SPD und CSU in Dachau streiten sich:Nachtarock um Eishalle

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Die Einigkeit um das Projekt am ASV-Gelände ist schon wieder dahin: Die SPD wirft der CSU vor, Bürger und Stadträte mit Fehlinformationen verschaukelt zu haben. Die Christsozialen verbuchen die Attacke unter "Wahlkampfgetöse".

Von Petra Schafflik, Dachau

Die geplante neue Eishalle, die am ASV Sportverein in Dachau-Süd entstehen soll, sorgt nach wie vor für politische Debatten. Zwar haben die Stadträte das Vorhaben erst vor zwei Wochen mit einem einstimmigen Beschluss im Bauausschuss auf den Weg gebracht. Doch zuvor war lange um den richtigen Standort gerungen worden. So befürworteten SPD und Bündnis für Dachau lange ein Projektkonzept des Eissportvereins Woodpeckers an der Wahlbergstraße, doch mit der knappen Mehrheit von CSU, Freien Wählern und Grünen fiel die Entscheidung im vorigen Frühjahr für den Standort beim ASV.

Allerdings unter Annahmen, die sich nun als falsch herausstellen, erklärt SPD-Fraktionsvorsitzende Christa Keimerl. Denn eine SPD-Anfrage ans Bauamt hat ergeben, dass "für die Eishalle 3000 Quadratmeter Stadtwald gerodet werden müssen", so eine SPD-Pressemeldung. Sauer sind die Genossen nun auf die CSU, die auf ihrem Stadtrats-Blog im März 2019 verbreitet hatte, dass nur maximal 1000 Quadratmeter Wald dem Stadion zum Opfer fallen würden. Diese Information, die auf eigenen Berechnungen der Christsozialen beruhte, erweise sich nun als nicht korrekt. Die SPD bedaure, "dass die Bürger, die sich für den Erhalt des Stadtwalds ausgesprochen hatten, durch diese Fehlinformationen nun vor vollendete Tatsachen gestellt werden".

Im April vergangenen Jahres trafen sich die Stadträte zum Ortstermin am ASV-Gelände und marschierten durch den Stadtwald. Damals wusste noch niemand, dass für die geplante Eisfläche wohl 3000 Quadratmeter Wald gerodet werden müssen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die CSU-Fraktion verbucht diese Attacke indes unter "Wahlkampfgetöse". Ob die jetzt genannte Flächenzahl richtig sei, werde er überprüfen, erklärt Stadtrat und OB-Kandidat Peter Strauch (CSU). "Auch wenn die 3000 Quadratmeter stimmen, bleibt die Standortentscheidung richtig." Jeder Quadratmeter gerodeter Wald werde durch eine Neupflanzung ersetzt, betont Strauch. "Da stehe ich dazu."

Im Streit um den richtigen Standort für ein neues städtisches Eislaufstadion spielte die Frage des Naturschutzes von Anfang an eine wichtige Rolle. Und klar war auch, dass Bäume weichen müssen, wenn die Kunsteisbahn im Süden des ASV-Vereinsgeländes errichtet wird. Zwar geht es nicht um einen besonders geschützten Bannwald, wie ursprünglich gedacht, aber doch um ein Stück Erholungswald. Anders beim Alternativvorschlag des ESV, wo die Eishalle auf der jetzt als Ballspielfläche genutzten Wiese an der Wallbergstraße gebaut werden sollte. "Stadtwald bleibt" - so hatte deshalb denn auch der städtische Jugendrat seine Petition überschrieben, mit der nach dem Votum pro ASV die Kommunalpolitiker umgestimmt werden sollten. Denn der Jugendrat mit Sprecher Berkay Kengeroglu setzte sich engagiert für das ESV-Vorhaben ein, blieb damit aber trotz mehr als 1500-Unterstützer-Unterschriften erfolglos.

Noch heute ärgert sich SPD-Fraktionsvorsitzende Keimerl, wie damals "der Jugendrat und die Petition besonders von der CSU ins Lächerliche gezogen wurden". Denn die CSU hatte damals aufgrund eigener Berechnungen darauf geschlossen, dass keinesfalls mehr als 1000 Quadratmeter Wald weichen müssten. "Diese maximal erforderliche Fläche hat der OB-Kandidat der CSU persönlich den Initiatoren der Petition als Versprechen vor Ort gegeben", heißt es in der SPD-Pressemeldung. Annahmen, dass mehr gerodet werden müsse, seien "als Panikmache" abgetan worden. Dabei hatte das Bauamt in seiner Sitzungsvorlage im März 2019 bereits von einer Fläche von 2000 Quadratmeter Wald gesprochen. Nun, da der Hallenplan überarbeitet, ein Trakt mit Umkleiden noch angedockt wurde, sind es 2970 Quadratmeter, bestätigt Bauamtsleiter Moritz Reinhold auf SZ-Anfrage. Ein Argument mehr gegen den Standort am ASV, "den wir immer noch für verkehrt halten", betont Keimerl. Denn auch der Stadtwald sei eine Sportstätte für viele nicht vereinsgebundene Sportler. Auch werde das laufende Bebauungsplanverfahren für das Eisstadion am ASV "sicher noch einige Probleme zu Tage fördern". Schon jetzt sei klar, dass mindestens 100 Parkplätze fehlen.

Bauamtsleiter Moritz Reinhold (rechts) legte den Politikern bei dem Ortstermin auch Pläne vor. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Aufregung bei den Genossen kann CSU-Stadtrat Peter Strauch nicht verstehen. Die 1000 Quadratmeter habe der Stadtratskollege Norbert Winter (CSU) damals so ausgerechnet. Konkret sei "vor Ort grob ausgemessen" worden, bestätigt Winter. Und zwar auf Grundlage der Halle in Burgau, die als Vorbild dient. Konkrete Ausmaße der Dachauer Halle seien damals ja noch nicht bekannt gewesen. Nach den aktuellen Entwürfen ragt das Gebäude weiter als in den ersten Überlegungen vorgesehen zur Gröbenrieder Straße, benötigt also auch mehr Fläche. Doch 3000 Quadratmeter, so Strauch, "das scheint viel für den ersten Eindruck und ist schwer zu glauben. Doch er möchte prüfen, "ob auch tatsächlich Wald ist, wo im Plan Wald eingezeichnet ist". Schließlich habe es ursprünglich geheißen, dass dort Bannwald stehe, später habe sich herausgestellt, dass es um weniger geschützten Erholungswald gehe. Letztlich, davon ist Strauch überzeugt, "bleibt die Standortentscheidung richtig".

© SZ vom 05.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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