Dachau:Übergärig

Polizei ermittelt gegen Fahrer eines Biomüll-Entsorgers wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung

Von Christine Heumann, Dachau

Ein Fall von Gewässerverunreinigung beschäftigt in Dachau die Stadtverwaltung, das Landratsamt und die Polizei. Ein Fahrer des Entsorgungsunternehmens Veolia soll auf dem Parkplatz des TSV Dachau 1865 am 5. August Gärsaft aus seinem Biomüll-Laster in einen Gulli eingeleitet haben. Zeugen beobachteten den Mann dabei und verständigten die Behörden. Die Stadt Dachau meldete den Vorfall der Polizei. "Grundsätzlich besteht der Verdacht der Gewässerverunreinigung", bestätigte Polizeisprecher Michael Richter. "Den Zeugenaussagen zufolge soll das keine zufällige oder fahrlässige Geschichte gewesen sein, sondern Vorsatz - und in diesem Fall ermitteln wir." Die Untersuchung der entnommenen Wasserproben dauert noch an.

Das Landratsamt ist am 5. August von diesem Vorgang unterrichtet worden und hat in Absprache mit der Stadt reagiert. "Wir sind in so einem Fall für die Gefahrenabwehr zuständig und haben auch sofort einen Mitarbeiter der fachkundigen Stelle für Wasserrecht rausgeschickt," sagt Alexander Krug, Regierungsrat am Landratsamt. Dieser habe dem Fahrer deutlich zu verstehen gegeben, dass er derartige Aktionen zu unterlassen habe. Der Fall ging dann zurück an die Stadt Dachau, weil ja deren Kanalsystem von der Verunreinigung betroffen war.

"Als Betreiber des Regenwasserkanals ist die Stadt verpflichtet, dem Ganzen nachzugehen", sagt Andreas Meyer, Leiter der Abteilung Tiefbau. "Wir müssen dafür Sorge tragen, dass keine Gefahr für die Gewässer, in diesem Fall für den Schleißheimer Kanal, ausgeht. Deshalb sei der Vorfall der Polizei gemeldet worden.

Das Entsorgungsunternehmen Veolia ist im Landkreis für die Leerung der Rest- und Biomülltonnen zuständig. Swen Herrmann, zuständiger Betriebsleiter am Standort Gersthofen, distanziert sich von dem Vorwurf, der Fahrer habe absichtlich Gärsaft in den Gulli abgelassen. "Er hat mir glaubhaft versichert, auf dem Parkplatz nur eine Pause eingelegt zu haben. Und als er bemerkt hat, dass Gärsaft aus dem Auto tropft, sei er eben ein paar Meter weiter gefahren, um die Straße nicht zu verunreinigen." Dass er dann mit seinem Fahrzeug genau über einem Gulli stand, habe der Mann gar nicht registriert. "Von einem absichtlichen Ablassen kann keine Rede sein", sagt der Betriebsleiter.

Gärsaft in der Kanalisation, das ist nicht das einzige Problem, mit dem der Entsorger derzeit in Dachau konfrontiert ist. Das Unternehmen sieht sich auch massiven Beschwerden von Bürgern in Dachau-Süd ausgesetzt. Sie kritisieren, dass schon seit geraumer Zeit bei jeder 14-tägigen Leerung ihrer Biotonnen Gärsaft aus dem Müllwagen laufe. "Bei jedem Stoppen und Anfahren des Fahrzeugs schwappt die Plörre auf die Straße", sagt einer der Anwohner. "Ich muss die stinkende Brühe dann mit dem Gartenschlauch wegspritzen - zuletzt wieder bei der Leerung am vergangenen Dienstag." Der Müllfahrer sage ihm immer nur, dass er nichts dagegen machen könne. Der betroffene Anwohner sieht das aber anders. Er spricht von einer "Schweinerei" und sagt: "Die Wagen sind einfach zu voll und laufen über."

Wegen dieser Vorfälle in Dachau-Süd hat Peter Kistler, Sachgebietsleiter Abfallwirtschaft im Landratsamt, Swen Herrmann zu einem Gespräch einbestellt. Der Veolia-Betriebsleiter räumt ein, dass bei hohem Füllstand eventuell das Dichtungssystem, das ein Auslaufen der Flüssigkeit verhindern soll, nicht mehr wie gewünscht funktioniere. "Um die Kuh vom Eis zu kriegen", wie er sagt, werde er die Gummidichtungen überprüfen lassen. Außerdem werde er in den Klärwerken Dachau und Karlsfeld nach kurzfristigen Ablassmöglichkeiten für seine Biomüll-Fahrzeuge anfragen. Bisher fährt sein Unternehmen zur Entsorgung ein Kompostwerk in Eitting an.

Probleme wie in Dachau-Süd seien nur im Sommer akut, wenn sich in den Biotonnen viel Obst ansammle, sagt Herrmann. Derart "krass" habe er sie bislang aber noch nie mitgekriegt.

Für das Landratsamt ist es vor allem wichtig, dass Veolia die Probleme schnellstens in Griff bekommt und der Straßenverkehr durch die auslaufende Flüssigkeit nicht gefährdet wird. Peter Kistler sagt: "Ich glaube, wir haben gute Lösungsansätze gefunden."

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