Süddeutsche Zeitung

Stadtbahnhof:Teure Wege

Die Gestaltung des Grünzugs am Stadtbahnhof in Dachau wird 555 000 Euro kosten. Die Stadträte stimmen den Plänen zu - mit einer Einschränkung.

Von Petra Schafflik, Dachau

Als letztes Element im neuen Wohngebiet am Stadtbahnhof wird jetzt der geplante Grünzug angelegt. Planungen für den schmalen Geländestreifen, die Stefan Tischer von der Abteilung Stadtgrün im Umwelt- und Verkehrsausschuss präsentierte, fanden bei den Stadträten weitgehend Zustimmung. Als "guten Kompromiss zwischen Gebietsgestaltung und Gegengewicht zur dichten Bebauung", lobte die Umweltreferentin des Stadtrats, Sabine Geißler (Bündnis für Dachau), das Konzept. Tatsächlich sei leider zwischen Bahnlinie und Wohngebiet nicht viel Freifläche übrig geblieben, Geißler sprach von einem "grünen Faden". Doch schaffe der Entwurf mit bepflanzten Kuppen und Mulden, mit Wiesenflächen und Baumgruppen dort eine ansprechende Aufenthaltsqualität.

Wie schon vorige Woche, als es im Familien- und Sozialausschuss massive Kritik an den Kosten des in genau diesem Grünzug geplanten Spielplatzes gab, monierte die CSU-Fraktion erneut das hohe Budget. Die Gestaltung der zehn Hektar großen Fläche soll 555 000 Euro kosten. "Da bleibt einem die Spucke weg", sagte Gustl Haas (CSU). Allerdings ist es nicht etwa eine aufwendige, vielleicht gar exotische Bepflanzung, die hier die Kosten in die Höhe treibt. Vielmehr führen durch die künftige Grünanlage enorm viele Wege, die das MD-Gelände mit dem Waldfriedhof verbinden, die von der Altstadt nach Etzenhausen oder von den angrenzenden Wohnvierteln zum Stadtbahnhof führen. Allein 13 Geh- und Radwege müssen daher angelegt werden, jeder drei Meter breit, mit solidem Unterbau und kostspieliger, dafür aber pflegeleichter Asphaltdecke. Diese Wege kosten schon 150 000 Euro, weitere 125 000 Euro fließen in die Geländevorbereitung, weil das Areal momentan in weiten Bereichen nur mit Kies bedeckt ist. Der notwendige Oberboden muss erst angefahren werden.

Und auch die Infrastruktur mit Bänken und Radständern am Stadtbahnhof kostet. Nur ein kleiner Teil des Gesamtbudgets, nämlich 85 000 Euro, fließen in Pflanzen und Saatgut, "ins reelle Grün", wie Stadtgärtner Tischer betonte. "Viel Spielraum haben wir nicht mehr, weil die Wege einfach sein müssen", machte sich auch Umweltreferentin Geißler (Bündnis) für das vorliegende Konzept stark. Diese Argumente überzeugten schließlich, an den Kosten wurde dann nicht mehr gerüttelt. Allerdings an einem Detail der Gestaltung: Dezidiert wollen die Räte im Park am Stadtbahnhof keine Thujen sehen. Diese Gehölze, die auch Lebensbaum heißen, waren am nur sieben Meter breiten Parkzugang am Pflegeheim an der Freisinger Straße geplant. Als einladende Eingangspforte, so Tischer, als "spezielle Akzentuierung". Doch die immergrünen Thujen "sind keine Einladung, sondern eine Abschreckung. Pflanzt halt eine Ligusterhecke", sagte Gustl Haas (CSU). Diese Einschätzung fand breite Zustimmung. Einstimmig billigten die Stadträte schließlich die Planung - mit der dezidierten Einschränkung "ohne Thujen".

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SZ vom 03.12.2015/gsl
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