Dachau:TSV bereitet Aufstieg in Fußball-Regionalliga vor

An diesem Montag treffen sich der Vorstand des TSV 1865 und OB Florian Hartmann zu Sondierungsgesprächen. Es geht auch um finanzielle Hilfe.

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Fußballer brauchen nicht nur den berühmten 12. Mann, also das Publikum, sondern einen weiteren zahlungskräftigen 13., um das Projekt Aufstieg in die Regionalliga offensiv gestalten zu können. An diesem Montag finden dazu erste Gespräche des Vereinsvorstands um Wolfgang Moll mit Oberbürgermeister Florian Hartmann und dem Sportreferenten Günter Dietz statt. Am Wochenende festigte die Mannschaft schon mal Platz drei mit einem 2:0 gegen Landsberg.

Neulich nahm der parteilose Stadtrat Wolfgang Moll ein Mikrofon auf der Tartanbahn des TSV Dachau 1865 in die Hand. Vor 350 Zuschauern im Stadion an der Jahnstraße richtete er einen Appell an Stadt und Politik. Ein Verein von der Größenordnung des TSV, so sagte er, könne das Ziel nicht alleine erreichen. "Da müssen schon alle mithelfen." Nun ging es bei Molls Ansprache ausnahmsweise nicht um den Umzug des Vereins auf ein neues Sportgelände, der schon seit 15 Jahren angestrebt wird, aber die Mitglieder zuweilen in traumatische Zustände versetzt. Dieses Mal ging es um ein eigentlich erfreuliches Thema. Die erste Fußballmannschaft des TSV Dachau 1865 spielt in der Bayernliga Süd eine so gute Rolle, dass ein Aufstieg in die vierthöchste Spielklasse, die Regionalliga, durchaus möglich erscheint. Aber den eventuellen Aufstieg über die Relegation, das ist der Haken an der Geschichte, kann sie nicht allein schaffen. "Ohne kommunale Unterstützung haben wir keine Chance", sagte der TSV-Vorsitzende Wolfgang Moll dem Publikum.

Dachau: Das Sportgelände des TSV 1865 Dachau an der Jahnstraße.

Das Sportgelände des TSV 1865 Dachau an der Jahnstraße.

(Foto: Toni Heigl)

Nun kann die Stadt natürlich keine Tore schießen. Moll schwebt vor, dass die Stadt den Verein finanziell unterstützt, sollte der am Ende der Saison tatsächlich aufsteigen. Denn ähnlich steinig wie der sportliche Weg sind die zahlreichen Auflagen, die für eine Spielberechtigung in der Regionalliga erfüllt werden müssen. In dieser Hinsicht erweist sich der Bayerische Fußballverband als anspruchsvoll. Sein Anforderungskatalog umfasst 18 Punkte und zahlreiche Unterpunkte. Bis zum Freitag, 14. April, muss der Verein sämtliche Fragen zufriedenstellend beantwortet haben, um die Aussicht auf Lizenz zu verstärken.

Fassungsvermögen von 2500 Zuschauern

Erforderlich sind insbesondere bauliche Maßnahmen am Stadion in der Jahnstraße, aber auch Parkplätze sowie Flucht- und Rettungswege. TSV-Vorsitzender Moll schätzt, dass die Maßnahmen einen hohen fünfstelligen Betrag kosten würden. Der Verein selbst könne davon die Hälfte übernehmen, sagt er. Für den Rest aber müssten "Sponsoren, Gönner und die Kommune" aufkommen. Während das Sportgelände an der Jahnstraße tatsächlich zu eng und an vielen Stellen marode ist, hat das Stadion bei einer ersten Begehung mit Vertretern des Fußballverbands anscheinend überzeugt. Am Montag, am 13. März, haben sie es gemeinsam mit Stadtbauamt, Feuerwehr, Polizei und Verein in Augenschein genommen. Der Sportliche Leiter der Dachauer, Marcel Richter, sagte hinterher, dass die Regionalliga "in unserem Stadion absolut darstellbar"sei. Hier und dort müsse zwar noch nachgebessert werden, der finanzielle Aufwand halte sich aber in Grenzen. Moll, der bei der Begehung fehlte, sieht das ähnlich: "Wir haben das Potenzial, mit vergleichbar moderaten Mitteln eine Regionalligatauglichkeit für Stadion und Infrastruktur herzustellen."

Eine bessere Lautsprecheranlage oder der Anti-Dopingkontrollraum erscheinen machbar. "In unserem Stadion ein Fassungsvermögen von 2500 Zuschauern formell auszuweisen, sollte kein Problem sein. Wenn man lediglich drei- bis vierreihig steht, kommt man schon auf die geforderte Mindestanzahl. Auch die geforderte Sitzplatzanzahl von 100 Stück ist, meine ich, schon vorhanden", sagt Moll. Auch verfügt das Stadion an der Jahnstraße bereits über mehrere Eingänge.

Probleme bereitet indes der für sogenannte Risikospiele räumlich abgetrennte, zwei Meter hoch eingezäunten Tribünenbereich mit eigenem Zugang, eigenen Toiletten und eigener Bewirtung für Gästefans. Überhaupt müsste das gesamte Stadion umzäunt sein, was bislang nur zur Hälfte der Fall ist. Der Innenraum zum Spielfeld müsste durch eine geschlossene Rundumbande befriedet werden. Der Verein hätte zusätzliche Parkplätze zur Verfügung zu stellen, die im Stadtviertel Augustenfeld ohnehin sehr knapp sind und schon jetzt zu Streitigkeiten führen. Kopfzerbrechen bereiten Rettungswege, die den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen müssen. Es sind also viele Fragen offen.

Treffen mit Vereinsvertretern im Rathaus

Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) wird sich an diesem Montag bei einem Treffen mit den Vereinsvertretern im Rathaus einen ersten Überblick verschaffen. Am vergangenen Freitag hielt sich der OB dementsprechend bedeckt. Der Anforderungskatalog müsse erst abgearbeitet werden, um zu erfahren, welche Baumaßnahmen und Kosten erforderlich wären. Über eine finanzielle Unterstützung, so Hartmann, müssten die Stadträte entscheiden. Hartmann lobt immerhin: "Sportlich ist es mit Sicherheit ein toller Erfolg, den die Mannschaft gerade hat." Der CSU-Stadtrat und Sportreferent der Stadt Dachau, Günter Dietz, sieht das genauso. "Es wäre eine riesen Geschichte, wenn das mit dem Aufstieg klappen würde. So weit ich weiß, haben wir das in Dachau noch nicht gehabt." Bei aller sportlichen Euphorie relativiert er: "Wir müssen erst abklären, ob wir die Auflagen erfüllen können. Solange ich keine Zahlen habe, will ich dazu nichts sagen."

Die Unwägbarkeiten und Eventualitäten sind zahlreich. Auch sportlich. Derzeit rangiert der TSV mit reichlich Rückstand auf Pullach und Unterföhring auf Rang drei der Bayernliga. Der Spitzenreiter SV Pullach, der eigentlich zum Aufstieg berechtigt wäre, hat bereits nein zur Regionalliga gesagt. Unterföhring dahinter könnte dadurch direkt aufsteigen und würde extra ins Stadion nach Heimstetten umziehen. Der Drittplatzierte TSV würde nach jetzigem Stand in der Relegation um den Aufstieg kämpfen. Sportlich betrachtet ist es also noch ein langer, steiniger Weg. Wolfgang Moll ist sich dessen natürlich bewusst. Sollte der TSV Dachau 1865 aber aufsteigen, so wolle er sich nicht nachsagen lassen, die Hausaufgaben nicht gemacht zu haben. "Ich will die Spieler nicht abgrätschen."

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