Dachau:Satire mit Selbstironie

Von Julian Erbersdobler, Dachau

Christian Ude, das Original, trägt ein kupferfarbenes Jackett: "Ich war mal bei der Stadt beschäftigt, im Abgehobenen Dienst." Der Münchner Altoberbürgermeister und sein Double Uli Bauer präsentieren sich im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau als Duo mit Hang zur Symbiose. Bauer war Udes Alter Ego auf dem Nockherberg. Beide reden gerne über Politik. Auch über Host Seehofer: Der baut eine dritte Startbahn - nicht mehr aber am Flughafen München, sondern "weiter östlich". Denn: "Dann kann er die Flüchtlinge direkt wieder heimschicken." Schließlich sitzt das Ude-Double am Flügel, haut voller Euphorie in die Tasten und singt "Skandal um Horsti". Ein Nockherberg-Kracher aus dem Jahr 2012, angelehnt an den Nummer-eins-Hit der Spider Murphy Gang. Begeisterung im Publikum.

Da Christian Ude eine Figur des öffentlichen Lebens ist, gibt es auch Privates; quasi als eine Homestory mit politischer Relevanz zu den Themen Zufall und Schlagfertigkeit. So studierte Ude 1972 gerade Rechtswissenschaften, als ihn ein Freund zu einem Abenteuer überredete. Für die Fachzeitschrift Fisch&Fang sollten sie in den Osten der Türkei, um dort ein Bild von freilaufenden Wölfen zu schießen. Der Lohn: 1000 Mark. Der Haken: Kein einziger Wolf weit und breit. Der Clou: Ude lernt in einem Bergdorf Türken kennen, die ihm später, nach seiner Zeit als Münchner Oberbürgermeister, einen Job vermitteln. Er ist seitdem daran beteiligt, eine zweite Stadt-Messe in Istanbul aufzubauen.

Dazu ein Plädoyer für den "Mut zur Lücke". Christian Ude verteidigte einen Täter, bei dem es nichts mehr zu verteidigen gab. Was macht der spätere Dachauer Oberbürgermeister? Er schwadroniert ohne jegliches Vorwissen, Punkt und Komma über die schwere Kindheit des Mandanten, bis ihn der Richter bremst. "Sie haben aber schon Jura studiert?", fragt er. Udes Antwort: "Wahrscheinlich länger als Sie!" Und Double Ulli Bauer, der in seinen Liedern einen ebenso langen Atem beweist wie Ude bei den Texten, singt den EAV-Hit: "Ich bin der Märchenprinz, Ma Ma Ma Märchenprinz." Der Abend in der Reihe Kultiges in Dachau war Satire mit pointierter Selbstironie.

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