Dachau:Seeber-Gelände soll Gewerbegebiet werden

Seeber Gelände

Es kann nur schöner werden: Auf dem Gelände des ehemaligen Feinpappenwerks wollen die Investoren aus Grünwald ein modernes Gewerbegebiet machen.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Eigentümer will im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen. Der Stadtrat debattiert über die künftige Nutzung.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Auf dem Jahre lang brach liegenden Seeber-Gelände, das so nun nicht mehr heißen soll, geht wieder etwas voran. Am liebsten schon im kommenden Jahr wollen die neuen Besitzer des 80 000 Quadratmeter großen Geländes zu bauen anfangen. Vor etwas mehr als einem Jahr hat die Hubert Haupt Immobilien GmbH aus München das Grundstück an der Schleißheimer Straße 100 gekauft, auf dem einst das Feinpappenwerk Schuster stand. Sie möchte es nun zu einem Gewerbegebiet für mittelständische Firmen entwickeln. Zu einem solchen Arbeitsquartier gehört für den Eigentümer allerdings auch ein ansprechendes Umfeld, mit anderen Worten: ein bisschen Gastronomie für die Angestellten und ein Hotel für Geschäftsreisende.

Damit waren nun einige Mitglieder im Bauausschuss des Dachauer Stadtrats gar nicht einverstanden. Groß ist die Angst, ein Gewerbegebiet auszuweisen, auf dem sich am Ende Einzelhandel, Fitnessstudios, Autohäuser ausbreiten - alles Betriebe, die nicht die gewünschte Gewerbesteuer einbringen. "Ich weiß nicht, was wir mit dem 30. Fitnessstudio sollen, dafür haben wir doch das Gewerbegebiet am Wettersteinring", sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Kai Kühnel (Bündnis) erklärte, er wolle auf dem neuen Gelände weder Hotel-Ketten noch Fitness-Ketten sehen. "Wir wollen dort produzierendes Gewerbe haben", sagte Rainer Rösch (ÜB).

Ganz anders sah das die CSU. "Warum soll es auf dem Gelände keine Beherbergung geben?", fragte Gertrud Schmidt-Podolsky. Hotel und Fitnessstudio seien wünschenswert, nur solle nicht in jedem Baufeld noch eine Gastwirtschaft dazu kommen. Restaurantbetrieb wollte die CSU gern auf das Hotel beschränken. Wolfgang Moll (parteilos) wollte nicht einsehen, dass überhaupt irgendein Gewerbe ausgeschlossen werden sollte. Auch ein Hotelbetrieb müsse Steuern zahlen. Schließlich erhielt diese Meinung die Mehrheit: ein Hotel darf gebaut werden, ein Fitnessstudio allerdings nicht.

Gelände mit bewegter Geschichte

Fragt man den Investor, erklärt dieser, es gehe um ein angenehmes Arbeitsumfeld für die Firmen. "Wir stellen uns ein kleines Hotel vor, mit maximal 150 Betten, Mittelklasse, vielleicht drei Sterne", sagt Stefan Galluzzi, Geschäftsführer bei Haupt Immobilien. Das ehemalige Seeber-Gelände ist ein eher kleineres Objekt im Portfolio des Unternehmens, das derzeit ein ganzes Quartier in Regensburg entwickelt und das Areal an der ehemaligen Hauptpost am Nürnberger Hauptbahnhof erworben hat. In München hat die GmbH wesentlich die sogenannte Südseite, ein 20 Hektar großes Wohngebiet zwischen Obersendling und Solln mitentwickelt und realisiert. In Dachau sieht Galluzzi eine Nachfrage nach Gewerbeflächen gegeben, zugleich spreche die gute Anbindung an Autobahn und Flughafen für das Gelände, das derzeit unter den Dachauern noch Seeber-Gelände heißt. Im Bauamt heißt das Grundstück, auf dem das Bayerische Fernsehen die Serie "Dahoam is Dahoam" dreht, etwas umständlich "Gewerbegebiet südlich des Schleißheimer Kanals", die neuen Eigentümer wollen dem Grundstück auch einen neuen Namen geben.

Das Gelände hat eine bewegte Geschichte: Bereits vor dreizehn Jahren schloss der Automobilzulieferer Seeber Creative Center seinen Betrieb. Die schwäbische Firma hatte es 1998 gekauft. Zuvor hatte das Feinpappenwerk Schuster noch in Dachau einen Standort, es zog später nach Hebertshausen und meldete 2016 Insolvenz an. Nach 2004 hatte Seeber weiterhin große Pläne für Dachau, so wurde über einen High-Tech-Standort gesprochen. Doch das Gelände blieb brach liegen und verkam zwischenzeitlich zu einer illegalen Müllkippe. Brände in den Fabrikruinen, wie erst im vergangenen Sommer, taten ein übriges. Im Jahr 2007 zog dann der Bayerische Rundfunk ein und macht seither mit dem Fan-Tag zur Daily-Soap das Seeber-Gelände jedes Jahr zu einem Pilgerort von Zehntausenden Fans.

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