Dachau:Teilen macht glücklich

Dachau: Suwan Duschl, ihr Mann Thomas und Hilfsköchin Nit Fritze kochen einmal in der Woche für die Dachauer Tafel. Die gebratenen Nudeln kommen gut an.

Suwan Duschl, ihr Mann Thomas und Hilfsköchin Nit Fritze kochen einmal in der Woche für die Dachauer Tafel. Die gebratenen Nudeln kommen gut an.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Thomas und Suwan Duschl betreiben das thailändische Restaurant Sukhothai in der Altstadt. Weil sie wissen, was Armut bedeutet, spenden sie regelmäßig Essen für die Hilfsorganisation Dachauer Tafel

Von Benjamin Emonts, Dachau

Als Thomas Duschl und seine Frau Suwan vor zwei Jahren einen Termin bei den Dachauer Stadtwerken wahrnehmen, fällt ihr Blick zwangsläufig auf das Gebäude gegenüber. Davor sehen sie eine lange Schlange stehen, darunter viele alte Menschen und Eltern, die ihre Kinder an der Hand halten. Es sind hilfsbedürftige Menschen, die darauf warten, von der Dachauer Tafel etwas zu essen zu bekommen - um sich selbst zu versorgen, dazu fehlt ihnen das nötige Geld. Es ist ein trauriger und nachdenklich stimmender Anblick, der sich Thomas und Suwan Duschl damals bietet. Vor kurzer Zeit erst hatte das Ehepaar in der Dachauer Altstadt ein thailändisches Restaurant eröffnet: Sukhothai. Es lief schlecht anfangs. "Wir konnten die ersten sieben Monate nicht davon leben", sagt Wirt Thomas Duschl. Trotzdem fassten seine Frau und er im Anblick der bedürftigen Menschen den Entschluss: Wir wollen helfen.

Seither kochen sie in ihrem Restaurant einmal wöchentlich frisches thailändisches Essen für die Dachauer Tafel in der Brunngartenstraße. Etwa 30 Leute werden davon jeden Mittwoch satt. Tafel-Leiterin Edda Drittenpreis sagt: "Das Essen kommt super an." Anfangs seien die Leute ob der exotischen Kulinarik zwar noch etwas skeptisch gewesen, "aber mittlerweile sind sie ganz gierig darauf".

Die Eheleute Duschl macht das glücklich, wie sie sagen. Suwan stammt aus Thailand, sie ist strenge Buddhistin. Ihr Mann Thomas, ein waschechter Niederbayer, hat selbst fünf Jahre lang in dem südostasiatischen Land gelebt. So manche Lebensweisheit aus dem Buddhismus hat der 49-Jährige inzwischen verinnerlicht. Der Buddhismus wurzelt bekanntlich im Bestreben nach einem guten Karma und damit verbunden in der Überzeugung, dass die guten und die schlechten Taten - sei es in diesem oder in einem anderen Leben - vergolten werden. In der Religion, sagt Thomas Duschl, "ist es üblich, mit Menschen zu teilen, die nicht so viel besitzen wie man selbst". Deshalb besuchen die Duschls einmal im Jahr ein kleines Dorf in Thailand und unternehmen mit rund 20 Kindern einen Tagesausflug.

In Dachau hilft das Ehepaar Menschen, denen das Geld fehlt, sich selbst zu ernähren. "Bevor ich an große Vereine spende, bei denen ich nicht weiß, ob die Hilfe auch wirklich ankommt, helfe ich lieber direkt", findet Thomas Duschl.

Etwas überspitzt und buddhistisch interpretiert, haben sich ihre guten Taten vielleicht schon jetzt auf ihr Leben im Diesseits ausgewirkt. Ihr Lokal läuft inzwischen nämlich hervorragend. Nicht selten nehmen mittags prominente Gäste wie der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann im Sukhothai Platz. Das Konzept, ausschließlich frische Produkte zu verarbeiten und auf Glutamat gänzlich zu verzichten, hat sich längst bewährt.

Edda Drittenpreis von der Dachauer Tafel füllt das thailändische Essen jeden Mittwoch in Gläser und verteilt es überwiegend an Alleinstehende, die zu Hause keine Kochgelegenheit haben. "Sie können sich das Essen dann ganz einfach in der Mikrowelle warm machen", sagt sie. Bislang ist das Sukhothai das einzige Restaurant, das die Tafel regelmäßig mit Essensspenden beliefert. Das Lokal Asia Kitchen, das in der Alten Römerstraße zu Hause ist, spendet zwei mal im Jahr seinen gesamten Tageserlös an die Dachauer Tafel, so auch wieder am Mittwoch, 3. Juni. Im vergangenen Jahr sind auf diesem Weg 1200 Euro zusammen gekommen. "Das ist ein toller Betrag für uns, mit dem wir viel zukaufen können", lobt Drittenpreis die Aktion. Sie hofft auf weitere Lokale, die bereit sind, zu helfen. Wie die Duschls. "Ich finde das riesig", sagt Drittenpreis.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: