Man musste zweimal hinsehen, wollte es kaum glauben: Als es erstmals in diesem Winter so richtig schneite, spazierte ein Mann, an seinem Leib nur eine Unterhose, in den Schleißheimer Kanal. Er ging baden, Eisbaden, um genau zu sein.
In diesen kalten Zeiten erscheint einem das wie ein Symbol für die Dachauer Politik: Die Haushaltskrise des Bundes hat die Stadt und den Landkreis ins kalte Wasser geworfen, durch das 60-Milliarden-Euro-Loch müssen vielleicht auch kommunale Projekte auf Eis gelegt werden. Jetzt wird kollektiv gezittert.
Allein wer an die Heizkosten in den Wintermonaten denkt, dem gefriert sprichwörtlich das Blut, weil die staatliche Förderung der Energiewende nun doch auf der Kippe steht. Unklar ist, ob geplante Geothermie-Projekte auch durch den nun geplatzten Klima- und Transformationsfonds mitfinanziert werden sollten. Auch den Neubau der Georg-Scherer-Halle in Dachau könne man wegen des eingefrorenen Fonds nicht so bezuschussen wie geplant, sagt Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer (Grüne). Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) dagegen bleibt cool angesichts der Haushaltskrise und der Finanzierung der Sporthalle.
Die Haushaltskrise des Bundes wird die örtliche Sparpolitik weiter anfeuern
Gleichzeitig bahnt sich im Dachauer Stadtrat eine Lawine namens Haushalt an, die durch den finanziellen Druck, der auf der Stadt lastet, immer mehr ins Rollen kommt. Am 12. Dezember wird es diesbezüglich in der Stadtratssitzung heiß hergehen. Die geplante Sanierung des Musikheims Knabenkappelle hat es eiskalt erwischt. Von den mehr als drei Millionen Euro, die im Oktober großzügig freigestellt wurden, sind knapp einen Monat später noch 290 000 Euro übrig geblieben. Völlig auf Eis gelegt wurden auch die Mieträder des MVV, deren Einführung der Umwelt- und Verkehrsausschuss erst beschlossen hatte. Nur 24 Stunden später nahm der Haupt- und Finanzausschuss den Beschluss wegen der angespannten Haushaltslage aber wieder zurück.
Die Haushaltskrise des Bundes wird die örtliche Schussfahrt der Sparpolitik wohl weiter anfeuern. Vielleicht sollte es auch der Dachauer Stadtrat mal mit Eisbaden probieren, um den Kopf frei zu bekommen.