Dachau:Stadtwerke machen Minus

Dachau: Im Amperkraftwerk müssen die Generatoren überholt werden - eine Unterhaltsmaßnahme, die die Stadtwerke einiges kostet.

Im Amperkraftwerk müssen die Generatoren überholt werden - eine Unterhaltsmaßnahme, die die Stadtwerke einiges kostet.

(Foto: Niels Jørgensen)

Im Amperkraftwerk müssen Generatoren verstärkt werden. Auch wird viel Geld ins Stromnetz investiert. Die Verschuldung steigt um knapp 13 Millionen. Die Energiepreise für die Kunden sollen aber stabil bleiben

Von Petra Schafflik, Dachau

Die wichtigsten Kennzahlen schauen auf den ersten Blick nicht erfreulich aus, dennoch bezeichnet der kaufmännische Geschäftsführer Robert Haimerl den Wirtschaftsplan der Stadtwerke für 2016 als "grundsätzlich zufriedenstellend". Zwar kalkuliert der kommunale Eigenbetrieb der Stadt im kommenden Jahr mit rückläufigen Umsätzen und einem Verlust von 1,6 Millionen Euro. Doch ist dieses Minus kein strukturelles Problem, vielmehr verschlingen Unterhaltsmaßnahmen im kommenden Jahr ungewöhnlich viel Geld. Die Stadträte im Werkausschuss folgten der Einschätzung des Stadtwerke-Chefs. Gesprächsbedarf gab es aber zu den Personalkosten, die um gut eine Million Euro steigen, weil 13 neue Stellen geschaffen werden. Nachdem diese Fragen in einer nicht-öffentlichen Diskussion offenbar ausgeräumt werden konnten, stimmte eine klare Mehrheit für den vorgelegten Etat, der noch vom Stadtrat gebilligt werden muss.

Weil das Minus im Stadtwerkeetat 2016 kein grundsätzliches Problem sei, "ist kein Feuer am Dach", betonte SPD-Fraktionssprecher Volker C. Koch. Tatsächlich werden die Umsatzerwartungen auf 61,6 Millionen Euro (Vorjahr: 65 Millionen) reduziert, erklärte Geschäftsführer Robert Haimerl, weil die Temperaturen im vergangenen Winter recht mild waren und der Gasabsatz entsprechend rückläufig. Auf Basis dieser Vorjahreszahlen wurde der Etat für 2016 kalkuliert. Ob aber dieser Umsatzrückgang tatsächlich so eintritt, ist offen. "Niemand weiß, wie der kommende Winter wird." Das bedeutet auch, dass eine lang anhaltende Frostperiode den Etat der Stadtwerke ins Positive wenden könnte.

Im Gegenzug zu den rückläufigen Einnahmen steigen die Ausgaben für Unterhalt aber auch die Investitionen in den Geschäftsbereichen Strom und Abwasser. So müssen im Amperkraftwerk die Generatoren überholt, Dämme in Mitterndorf verstärkt werden, im Klärwerk steht die Sanierung eines Nachklärbeckens an. Allein diese drei großen Instandhaltungsmaßnahmen kosten 2,6 Millionen Euro. Dazu kommen Investitionen mit einem Volumen von 16,5 Millionen Euro, Schwerpunkte sind der Offshore Windpark Borkum (1,3 Millionen Euro), das Stromnetz (4,6 Millionen Euro) und die Ertüchtigung der Kläranlage (1,4 Millionen). Der mit einem Volumen von 11,7 Millionen Euro geplante Neubau des Dachauer Hallenbads spiegelt sich 2016 nur mit Planungskosten von 500 000 Euro wider, wird erst nach der geplanten Eröffnung des Bads 2019 den Etat der Stadtwerke belasten, erklärte Haimerl.

Wenn im nächsten Jahr alle Vorhaben umgesetzt werden, müssen die Stadtwerke 12,9 Millionen als Kredit aufnehmen. Was aufgrund der gesunden Unternehmensstruktur kein Problem wäre, wie der Stadtwerkechef den Stadträten erläuterte. Doch ein Anstieg der Schulden ist gar nicht sicher. Einige Investitionen wie Grundstückskäufe und die Erschließung von Augustenfeld "kommen mit kleinerer Wahrscheinlichkeit".

Die Stadträte folgten dem Stadtwerkechef soweit in der Finanzplanung. Klärungsbedarf gab es aber beim Personal. 13 neue Stellen, ein Anstieg der Personalkosten um 1,2 Millionen Euro auf 11,5 Millionen Euro, "dafür können wir heute keine Empfehlung geben", sagte CSU-Stadtrat Günter Dietz. Die Bedenken auch anderer Fraktionen wurden von Geschäftsführer Haimerl aber offenbar in der nicht-öffentlichen Beratung ausgeräumt. Im Anschluss an die halbstündige Debatte sprach sich eine Mehrheit von 13 Stadträten dafür aus, dem Stadtrat die Zustimmung zum Etat zu empfehlen. Dagegen votierten Claus Weber (FW) und Norbert Winter (Bürger für Dachau).

Die Dachauer dürfte neben der wirtschaftlichen Lage der Stadtwerke vor allem interessieren, wie sich die Preise für Energie und Dienstleistungen entwickeln. Über mögliche Anpassungen der Tarife wird der Werkausschuss erst im November beraten, aber Tendenzen kündigte Geschäftsführer Haimerl an. Danach dürfte Gas 2016 ein wenig günstiger werden, der Strompreis stabil bleiben. Einziger Wermutstropfen: Der Eintritt in die Bäder wird wohl bald teurer. "Wir haben ein steigendes Defizit, das Freibad bietet ein attraktives Angebot, wir werden über eine Preisanpassung diskutieren müssen", so Haimerl. Zumal der aktuelle Tarif im Vergleich zu umliegenden Bädern "am unteren Limit" liege. Peter Gampenrieder (ÜB) forderte, bei diesen Überlegungen auch Familien und Bürger mit geringem Einkommen im Auge zu behalten, für Stadtwerke-Kunden über die Vorteilskarte einen Rabatt vorzusehen. "Wir wollen ein Modell finden, das alle zufrieden stellt", versprach Geschäftsführer Haimerl.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: