Schulrätin:"Das Beste aus der Situation machen"

Schulrätin: "Verständnis für einander wäre wichtig", sagt Ilona Seyfried.

"Verständnis für einander wäre wichtig", sagt Ilona Seyfried.

(Foto: Toni Heigl)

Schulrätin Ilona Seyfried vom Dachauer Schulamt spricht im Interview über die Herausforderungen für Schüler in der Pandemie.

Interview von Greta Ehrenfried, Dachau

Ilona Seyfried war Lehrerin an der Grund- und Mittelschule Erdweg, Konrektorin der Grundschule Markt Indersdorf, Rektorin der Grundschule Weichs und Rektorin der Grundschule Fürstenfeldbruck Mitte. Jetzt ist sie als Schulrätin des Staatlichen Schulamts Dachau tätig. Im Interview mit der SZ Dachau spricht sie über ihre neue Aufgabe.

Frau Seyfried, Sie waren jahrelang leidenschaftlich Lehrerin. Was hat Sie motiviert, den Schulalltag zu verlassen und Schulrätin zu werden?

Ende vergangenen Jahres wurde die Stelle beim Schulamt frei und ich wollte gerne einen Perspektivwechsel. Die Möglichkeit, Schule aus einem anderen Sichtwinkel zu betrachten, hat mich interessiert. Außerdem kam ich dadurch in den Landkreis Dachau zurück, in dem ich wohne. Vor allem aber die Neugier und Freude, mich neuen Herausforderungen zu stellen, hat mich motiviert. In den vergangenen viereinhalb Jahren leitete ich eine Schule mit einem eher bunten Schulprofil. Ich hoffe nun meine vielfältigen Erfahrungen, die ich dort sammeln durfte, in meine Tätigkeit als Schulrätin miteinfließen lassen zu können, um Schulleiter und Schulleiterinnen zu unterstützen.

Vermissen Sie die Kinder, die sie sonst immer um sich hatten?

Ja natürlich. Ich bin zwar erst seit einer Woche hier, aber ich bin mir jetzt schon sicher, dass mir die Kinder sehr fehlen werden. Ich war mit Herzblut Lehrerin und Pädagogin und bin leidenschaftliche Hobby-Musikerin. Die Umsetzung von Musik in der Grundschule und Projekte, welche ich an jeder Schule verwirklicht habe, werde ich auf jeden Fall vermissen. Aber dafür gibt es hier andere spannende Dinge und Aufgaben.

Haben Sie das Gefühl, E-learning hat einen positiven oder negativen Effekt auf das Lernen und die Schüler?

Beides. Der momentane Distanzunterricht ist sicherlich für alle eine große Herausforderung, sowohl für Eltern, Lehrer als auch für Kinder, denen das soziale Miteinander genauso fehlt wie uns allen. Ich habe größtes Verständnis für Eltern, die sagen, dass es höchst schwierig ist, Home-Office und Home-Schooling zu vereinbaren. Auch sind die digitale Ausstattung und Kapazitäten bei den Familien sehr unterschiedlich und für die Unterstützung der Kinder, die man ja nicht als selbstverständlich ansehen darf, fehlt es manchen Eltern an Zeit. Positiv ist allerdings, dass durch die Pandemie in der Digitalisierung im schulischen Bereich viel ins Rollen gekommen ist. Lehrkräfte und Schulleitungen arbeiteten sich in dieses neue Themengebiet intensiv ein und werden sich weiterhin damit auseinandersetzen. Die allermeisten Lehrer überlegen, wie der Unterricht aus der Ferne am interessantesten und besten gestaltet werden kann. Wenn allerdings Server überlastet sind oder die Technik nicht funktioniert, können diese nichts dafür. Wir sind uns alle einig, dass wir den Präsenzunterricht auf jeden Fall dem Distanzunterricht vorziehen. Die individuelle Förderung ist unter Umständen aus der Ferne schwierig. Einem Kind nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige Aufgaben zu geben und jeden im Unterricht gemäß seinem individuellen Leistungsstand mitzunehmen, ist nicht einfach. Dabei ist ein ständiger Austausch zwischen Lehrkraft, Kind und Eltern unverzichtbar. Verständnis für einander wäre dabei sehr wichtig. Wir müssen uns vor Augen halten, dass sich niemand von uns die Situation ausgesucht hat und wir das Beste daraus machen müssen. Wenn wir wüssten, wann die Pandemie - und damit die Unsicherheit - zu Ende sein wird, könnten wir besser damit umgehen.

Was möchten Sie als Schulrätin konkret ändern?

Ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt, sind die Übergänge, der Eintritt in die Grundschule und der Übergang in die fünfte Klasse. Dabei neue Impulse zu setzen und diese den Kindern noch mehr zu erleichtern, ist etwas, woran ich arbeiten werde. Die Musik ist mir außerdem sehr wichtig. Sie hat für die Kinder positive Auswirkungen auf Geist und Seele. Ich würde gerne andere Schulen in ihrer musikalischen Weiterentwicklung unterstützen und begleiten - natürlich nur, wenn es eine Schule möchte.

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