Das viele Jahre lang von Martin Zöbeley aus Karlsfeld geleitete Vokal Ensemble München zieht es am Sonntag, 26. März, nach Dachau in die Kirche Sankt Jakob. Dort soll Passionsmusik des 16. Jahrhunderts aus dem süddeutsch-österreichischen Raum erklingen. Drei Responsorien, die der Münchner Hofkomponist Orlando di Lasso für die Karsamstags-Liturgie komponierte, eröffnen das Konzert; sie lenken die Andacht auf den Tod Jesu.
Der österreichische Komponist Jacobus Handl, besser bekannt unter seinem latinisierten Namen Jacobus Gallus, gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Musik der Gegenreformation nördlich der Alpen. In seiner "Passio secundum Matthaeum" erzählt er die Passionsgeschichte nach dem Evangelisten Matthäus. Dabei hat er einerseits den Evangeliums-Text stark gekürzt, andererseits um Einschübe aus den Passions-Erzählungen der anderen Evangelisten ergänzt. Eine der hervorragendsten Kompositionen in dem über 2000 Stücke, vor allem Motetten umfassenden Gesamtwerk von Orlando di Lasso sind die "Bußtränen des heiligen Petrus" nach seinem Verrat an Jesus Christus mit ihrer Dramatik und ihrem gewissermaßen weltlich wirkenden Kompositionsstil.
Ludwig Senfl wirkte eine Generation vor Orlando di Lasso als Hofkomponist in München. Seine Lied-Motette über den evangelischen Choral "Da Jesus an dem Kreuze hing" macht deutlich, wie nahe der selbstverständlich katholische Münchner Hofkomponist dem Luthertum war. Senfl stand mit ihm in heimlichem Briefwechsel, vermittelt durch den der evangelischen Religion nahestehenden Pfarrer von Schöngeising bei Fürstenfeld. Ähnliches zeigt sich unter umgekehrten Vorzeichen in der Motette "Ecce, quomodo moritur justus" von Jacobus Handl. Diese Musik lebte noch lange im protestantischen Norddeutschland mit dem verdeutschten Text "Der Gerecht kömmt um, und niemand ist, der es zu Herzen nehme".
Vokal Ensemble München: Passionskonzert in Sankt Jakob in Dachau, Sonntag, 26. März, 17 Uhr.