Dachau:Die Energiepreise schlagen Kapriolen

Lesezeit: 2 min

Gas ist ein teures Gut geworden. Ab März kommen jedoch alle Kunden in den Genuss des Gaspreisdeckels. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Viele Gaskunden der Stadtwerke wundern sich aktuell über Rückzahlungen, während Abschläge steigen. Das liegt an den Preisbremsen der Regierung, die jetzt kassenwirksam werden. Ab März kommen noch Gas- und Stromdeckel dazu - rückwirkend.

Von Alexandra Vettori, Dachau

Groß war die Angst vor massiven Preissteigerungen für Gas und Strom, weil Strom zum Teil auch mit Gas produziert wird. Teurer ist es auch geworden, wie das Beispiel der Stadtwerke Dachau zeigt: Lag der Durchschnittspreis für Bestandskunden im Jahr 2022 noch bei 11,19 Cent je Kilowattstunde, werden es heuer 15,63 Cent, also rund 36 Prozent mehr. Die verschiedenen Entlastungsaktionen der Bundesregierung haben den Preissprung gemildert. Sie führen derzeit aber auch zu einem Auf und Ab in den Abrechnungen.

Viele der etwa 4000 Gaskunden der Stadtwerke Dachau waren überrascht, als ihnen kürzlich die jüngste Abrechnung ins Haus flatterte. Denn da war eine ganze Reihe von Gutschriften dabei, also Geld, das sie wieder zurückbekommen. Cornelia Scheyerl, Sprecherin der Stadtwerke, erklärt, wie das kommt: Aktuell seien die Entlastungen nach dem Soforthilfegesetz Erdgas und Wärme für Dezember 2022 in den Abrechnungen berücksichtigt.

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Außerdem hat die Bundesregierung rückwirkend zum 1. Oktober 2022 die Umsatzsteuer auf den Bezug von Erdgas von 19 auf 7 Prozent reduziert, auch das ist in den aktuellen Preisen eingerechnet. Und dann spielt, so Scheyerl, auch der gesunkene Verbrauch eine Rolle. Wegen des milden Wetters, aber auch, weil die Kunden sparsamer geworden sind.

Einige Gasbezieher freilich rufen bereits bei den Stadtwerken an, um zu fragen, wo denn der Gaspreisdeckel mit den günstigeren Tarifen für die ersten 80 Prozent des Verbrauchs blieben. Das einzurechnen, habe man noch nicht geschafft, räumt Scheyerl ein. Aber die Programmierer arbeiteten mit Hochdruck daran, die Systeme so zu programmieren, dass die Energiepreisdeckel in den Abschlägen ab März enthalten sind, rückwirkend bis Januar.

Der Gaspreis wird nach einer Prognose berechnet, für jeden Kunden extra

"Wie alle anderen Anbieter auch müssen wir für die neuen, verringerten Abschläge den Gasverbrauch nach den neuen gesetzlichen Vorgaben prognostizieren, und zwar für jeden Kunden individuell. Und das ist eine ziemlich komplizierte Sache", erklärt Scheyerl. All diese Werte, verrechnet mit den Preisdeckeln, müssen dann in das Abrechnungsprogramm eingespeist werden.

Die Gaskunden der Dachauer Stadtwerke kommen, wie die Privatkunden anderer Anbieter in ganz Deutschland, ab März in den Genuss des Gaspreisdeckels. Dann müssen sie für die ersten 80 Prozent ihres Verbrauchs nur zwölf Cent je Kilowattstunde zahlen, für den Rest den regulären Preis. Die neuen verringerten Abschläge würden den Kunden der Stadtwerke rechtzeitig mitgeteilt, verspricht Scheyerl, "unsere Kunden müssen nichts tun".

"Da mussten wir kurzfristig sogar teuren Strom zukaufen"

Was die Sache für Energieversorger wie die Stadtwerke so arbeitsintensiv macht, ist, dass Selbiges auch im Strombereich zu tun ist. Ab März gilt auch der Strompreisdeckel, mit dem private Haushalte nur 40 Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent Ihres letztjährigen Verbrauchs zahlen. Was darüber liegt, kostet mehr. Auch der Strompreisdeckel wird rückwirkend zum 1. Januar berechnet, im März erhalten Kunden einen einmaligen Entlastungsbetrag für Januar und Februar. Die Abschläge werden angepasst. 41.000 Stromkunden hängen am Netz der Stadtwerke, den Aufwand im Abrechnungssystem kann man sich vorstellen.

Dass sich Stromsparen lohnt, zeigt der Blick auf den aktuellen Preis: Bei den Stadtwerken Dachau kostet die Kilowattstunde für Bestandskunden heuer 47,98 Cent, das sind knapp 40 Prozent mehr als die 35,31 Cent vom Vorjahr.

Was man bei den Stadtwerken nicht so gerne hört, ist die teils wieder laut werdende Kritik, dass Strom und Gas auf den Märkten doch schon viel günstiger seien. Manch ein Kunde wechselt bereits zu Billiganbietern. Bei den Stadtwerken, betont Scheyerl, kaufe man dagegen langfristig ein. Was die Wahl des günstigsten Anbieters bedeuten kann, habe man im Vorjahr gesehen, als die Stadtwerke als Grundversorger auf einen Schlag rund 500 Stromkunden aufnehmen musste, deren Verträge von Billiganbietern gekündigt worden waren. "Da mussten wir kurzfristig sogar Strom zukaufen", so Scheyerl.

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