Dachauer SportvereineLandkreis rudert bei Hallengebühren zurück

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Besonders Vereine aus der Stadt Dachau sind auf Hallen des Landkreises angewiesen – etwa die Volleyballerinnen des ASV Dachau, hier in der Halle des Josef-Effner-Gymnasiums.
Besonders Vereine aus der Stadt Dachau sind auf Hallen des Landkreises angewiesen – etwa die Volleyballerinnen des ASV Dachau, hier in der Halle des Josef-Effner-Gymnasiums. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Dachauer Kreisausschuss erhöht die Gebühr für die Sporthallen deutlich weniger als gedacht. Den Vereinen aus der Stadt Dachau drohen dennoch finanzielle Nöte.

Von David Kulessa, Dachau

Der Kreistag muss dem Beschlussvorschlag zwar noch zustimmen, aber nach der Kreisausschusssitzung am Freitag zeichnet sich eine Lösung im Streit um die Nutzungsgebühr für die Sporthallen des Landkreises ab. Mit nur einer Gegenstimme sprach sich das Gremium deutlich für eine Steigerung der Gebühr pro Stunde pro Hallendrittel auf 22 Euro aus. Für Jahres- und Halbjahresmieten soll ein zusätzlicher Abschlag von zehn Prozent gewährt werden. Im Klartext heißt das: Für Dachauer Sportvereine erhöht sich die Stundengebühr pro Hallendrittel ab dem 1. Juni von 13,69 Euro auf voraussichtlich 19,80 Euro.

Das Schreckensszenario einer noch viel deutlicheren Steigerung ist damit abgewendet. Ursprünglich hatte der Kreisausschuss Mitte November in einer nicht öffentlichen Sitzung eine Gebühr von rund 40 Euro beschlossen. Und zwar direkt ab dem 1. Januar. Die Vorsitzenden des ASV Dachau, TSV 1865 Dachau, TSV Eintracht Karlsfeld, TSV Indersdorf und von Soli Dachau warnten daraufhin in einer gemeinsamen Stellungnahme vor einem „schweren Schlag gegen das ehrenamtliche Engagement“. Eine solche Mehrbelastung sei für sie schlicht nicht stemmbar. Die Konsequenz wären wohl Schulsporthallen gewesen, die nachmittags und abends gar nicht genutzt worden wären. Hunderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene hätten ihrem Sport nicht mehr nachgehen können. Die fünf Vereine haben zusammen rund 15 000 Mitglieder.

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Es folgte eine Gesprächsrunde mit Landrat Stefan Löwl (CSU), Vereinsvertretern und Günter Dietz, dem Dachauer Kreisvorstand des Bayerischen Landes-Sportverbands (BLSV). In der folgenden Pressemitteilung räumte das Landratsamt nicht bloß Mängel bei der eigenen Kommunikation ein, sondern verschob den Beginn der Gebührenerhöhung auf den 1. April – und kündigte auch neue Berechnungen an.

Diese Berechnungen mündeten in zwei relevante Beschlussvorlagen, die am Freitag im Kreisausschuss debattiert wurden. Und obwohl Jörg Bögeholz vom Dachauer Gebäudemanagement in seinen Ausführungen betonte, die Erhöhung auf 40 Euro sei „in allen wesentlichen Punkten“ von der Kreisfinanzverwaltung und dem Kreisrechnungsprüfungsamt bestätigt worden, entschied sich die klare Mehrheit für die alternative Beschlussvorlage.

Diese Entscheidung beruht in erster Linie darauf, dass die Ausschussmitglieder dem Argument folgten, dass Sportvereine zwar an den Betriebs- und Abnutzungskosten der Hallen beteiligt werden sollten, nicht aber an den Kosten für die Abschreibung des Baus sowie des Grundstücks. „All diese Schulsporthallen wären ja auch ohne die Sportvereine gebaut worden“, erklärte der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann. Der SPD-Politiker übrigens war das einzige Ausschussmitglied, das gegen die Beschlussvorlage stimmte – weil er die Hallengebühr gerne noch weiter verringern möchte: „Es wurde zum Beispiel nicht genau aufgeschlüsselt, was sich alles hinter den Betriebskosten verbirgt. Ich bezweifle, dass die Versicherung teurer wird, nur weil abends Sportvereine die Halle nutzen.“

Wenn von der Stadt keine zusätzliche Unterstützung kommt, kämen auf den ASV Dachau wohl Mehrkosten von bis zu 70 000 Euro zu

Das Motiv hinter Hartmanns Opposition gegen die – weiterhin zweifellos signifikante – Erhöhung der Hallengebühr lässt sich wohl damit erklären, dass die Vereine in seiner Kommune am stärksten davon betroffen wären. Fünf der sechs Turnhallen, um die es geht, stehen in der Stadt Dachau. Besonders der ASV Dachau und der TSV Dachau sind auf sie angewiesen. ASV-Präsident Andreas Wilhelm sagt am Freitag: „Auf uns kämen aktuell Mehrkosten von 60 000 bis 70 000 Euro zu.“ Das gelte zumindest dann, wenn von der Stadt keine zusätzliche Unterstützung kommt.

Bislang bezuschusst die Stadt Dachau ihre Vereine bei der Hallennutzung mit 85 Prozent – Sportförderung ist Aufgabe der Städte und Gemeinden. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Die Vereine haben nicht wirklich 13,69 Euro, sondern rund zwei Euro Stundengebühr pro Hallendrittel bezahlt. OB Hartmann betont jetzt aber im Gespräch mit der SZ, die Stadt habe im Haushalt für dieses Jahr noch mit der alten Gebühr, also 13,69 Euro, geplant. Und die zugeschossene Summe erhöhe sich jetzt nicht automatisch, nur weil sich die Gebühr erhöhe. Heißt: Der Betrag für die Vereine steigt von rund zwei Euro auf rund 8,50 Euro pro Stunde pro Hallendrittel.

Das sei ein Problem, sagt auch Wolfgang Moll, Vorsitzender des TSV Dachau: „Nur wenn die Stadt weiterhin 85 Prozent übernimmt, ist es für uns okay.“ Wenn nicht, „müssen wir zusammenrücken und uns einschränken.“ Das Dachauer Sportangebot droht kleiner zu werden. Hartmann kündigt unterdessen Gespräche mit den Vereinen und dem Stadtrat an.

Deutliche Erhöhung auf einen Schlag

Dem Stadtrat übrigens gehören sowohl TSV-Vorstand Wolfgang Moll (WIR) als auch BLSV-Vertreter Günter Dietz (CSU) an. Dietz, der einerseits betont, der Kreisausschuss habe noch eine vergleichsweise gute Lösung gefunden, sagt andererseits: „Glücklich bin ich damit nicht.“ Ihn störe zudem die deutliche Erhöhung mit einem Schlag. Nun müssten Vereine ihre Mitgliedsbeiträge nicht um ein bis zwei, sondern womöglich gleich um sechs oder gar acht Euro erhöhen. „So etwas ist immer schwierig.“

Er und Andreas Wilhelm vom ASV warnen beide vor den Auswirkungen, wenn sich Kinder und Jugendliche nicht mehr in Sportverein organisierten. „Als Vereinsvorsitzender kenne ich finanzielle Nöte“, sagt Wilhelm mit Blick auf die Sparzwänge von Bund bis Kommune. „Aber von den Schwächsten zu nehmen, das geht so nicht.“ Den Mitgliedsbeitrag wolle er jedenfalls nicht erhöhen. Auch er will sich jetzt noch einmal an den Stadtrat wenden.

Denn dort dürften die letzten Hoffnungen für die Sportvereine der Stadt Dachau liegen. Die Zustimmung des Kreistags für die Beschlussvorlage bei der Sitzung am 4. April gilt als Formsache. Die neue Gebührenordnung würde entsprechend am 1. Juni in Kraft treten.

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