilien und Privatunterkünften im Landkreis Dachau bleiben", so Löwl.

Nach Angaben des Landratsamtes waren bis Freitagmittag 350 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine beim Ausländeramt registriert. Die Behörde geht derzeit davon aus, das künftig pro Woche 100 bis 200 Menschen aus der Ukraine über das Ankunftszentrum München dem Landkreis Dachau zugewiesen werden. "Ziel ist es weiterhin, die Flüchtlinge privat unterzubringen, insbesondere auch da persönlicher Kontakt und direkte Hilfestellungen gerade in der Ankunftszeit besonders wichtig sind", so das Landratsamt. Zeitgleich richte man sich aber auch darauf ein, Menschen in größeren Unterkünften oder auch in Sporthallen temporär unterbringen zu müssen.

"Besonders die Kinder und Jugendlichen sind eine besondere Herausforderung"

Unter den Flüchtlingen, die bisher im Landkreis Dachau angekommen sind, sind laut Landratsamt vorrangig Frauen und Kinder; es gibt nur ganz wenige Männer im Alter zwischen 21 und 60. Von den 350 bisher registrierten Personen sind circa 150 minderjährig; etwa 35 Kinder sind unter sechs Jahren, weitere 55 Kinder sind zwischen sechs und zehn Jahre alt, etwa 25 Kinder sind zwischen elf und 14 Jahren und knapp 35 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahre alt. "Besonders die Kinder und Jugendlichen sind eine besondere Herausforderung für die weitere Betreuung hier im Landkreis", so das Landratsamt.

Die Unterbringung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen beschäftigte auch die Koordinierungsgruppe Ukraine. Die Mitglieder kamen am Freitag erstmals zu einer digitalen Sitzung zusammen, um die Lage zu beurteilen und Maßnahmen abzustimmen. Vertreter von BRK, Caritas, AWO, Polizei und der Arbeitsagentur sowie aus Kirchen, aber auch die Bürgermeister der Kommunen im Landkreis, die Volkshochschulen sowie das Schulamt und Kita-Betreiber nahmen an der Sitzung teil. Ziel der Vernetzung sei es, durch eine einheitliche Lageeinschätzung und die Bündelung von Fragen die Maßnahmen im Landkreis zu koordinieren, Doppelarbeit zu verhindern und einen ständigen Informationsaustausch sicher zu stellen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Angespannte personelle Situation im Bereich Kinderbetreuung

Alle Beteiligten im "Runden Tisch Ukraine", wie die Koordinierungsgruppe heißt, seien sich einig, dass insbesondere die Kleinsten so schnell wie möglich in Kindertageseinrichtungen und Schulen integriert oder durch spezielle Betreuungs- und Bildungsmaßnahmen unterstützt werden müssen. "Ziel ist es, den Kindern auch in der Fremde eine gewisse Normalität und Alltagsstruktur zu geben und den Kontakt zu Gleichaltrigen sicherzustellen." Die ersten Kinder aus der Ukraine seien bereits in den Grund- und Mittelschulen im Landkreis aufgenommen. Sie gehen entweder in bestehende Deutschklassen oder nehmen am altersentsprechenden Unterricht in den Klassen teil. Alle Teilnehmer der Koordinierungsgruppe appellieren an die Schulgemeinschaft, sich mit diesen Kindern solidarisch zu zeigen und mögliche Einschränkungen im Schulbetrieb zu akzeptieren.

Die personelle Situation im Bereich Kinderbetreuung ist im Landkreis seit Jahren angespannt. Deshalb würde hier nun nach "zusätzlichen Lösungen" gesucht, teilt das Landratsamt mit. Neben speziellen Gruppen wolle man mittelfristig versuchen, Pädagog*innen und Erzieher*innen unter den Kriegsflüchtlingen für die Mitarbeit zu gewinnen und einzubinden. Auch individuelle Hilfen sind nötig und werden angeboten. Beispielsweise hat die Caritas einen sozial-psychologischen Dienst, der auch von den Personen genutzt werden kann, die traumatisierte Flüchtlinge aufgenommen haben.

Unter www.landratsamt-dachau.de/Hilfe-Fluechtlinge können weiterhin Unterkünfte sowie andere Hilfen (zum Beispiel Dolmetscherleistungen) angeboten werden.

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