Süddeutsche Zeitung

Dachau:Straßendeal

Der Landkreis baut für circa 1,2 Millionen Euro in Oberumbach eine Ortsdurchfahrt mit Geh- und Radweg, saniert die Fahrbahndecke der Kreisstraße. Die Gemeinde Pfaffenhofen übernimmt dann die Pflege

Von Jacqueline Lang

Im Norden des Gemeindegebiets Pfaffenhofen an der Glonn befindet sich die Kreisstraße DAH 14, die von der Staatsstraße 2051 bis zum Abzweig zur Gemeindeverbindungsstraße zwischen Oberumbach und Stockach führt und dort an der Gemeindestraße endet. Bereits vor einigen Jahren gab es seitens der Gemeinde und des Landratsamts Überlegungen, einen Lückenschluss zwischen der DAH 14 und der DAH 7 bei Stockach zu schaffen, mit der Vorgabe, dass die Gemeinde die Straße neu baut und der Landkreis Dachau dann die Trägerschaft für dieses Teilstück übernimmt. Dieses Vorhaben ließ sich seitens der Gemeinde jedoch damals nicht realisieren. Da es nun vermehrt Beschwerden seitens der Bewohner über den schlechten Zustand der Straße gibt, haben sich Pfaffenhofens Bürgermeister Helmut Zech (CSU) und das Dachauer Landratsamt eine neue Lösung überlegt: Der Landkreis kümmert sich um den Vollausbau der Ortsdurchfahrt Oberumbach mit Gehweg und einer Weiterführung eines Geh- und Radweges bis zur Staatsstraße 2051. Im Anschluss wird die Kreisstraße in eine Gemeindestraße umgewidmet und Pfaffenhofen kümmert sich um die weitere Instandhaltung.

Im Detail bedeutet das: Der Landkreis wird den Geh- und Radweg im Bereich zwischen der Einmündung der Staatsstraße und dem Ortseingang Oberumbach schnellstmöglich realisieren, sofern der Grunderwerb möglich ist. Sollte ein Grunderwerb zeitnah nicht möglich sein, erstattet der Landkreis der Gemeinde zuvor den kalkulierten Baupreis für den Radweg und die Gemeinde versucht dann zu einem späteren Zeitpunkt den Radweg zu realisieren. Zudem ist im Bereich zwischen der Staatsstraße und dem Ortseingang eine Fahrbahndeckensanierung geplant. Nach Abschluss der jeweiligen Baumaßnahmen soll die Straßenbaulast vom Landkreis Dachau auf die Gemeinde Pfaffenhofen an der Glonn übertragen werden. Die Gemeinde bekommt demnach eine nagelneue Straße, im Gegenzug muss sie sich um diese in Zukunft selbst kümmern.

Laut Torsten Kohlmann, Sachgebietsleiter Tiefbau, der den Kreisrätinnen und Kreisräten das Vorhaben in der jüngsten Umwelt- und Verkehrsausschusssitzung vorstellte, eine Win-Win-Situation: Zwar muss der Landkreis zunächst ein wenig Geld in die Hand nehmen, dafür hat er aber dann später eine Straße weniger, um die er sich kümmern muss. Pfaffenhofen im Gegenzug bekommt eine gänzlich neue Straße, die wohl erst in einigen Jahren wieder Kosten für die Gemeinde verursachen wird. In Zahlen gesprochen bedeutet das: Die Kosten für den rund 300 Meter langen Straßenvollausbau sind derzeit mit rund 500 000 Euro veranschlagt. Die Fahrbahndeckensanierung für die restlichen 1,1 Kilometer Kreisstraße werden mit weiteren rund 100 000 Euro veranschlagt. Der Bau des ebenfalls rund 1,1 Kilometer langen Radwegs schlägt mit weiteren 500 000 Euro zu Buche. Hinzu kommen Planungsmittel in Höhe von gut 100 000 Euro. Insgesamt belaufen sich die Kosten für den Landkreis demnach auf schätzungsweise 1,2 Millionen Euro. Kohlmann geht jedoch davon aus, dass für den Ausbau der Ortsdurchfahrt und den Bau des Radwegs eine Förderung von rund 300 000 Euro beantragt werden kann.

Kreisrat Leonhard Mösl (ÖDP) fragte, ob nicht auch eine Deckensanierung ausreichend sei und auch Peter Heller (Bündnis) wollte wissen, ob man dadurch nicht viel Geld sparen könne, das dem Landkreis ohnehin gerade fehle. Landrat Stefan Löwl (CSU) hielt dagegen, dass es nicht sinnvoll sei bei Investitionen immer abzuwarten. Dadurch verschiebe man letztlich nur "Schulden in die Zukunft", löse aber nicht das eigentliche Problem. Außerdem sei zu diesen Bedingungen auch ein Deal mit der Gemeinde nicht zu machen wie auch der anwesende Bürgermeister Zech durch vehementes Kopfschütteln noch einmal deutlich machte.

Außerdem, das betonten Kohlmann wie Landrat Löwl, gehe es für den Haushalt 2022 zunächst nur um die Planungskosten, nicht schon um die kompletten Baukosten. Ob etwa letztlich der geplante Gehweg realisierbar sei, so Kohlmann, werde sich erst durch die Planung final zeigen. Grundsätzlich sei durch die Abstufung der Straße zur Gemeindestraße deutlich mehr möglich, weil für diese völlig andere Voraussetzungen gegeben sein müssten, als für Kreisstraßen. Die Realisierung eines Gehwegs werde also so wohl leichter. Von dieser Argumentation schien Roderich Zauscher (Grüne) bis zum Schluss nicht vollumfänglich überzeugt. Als einziger Kreisrat im Verkehrs- und Umweltausschuss stimmte er deshalb gegen die Beschlussvorlage. Im Kreisausschuss stimmten alle Kreisräte und Kreisrätinnen für das Vorhaben. Der Abstufung der Straße wird somit seitens der Kreisräte grundsätzlich zugestimmt, und Landrat Löwl kann die Planungsvereinbarungen mit der Gemeinde abschließen. Die Mittel für die Planung des Ausbaus und der Errichtung des Geh- und Radwegs sollen außerdem bereits in die Haushaltsberatung für 2022 einfließen.

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SZ vom 18.06.2021
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