Baulärm: "Ein Dauergeräusch, das verrückt macht"

Baulärm: Wo die Gleisarbeiten stattgefunden haben, kann man auf Höhe von Hebertshausen wenige Tage nach dem Ende der Bauarbeiten noch immer sehr gut sehen.

Wo die Gleisarbeiten stattgefunden haben, kann man auf Höhe von Hebertshausen wenige Tage nach dem Ende der Bauarbeiten noch immer sehr gut sehen.

(Foto: Toni Heigl)

Wochenlang rätseln Anwohner entlang der Bahnstrecke zwischen Dachau und Hebertshausen über das immer wiederkehrende Warnsignal. Einige kritisieren die fehlende Kommunikation der Deutschen Bahn.

Von Anna Schwarz, Dachau

Ein lauter und immer wiederkehrende Warnton hat in den vergangenen zwei Wochen viele Anwohner entlang der Bahnstrecke zwischen Dachau und Hebertshausen aufgeschreckt, ihnen den Schlaf geraubt und sie vor Rätsel gestellt. So zumindest erzählt es Manuela Eder aus Hebertshausen. Sie betreut die Facebook-Gruppe "Dachauer Ratsch" und habe dort täglich Anfragen von Anwohnern aus Dachau, Hebertshausen, Etzenhausen und Prittlbach bekommen, die sich gefragt haben, was hinter dem Alarmsignal stecke: "Viele haben es gehört, konnten es aber nicht zuordnen und wussten nicht, was die Bahn da macht." Schließlich habe das Unternehmen ja auch die lokale Presse nicht in Kenntnis gesetzt, welche wiederum die Bevölkerung hätte informieren können, so Eder. Also leistete sie selbst Aufklärungsarbeit über Facebook. Denn im Briefkasten der Hebertshauserin lag ein Flyer der Bahn, der über die Bauarbeiten an den Gleisen zwischen Dachau und Röhrmoos informierte. Sie selbst wohnt etwa fünf Gehminuten vom Hebertshauser Bahnhof entfernt und sagt: "Zum Teil war das Warnsignal dreimal in fünf Minuten zu hören."

Auch Katja Caspari aus dem Dachauer Ortsteil Etzenhausen war von dem Alarmton geplagt, für sie klang es wie ein "Düddel-Düddel" und war in ihrem Haus sogar bei geschlossenem Fenster und zum Teil schon um fünf Uhr morgens zu hören. "Das war schon nervig", sagt sie - obwohl sie versteht, dass die Bauarbeiten der Bahn notwendig gewesen sind. Trotzdem hätte sie sich gewünscht, dass das Unternehmen die Arbeiten zumindest an Feiertagen und am Wochenende einstellt, damit ihre Familie einmal ungestört im Garten sitzen kann.

Wodurch der Ton verursacht wurde, blieb für das Ehepaar lange rätselhaft

Ein Dachauer Ehepaar, das ebenfalls einige hundert Meter vom Stadtbahnhof entfernt wohnt und anonym bleiben möchte, hat wegen der Bauarbeiten oft nicht schlafen können. Schuld sei bei ihnen allerdings nicht der Warnton, sondern ein Dauergeräusch, dass sich wie ein surrendes "E" anhöre, sagt die Dachauerin. Zum Teil sei es dreimal in der Minute zu hören gewesen und habe etwa drei Sekunden angehalten: "Da wird man echt verrückt", sagt sie. Wodurch der Ton verursacht wurde, blieb für das Ehepaar lange rätselhaft. Sie kritisieren: "Eigentlich könnte man von der Bahn doch erwarten, dass die Bevölkerung bei so einer Dauerbeschallung durch die Presse informiert wird." Auf SZ-Anfrage teilt die Stadt Dachau mit, dass sie ebenfalls ein paar Bürgerbeschwerden zu diesem Thema bekommen habe. Den Infoflyer der Bahn hatten wohl nicht alle Betroffenen im Briefkasten.

Überschrieben ist der Infozettel, der der SZ Dachau mittlerweile vorliegt, mit dem Titel: "Es wird kurz laut - damit es in Zukunft leiser wird". Grund für die störenden Geräusche waren demnach Bauarbeiten an den Gleisen zwischen Dachau und Röhrmoos, die von 6. bis 23. Mai stattfanden. Denn um Bahngeräusche und -vibrationen in Zukunft zu reduzieren, erneuert die Bahn im Münchner Norden Schwellen und versieht diese mit erschütterungsabsorbierenden Gummimatten. Um die Strecke im Landkreis möglichst schnell zu sanieren, wurde sowohl tagsüber als auch in der Nacht gearbeitet. Dabei kamen ein großer Bauzug, Zweiwegebagger und ein Zugwarnsystem zum Einsatz. Dieses war neben den Baumaschinen auch die Hauptlärmquelle, teilt die Bahn mit. Denn die Anlage warnt die Arbeiter vor Ort, unter anderem mit einem akustischen Signalton, bei jeder Zugfahrt im Nachbargleis: "Da der Warnton auch bei lauten Parallelgeräusche wie Zugfahrten oder Baumaschinen zu hören sein muss, ist eine entsprechende Lautstärke unumgänglich", schreibt die Bahn.

Baulärm: Katja Caspari aus Etzenhausen hat den nervigen Alarmton sogar bei geschlossenem Fenster gehört.

Katja Caspari aus Etzenhausen hat den nervigen Alarmton sogar bei geschlossenem Fenster gehört.

(Foto: Toni Heigl)
Baulärm: Als Wirte der "Essbahn" am Dachauer Stadtbahnhof waren Andrea Braun und Tomislav Klanfar ebenfalls von den Baumaßnahmen der Bahn betroffen.

Als Wirte der "Essbahn" am Dachauer Stadtbahnhof waren Andrea Braun und Tomislav Klanfar ebenfalls von den Baumaßnahmen der Bahn betroffen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)
Baulärm: Manuela Eder betreut die Facebookgruppe Dachauer Ratsch und hat zahlreiche Anfragen zu den Bauarbeiten der Bahn beantwortet.

Manuela Eder betreut die Facebookgruppe Dachauer Ratsch und hat zahlreiche Anfragen zu den Bauarbeiten der Bahn beantwortet.

(Foto: privat)

Ein Sprecher der Bahn gibt auf Nachfrage aber zu, dass auch bei der Bahn einzelne Beschwerden von Anwohnern eingegangen sind: "Wir bedauern, dass es durch die Bauarbeiten zu einer entsprechenden Lärmentwicklung gekommen ist. Das lässt sich bei Baumaßnahmen dieser Art aber leider nicht vermeiden." Gleichzeitig verteidigt er sich gegen die von Anwohnern vorgebrachten Vorwürfe und erklärt, dass die Bahn die Anlieger im Vorhinein über die anstehenden Bauarbeiten informiert habe: "Eine Anwohnerinfo wurde an alle Anwohner im Umkreis von 500 Metern zur Baustelle verteilt", so der Bahnsprecher. Nur hat dieser Umkreis eben wohl nicht ganz ausgereicht.

Als Wirt der "Essbahn" am Dachauer Stadtbahnhof war Tomislav Klanfar ebenfalls vom Baulärm betroffen, für ihn hörte sich dieser an, "wie wenn jemand mit einem Hammer gegen die Gleise haut". Doch wenn er Fenster und Türen seines Restaurants schloss, sei nichts mehr zu hören gewesen. Zwar sei er genauso wie das Ehepaar vorab nicht von der Bahn über die Arbeiten informiert worden, allerdings habe er Verständnis dafür: "Ich bin ja froh, dass die Bahn etwas repariert", dafür müssten es die Anwohner auch ein paar Tage hinnehmen, dass sie nachts mal schlechter schlafen. Für ihn sei das eine zwingende Maßnahme und es mache Sinn, dass auch nachts an gearbeitet werde, weil in dieser Zeit die wenigsten Züge fahren. Außerdem sei das ja nur eine kurzfristige Lärmbelastung gewesen. Tatsächlich ist es jetzt erstmal vorbei mit dem Lärm.

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