Dachau:Tolle Sprints vor wenig Publikum

Fahrer und Zuschauer sind dennoch hochzufrieden mit dem Radrenn-Kriterium rund um die Ludwig-Thoma-Wiese. Den veranstaltenden Verein R+F Forice 89 freut besonders, dass zwei Mitglieder vordere Plätze erreichen.

Von Johannes Vogel

Ein Reifenwechsel muss sehr schnell gehen. Schließlich möchte der Radrennfahrer keinen wertvollen Vorsprung verlieren. Seine Gehilfin eilt mit dem Ersatzreifen herbei. Rasch den Schnellspanner geöffnet, die Kette abgenommen und den lädierten Reifen aus der Haltung gehoben, dann in umgekehrter Reihenfolge den neuen Reifen eingespannt - schon rast der Fahrer wieder auf die Strecke, wo mehrere Kontrahenten nahen.

Das zwölfte Franz-Xaver-Böhm-Gedächtnisrennen fand bei idealem Rennwetter statt. Angenehme Temperaturen, hin und wieder eine Schatten spendende Wolke und ein sachter Wind begleiteten die Fahrer. Zuschauer waren kaum erschienen. Meist handelte es sich um Angehörige und Freunde der Teilnehmer, vereinzelt um Passanten, die auf einen günstigen Zeitpunkt zur Überquerung der Rennstrecke warten mussten. Dabei bot das Rennen zum Zuschauen einiges. Vor Wertungen gab es teils wilde Duelle, um noch als Erster über die Ziellinie zu kommen. Doch auch die zurückgebliebenen Fahrer ließen sich nicht entmutigen und strampelten tapfer ihre 45 Runden. Die Zuschauer quittierten die Leistungen mit regelmäßigem Applaus und Anfeuern.

Wetter und Teilnehmerzahl boten Judith Schlumberger-Steger, Schriftführerin von Forice 89, jeden Grund zur Zufriedenheit. Für den Verein sei es grundsätzlich eine schöne Sache, solch ein Rennen auszurichten, sagte sie. Wenn eigene Mitglieder gewinnen, freue man sich besonders. Das Rennen der C-Klasse läutete die Veranstaltung ein. Dazu zählen alle Männer, die der lizenzierten Jugendgruppe entwachsen sind, sich neu lizensiert haben oder nach einer Pause wieder in den Sport einsteigen.

Inzwischen fuhr sich die Nachwuchsgruppe U 17 auf der Wiese warm. Sie ging gemeinsam mit den Frauen im zweiten Rennen an den Start. Die beiden Gruppen waren wegen geringer Teilnehmerzahlen zusammengelegt, wurden aber getrennt gewertet. Es war das einzige Rennen, bei dem auch Vertreter des Dachauer Vereins teilnahmen. Der U 17-Fahrer Benedikt Chmiel ging mit Ehrgeiz in das "Heimrennen" in seiner Stadt. Er hatte nicht extra geübt, unterzog sich aber am Samstag einer "Vorbelastung". Das ist ein ausführlicheres Training, um den Körper auf die Anstrengung vorzubereiten. Der Wunsch von Schlumberger-Steger erfüllte sich, als mit Elena Eggl und Chmiel in beiden Wertungen jeweils ein Mitglied des Forice 89 Zweiter wurde. In seinem Eifer hätte sich Chmiel allerdings noch mehr gewünscht. Die Erste unter den Frauen, Tanja Edelmann vom RSC Kempten, war von ihrem Sieg überrascht. "Es war auch Glück dabei. Ich bin am Anfang nach vorne weggezogen, um in den ersten Wertungen Punkte zu sammeln. Die nachfolgenden Fahrerinnen waren untereinander beschäftigt, statt zusammen aufzuholen", sagt sie.

In einem weiteren Rennen zeigten nicht lizenzierte Hobbyfahrer ihr Können. Den sportlichen Höhepunkt schließlich bildete das Hauptrennen mit den Männern der A- und B-Klasse sowie der Elite KT, die an der Grenze zum Profisport steht.

Das sechsköpfige Kampfgericht war trotz seiner Verantwortung, alle paar Minuten eine Wertung vorzunehmen, sehr entspannt. Das merkte man auch an den informativen Durchsagen. Der Ansager ließ es sich nicht nehmen, den anwesenden Laien Einzelheiten der Bewertung zu erklären. Durch die überschaubare Zahl an Menschen kam auf der Wiese fast eine familiäre Atmosphäre auf. Viele Fahrer kennen sich untereinander von anderen Rennen. Die lebhafte Musik beschallte einen langen Abschnitt der Zielgeraden und sorgte nicht nur bei den Zuschauern für gute Stimmung. Beim reichhaltigen Angebot an Kuchen, Getränken und deftig belegten Semmeln konnten sich alle stärken.

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